Von Baseball, Matsch und Flussufern

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Die Tage plätscherten so vor sich hin und der Regen tat es ihnen lieblos gleich. Der Himmel war wie meistens grau und bleiern, wie man es eigentlich von Forks und der Olympic Halbinsel gewohnt war. Die Wolken hingen so dicht über der Erde, dass man fast meinen könnte, dass es Nebel sei. Doch lag eine gewisse Schönheit in dieser verhangenen, mystischen Welt, die mein Zuhause war.
Mittlerweile war es die nächste Woche angebrochen und heute Dienstag. Biologie, Englisch und Geschichte hatten wir bereits hinter uns gebracht. Meine Familie hatte mich bereits verlassen, da sie den Sportunterricht wie immer nicht mitmachen würden. Und so schlurfte ich durch den abermals einsetzenden, kalten Sprühregen. Von der Jacke, die ich trug, perlte bereits das Wasser hinab. Aber auch heute störte mich dies gewiss nicht. Selbst als meine Haare nass waren und mein T Shirt sich vollsog, war es mir noch immer egal.
Einige meiner Mitschüler rannten an mir vorbei zu unserer Turnhalle. Die Siebte und Achte Stunden würden gleich beginnen. Doch beeilte ich mich nicht, ich wäre noch schnell genug dort, wieso sollte ich mich dann hetzen.
In meinem Kopf versuchte ich den Druck, den ich seit Englisch in eben jenem verspürt hatte, mit einer Melodie zu überdecken. Diese Taktik schien allerdings nicht viel zu bringen, denn wurde ich jäh bei einer Wiederholung von Dios ‚Straight through the heart' unterbrochen.
„Wieso schlenderst du so langsam? Macht dir der Regen gar nichts aus?" Es war Jessica, das nervige Mädchen, die mit ihrer grellpinken Regenjacke nun neben mir her lief. Noch immer hatte sie es nicht aufgegeben mit mir in Kontakt zu kommen. Wie immer antwortete ich ihr Wortkarg. „Nein, mich stört es nicht." Überall auf dem Schulhof hatten sich Pfützen gebildet, durch die ich nur zu gern hindurch stapfte.

In der Turnhalle zog ich meine Jacke aus. Sie war mittlerweile komplett nass, am besten schmeiße ich sie nach der Schule einfach in den Trockner. „Wie kommt es dazu?" Wieder eine unnötige Frage, die den Druck nur verstärkte. „Es stört mich einfach nicht, schließlich ist es doch nur Wasser und ich bin nicht aus Zucker." „Aber hast du keine Angst, dass dein Make Up verschmieren könnte?" Erst jetzt blickte ich zu ihr. Langsam blinzelte ich, um festzustellen, ob sie diese Frage ernst gemeint hatte. „Ich bin ungeschminkt und das eigentlich fast immer. Wozu sollte ich mir dann um mein Make Up sorgen machen?"

Wie jeden Tag ging ich zur Damenumkleide und wollte mich umziehen. Erneut wollte sie losplappern, doch hörte ich ihr einfach nicht zu. Mich interessierte der Klatsch und Tratsch nicht, genauso wenig brauchte ich die Schminktipps von einem Mädel, dass sie bei weitem nötiger hatte, als ich. Neue Freundschaften wollte ich außerdem auch nicht knüpfen. Für so etwas hätte ich weder die Zeit noch die Muße.
Ich zog mich in meinen Gedanken verloren um, band mir meine Haare hoch und betrat die Sporthalle. Vielleicht hätte ich Carlisles Angebot doch annehmen sollen, dass er mich auch vom Sport befreite. Doch wäre es mir eigentlich zu doof, wegen einer einzigen Person das Feld zu räumen. Ich mochte den Sport, das könnte sie mir genauso wenig vermiesen, wie Mathe oder die anderen Kurse, die ich leider mit ihr zusammen hatte.

„Nachdem wir in den letzten Tagen die Regeln des Sportes durchgenommen haben, kommen wir nun zu dem praktischen Teil. Heute beginnen wir mit dem Baseball. Eigentlich sollte es wie üblich aufgeteilt werden in Baseball für die Männer und Softball für die Frauen, doch in Anbetracht der Tatsachen, dass wir nur so wenige sind, legen wir alles zusammen. Wir werden dann das Baseballfeld draußen benutzen."
Ein Raunen ging durch die Halle, denn niemand wollte bei dem Wetter auf das matschige Feld. Niemand ... außer mir. Endlich legte sich ein Grinsen auf mein Gesicht, seitdem ich diese Halle hier betreten hatte.

Baseball war einfach.

Einfache Regeln, einfache Spielweise.

Mit meinem Rudel hatte ich damals öfters Mal gespielt, auch wenn diese sich eher fürs Football interessierten, da man dort öfter Rangeleien veranstalten konnte. Und so wie die Jungs nun einmal waren, waren das Kebbeln und der Tackle natürlich interessanter.
Bei den Cullens hingegen war es ein festes Ritual. Sie liebten es bei Regen und Gewitter gegeneinander zu spielen. Jedes Mal war ich mit von der Partie gewesen. Zwar wäre Emmett bestimmt auch eher für Football, doch konnte man es hier gelassener angehen.

The Colors of the WaterfallWo Geschichten leben. Entdecke jetzt