Flashback

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„Schneller!", schreit eine Stimme Brenton befehlerisch an. Keuchend rennt Brenton so schnell er kann Richtung Fluss. Dornen und Äste zerfetzen seine Klamotten. Schweiß tropft von seine Stirn herunter. Sein Herz klopft immer schneller und seine Muskeln brennen vor Schmerzen und Anstrengung. Er spürt, wie seine Beine immer langsamer und schwerer werden.

„Verdammt!", flucht Brenton leise. Brenton spuckt seinen Speichel auf dem Boden und beschließt sich im Gestrüpp zu verstecken. Schnell duckt Brenton sich und läuft auf alle Vieren auf das hohe Grass zu und versteckt sich. Er versucht verzweifelt sein Atmen zu kontrollieren. Er nimmt seine Trinkflasche und wirft es über seinen Kopf, um sich etwas abzukühlen. Plötzlich spürt Brenton einen heftigen Schlag auf seinen Rücken, sodass er nach vorne fällt und sein Gesicht mitten im Schlamm landet.

„Wenn du dich von den Wölfen Eziwas verstecken willst, dann solltest du dich mit Kot beschmieren, sonst können sie deinen Geruch verfolgen", zischt Mona streng. Brenton wischt genervt den Schlamm aus seinem Gesicht ab und steht auf.

„Meine Beine sind ermüdet. Ich konnte einfach nicht mehr rennen", erklärt er, indem er sein Gesicht unschuldig verzieht. Mona verdreht die Augen, doch dann lächelt sie leicht, „Naja, wenigstens bist du schneller geworden. Das ist ein guter Fortschritt!"

„Ähm... danke!", Brentons Backen erröten leicht. Das ist das erste Mal, dass Mona ihn einem Lob gibt. Es sind schon sechs Monate vergangen seit Brenton in diesem Meteorit gestrandet ist. In diesen sechs Monaten beschlossen Mona und Anjing Brenton zu trainieren. Ihn so zu trainieren, dass er überleben konnte und dass er ihnen bei ihrer Mission helfen konnte. Natürlich war es nie geplant, dass sie sechs Monate brauchen würden, um Brenton zu trainieren, doch Brenton war eben nie der sportlichste Typ gewesen, sodass er etwas länger gebraucht hat, Muskeln aufzubauen und Kraft und Schnelligkeit zu gewinnen. Schlussendlich hat sich Brenton physisch sich so verändert, dass er nicht mehr wieder zu erkennen ist. Seine Haare waren um einiges gewachsen, sodass sie wild über die Schulter hingen. Dazu sah er nicht mehr, wie ein zerbrechlicher schüchternes Skelet aus, sondern eher wie ein selbstbewusster Athlet.

„Komm, lass uns zum Fluss gehen. Anjing hat bestimmt schon Essen gemacht", erklärt Mona aufbrausend. Brenton nickt und folgt Mona instinktiv hinterher. In den letzten Monaten durfte Brenton auch Mona und Anjing besser kennenlernen. Anjing war eine intelligente, harmonische, zaghafte Person, die immer die Sachen positiv sah und jedem zum Lachen bringen konnte, sogar Mona. Mona dagegen war eher eine strengere, impulsive, dominante Person, die die Situationen jedoch meistens furchtlos begegnete. Doch Brenton war nicht mehr derselbe. Er musste lernen in Unabhängigkeit zu leben. Früher, da war er immer von seinen Eltern abhängig und bei ihnen fand er immer Schutz und Geborgenheit. Doch hier im Meteorit, können seine Eltern ihn nicht helfen. Er muss alleine zurechtkommen. Außerdem hatte er auch viel Zeit in Eziwa gehabt, um sich mit seinen Ängsten auseinander zu setzen und sich nicht von ihnen kontrollieren zu lassen. Wäre ja ziemlich blöd wenn ein Bèt Nan Bwa auftauchen würde und er wieder in eine Schockstarre geraten würde.

„Brent! Mona!", Anjing winkt den beiden vom Ufer fröhlich zu. Brenton kann schon den Duft von gebratenen Fisch riechen. Ihm läuft das Wasser im Mund zusammen. Auch seine Ernährung musste Brenton komplett verändern. So was, wie Schokolade oder Pizza gab es ja schließlich in der Insel nicht. Deswegen musste er sich mit Früchten, Fische, Papageien und Affen zufrieden geben. Brenton joggt auf Anjing zu, obwohl er dadurch seinen Muskelkater stark zum Spüren bekommt. Anjing merkt, wie Brenton schmerzhaft das Gesicht verzieht und er laut auflacht, „War Mona heute wieder so hart mit dir?"

„Das ist sie doch immer", Brenton zwinkert Mona frech zu und setzt sich auf einen Stein.

Seufzend setzt sich Mona neben Brenton hin, „Aber heute war dein letzter Training"

Verlorene ZeitWo Geschichten leben. Entdecke jetzt