Kapitel 29

274 43 6
                                    

~Pov. Jimin~
Ich zuckte zusammen, als mich der Wecker aus dem Schlaf riss. Als ich meine Augen öffnete, war ich erst verwirrt, weil ich gegen Stoff schaute. Als ich mich dann aber umsah realisierte ich, dass ich in Yoongis Armen lag. Als ich zu ihm auf sah hatte er seine Augen noch geschlossen.

Mein Herz fing an zu rasen und meine Wangen wurden ganz warm. Ich löste mich von ihm und drehte mich zum Wecker, um diesen auszuschalten. Plötzlich schlangen sich Arme um meinen Bauch, weswegen ich etwas zusammen zuckte und mich nicht bewegte.

Dann sah ich aber zögernd nach hinten und sah Yoongi, der fest an mich gekuschelt war. Es sah so aus als würde er schlafen, doch ich war mir nicht sicher, ob er es wirklich tat. „Yoongi?", flüsterte ich leise. Er gab ein kurzes Brummen von sich, was mir verriet, dass er wach war und mir zuhören würde.

„Wollen wir nicht langsam aufstehen? Wir müssen noch zur Schule." Er atmete genervt aus, löste sich dann aber von mir und setzte sich auf. Ich setzte mich ebenfalls auf und holte erst einmal tief Luft, da ich mein Atem sogar angehalten hatte, ohne es zu merken.

„Wie hast du geschlafen?", fragte ich dann und stand auf. „Ganz gut. Auf jeden Fall besser als im Heim." „Schläfst du da schlecht?", fragte ich und stand auf, was er mir gleich tat, und machte mein Bett. „Schon. Mal besser, mal schlechter. Liegt vermutlich auch sehr am Bett."

Wir gingen gemeinsam nach unten in die Küche und ich überlegte, was ich für uns machen könnte. Da wir nicht sehr viel Zeit hatten beschlossen wir uns einfach etwas warm zu machen, was mal vom Abendessen übrig geblieben war.

Als wir damit fertig waren räumten wir auf, zogen uns um und putzten uns die Zähne. Gemeinsam machten wir uns auf den Weg zur Schule. Dort angekommen einigten wir uns darauf uns nach der letzten Stunde am Eingang zu treffen und etwas gemeinsam zu unternehmen. Was wussten wir noch nicht. Dann trennten sich unsere Wege und wir gingen jeweils in unseren Unterricht.

Nach der letzten Stunde packte ich alles schnell zusammen und machte mich sofort auf den Weg zum Eingang. Auch wenn wir uns noch nichts überlegt hatten, was wir machen wollten, freute ich mich jetzt schon auf die Zeit mit ihm.

Ich war ziemlich früh, da unsere Lehrerin uns etwas früher rausgelassen hatte, doch das störte mich nicht. Nach einigen Minuten klingelte es und kurz darauf konnte ich Yoongi auch schon sehen. Er lief in der Menschenmasse und eigentlich hob er sich äußerlich kaum von den anderen ab.

Als er mich sah kam er mit einem leichten Lächeln auf mich zu. „Wo wollen wir überhaupt hin?", fragte er. Ich merkte viele Blicke meiner Mitschüler, was mir etwas unangenehm war. „Ich dachte erstmal etwas essen? Ich habe Hunger." „Okay können wir machen. Ich brauch aber nichts, ich bin noch satt.", sagte er und verließ mit mir das Gebäude.

Wir liefen zu einem Imbiss, doch auf dem Weg dort hin konnte ich Yoongis Magen knurren hören. „Meintest du nicht, dass du satt bist?", fragte ich und runzelte mit der Stirn. „Bin ich auch.", sagte er.

Einige Sekunden schwiegen wir, dann sagte ich:„Es ist kein Problem es für dich zu bezahlen. Wirklich, wir haben genug Geld und wissen oft nicht wohin damit. Lass es mich dir bezahlen." Er überlegte kurz, seufzte dann aber und gab sich geschlagen.

Dies lies mich lächeln und beim Imbiss angekommen kaufte ich uns beiden etwas zu essen. Er nahm sein Essen und während wir liefen aßen wir. „Gehen wir wieder aufs Dach?", schlug ich vor und er bejahte.

Gemeinsam gingen wir dort hin und legten unsere Taschen wieder in den Container. Dann kletterten wir über das Geländer, wobei uns das Essen nicht aus der Hand fiel. Oben angekommen setzte ich mich an den Rand des Daches im Schneidersitz hin und aß weiter, während ich die vielen Menschen beobachtete, die durch die Gegend liefen.

Ich sah Leute im Anzug telefonieren, Mütter mit Kinderwägen und Jugendliche durch die Straßen laufen. „Alle haben 'ne Aufgabe.", kam es plötzlich von der Seite. Verwirrt sah ich zu Yoongi, der jedoch nur auf die Menschen sah. „Alle haben eine Aufgabe, alle haben einen Platz. Alle gehören hier her.", murmelte er weiter.

Mein Herz zog sich schmerzhaft zusammen, als ich verstand, was er meinte. Ich stellte mein Essen beiseite, rutschte näher und legte einen Arm um ihn. „Du auch. Nur weil man es nicht sieht heißt es nicht, dass du keine Aufgabe oder Platz hast."

Er schwieg einige Zeit, sagte dann aber:„Doch. Das heißt es. Ich gehöre nicht ins System, ich bin ein Unfall, nicht gewollt. Man würde mich vermutlich direkt umbringen, wenn man es erfahren würde. Aber ich muss damit klar kommen."

Ich zögerte einige Sekunden, atmete dann aber tief durch und sagte dann etwas, was ich mich normalerweise nie getraut hätte zu sagen:„Vielleicht gehörst du nicht ins System. Vielleicht würden die Leute auch direkt umbringen. Das wissen wir nicht. Aber nur weil du kein Platz in diesem System hast, heißt es nicht, dass du kein Platz in dieser Welt hast.

Vor einigen Monaten war für mich Schule, Studium und späteres Berufsleben das wichtigste. Ich wusste nie, wieso man Freunde hatte oder wieso sie so wichtig sein sollen. Meine Mutter ist mir sehr ähnlich, nur dass ihr Freunde und Familie mehr als die Karriere bedeuten. Das habe ich nie verstanden. Aber jetzt tue ich es. Und ich glaube auch, dass mir Familie und Freunde fast schon so wichtig sind wie meine spätere Karriere. Und das weiß ich nur dank dir.

Du hast mir in so kurzer Zeit viele neue Ansichten geschenkt und mit mir geteilt. Manche Sachen hätte ich in meinem Leben nie erfahren oder erlebt. Das habe ich nur dir zu verdanken. Und meiner Meinung nach ist dein Platz hier."

Ich schwieg einige Sekunden, ergänzte dann aber leise:„Bei mir." Nun herrschte Stille. Yoongi hatte mittlerweile aufgehört zu essen, ich hatte in der Zeit meinen Kopf an seine Schulter gelegt und schaute auf die vielen Hochhäuser vor uns, die man in der Ferne sehen konnte.

„Was meinst du damit?", fragte er nach einiger Zeit. „Mit was?" „Dass ich bei dir bleiben soll." Ich zögerte und schaute beschämt auf meine Hände:„Du bist mir sehr wichtig geworden. Und es tut mir weh daran zu denken, dass ich dich verlieren könnte oder du dich von mir abwendest.", antwortete ich wahrheitsgemäß.

Einige Zeit herrschte wieder Stille, dann fragte er:„Nur freundschaftlich gesehen oder?.." Langsam hob ich meinen Blick von meinen Händen und sah ihn an. Er schaute mich aus neugierigen Augen an und wartete auf seine Antwort. Doch ich hatte keine. Ich wusste es nicht. Er war mir unglaublich wichtig und Freunde waren wir auf jeden Fall, doch war da auch noch mehr?

Ich konnte es schlecht einordnen, da ich zuvor nie wirklich etwas mit anderen Leuten zu tun hatte. „Ich weiß es nicht.", gab ich deswegen zögernd von mir. „Ich hatte wenig zuvor mit anderen zu tun." Er nickte verstehend und schaute wieder nach vorne.

Vorsichtig fragte ich:„Und wie ist es für dich?" Er atmete tief durch, murmelte dann aber ebenfalls:„Ich weiß es auch nicht." Ich schaute wieder nach vorne, als er dann plötzlich sagte:„Eher mehr glaube ich."

Ich sah ihn mit großen Augen an, was ihn etwas schmunzeln ließ. „Was denn? Du hast gefragt." Ich schaute langsam wieder nach vorne und murmelte:„Ich wünschte ich wüsste es." „Du wirst es noch herausfinden, glaub mir. Das kommt nach der Zeit." Ich schwieg und so verweilten wir lange Zeit, bis wir dann endlich unser, bereits kalt gewordenes, Essen aßen.

DNA 4628Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt