Kapitel 30

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~Pov. Jimin~
Vor einer Woche hatte Yoongi mir, mehr oder weniger direkt, gesagt, dass er wohl mehr als nur Freundschaft fühlt. Doch ich wusste immer noch nicht, wie es für mich war. Ich mochte ihn wirklich sehr und wenn wir gemeinsam etwas machten fühlte ich mich bei ihm auch unglaublich wohl.

Doch ob das Liebe war, konnte ich nicht einordnen.

Ich war gerade in meinem Zimmer und dabei meine Hausaufgaben Zu machen, als ich ein Klopfen hörte. Jedoch kam dieses nicht von meiner Zimmertür, sondern vom Balkon. Dort stand Yoongi vor der Glastür und klopfte an diese, hörte aber auf, als sich unsere Blicke trafen.

Ich stand auf, ging zum Balkon und öffnete die Tür. „Was machst du hier? Meine Eltern sind Zuhause.", sagte ich leise. „Deswegen komme ich ja durch deine Balkontür.", antwortete er und betrat mein Zimmer. „Was ist denn?", fragte ich, als ich die Tür schloss.

Er schwieg einige Sekunden, sagte dann aber:„Ich wollte einfach zu dir. Ich wusste sonst nicht wohin, meine Gedanken machen mich verrückt und du bist der einzige, zu dem ich kann."

Ich sah ihn etwas perplex an, fragte dann aber:„Was ist mit deinen Freunden aus dem Heim?" „Freunde kann man das nicht wirklich nennen. Einfach Bekannte, welche, die man mal gesehen hat."

„Und was willst du jetzt machen?", fragte ich. Er zuckte mit den Schultern und setzte sich auf mein Bett, ließ sich dann aber nach hinten fallen und sah an die Decke. „Wollen wir vielleicht wieder raus gehen?"

„Ich weiß nicht. Ich mache gerade Hausaufgaben und ich wollte eigentlich mal wieder etwas hier bleiben weil ich habe das Gefühl, dass meine Eltern sich wundern, wieso ich so oft in letzter Zeit weg bin. Sie wissen, dass ich keine Freunde habe."

Er seufzte. „Können wir nicht einfach sagen, dass wir Freunde sind? Hätte ich eigentlich diese DNA, würde es ja theoretisch funktionieren.", meinte er. „Ich weiß nicht. Damals waren sie nicht wirklich erfreut, als du bei uns geschlafen hast. Meinte Mutter meinte, dass ich so jemanden wie dich nicht wieder mit nach Hause bringen soll."

„Du hast mich ja nicht hergebracht, ich bin ja jetzt gekommen.", sagte er mit einem frechen Grinsen. Ich verdrehte lächelnd die Augen und setzte mich neben ihn. „Ich hab Angst, dass sie mir verbietet mich mit dir zu treffen." „Du bist doch alt genug, um sowas selbst zu entscheiden. Sie kann dir gar nichts verbieten."

Ich zögerte. „Ich weiß nicht. Ich will mich nicht mit meinen Eltern zerstreiten." Er schwieg kurz, seufzte dann aber. „Na gut." Zögernd legte ich mich neben ihn und kuschelte mich an ihn. Er legte sofort einen Arm um mich und fing an meine Schulter zu streicheln.

„Kanntest du deine Eltern eigentlich?" Er verneinte. „Soweit ich weiß, haben meine Eltern mich sofort abgegeben, als ich zur Welt kam. Irgendwie ein oder zwei Tage später." Kurz schwieg er, murmelte dann aber:„Nur wegen ein paar Zahlen. Zahlen, die nicht mal etwas über mich aussagen oder mit mir zu tun haben."

Zögernd fing ich an Muster und Kreise auf seine Brust zu malen. Dabei sagte ich:„Sei nicht wütend. Sie können nichts dafür. Sie dachten du seist anders, sie wussten nicht, dass du ein anderer Mensch bist. Sie haben sich überfordert gefühlt. Sie haben keine Schuld und du genauso wenig."

Darauf sagte er nichts mehr, was mich leise seufzen lies, doch ich beließ es dabei. So verweilten wir einige Zeit, als er plötzlich fragte:„Wann willst du mal ausziehen?" „Ich weiß es nicht. Wieso?", antwortete und fragte ich. „Wenn du alleine wohnen würdest, könnten wir uns immer treffen, egal wann. Beziehungsweise könnte ich immer zu dir kommen, egal wann. Und ich könnte immer mit dir reden."

Ich schwieg einige Sekunden, löste mich dann aber von ihm und stand auf. Verwirrt setzte er sich ebenfalls auf und beobachtete mich, wie ich zu einem Schrank ging und diese öffnete. Ich wühlte ein wenig in einer Kiste herum, bis ich mein altes Handy gefunden hatte.

Ich machte den Schrank zu und setzte mich wieder neben Yoongi, unsere Beine berührten sich knapp. Ich schaltete das Handy ein, gab meinen alten Pin ein und reichte es Yoongi.

„Du kannst es haben, wenn du willst. Ich brauch es nicht mehr. Ich kann dir meine Nummer geben und dann können wir immer schreiben oder manchmal telefonieren, wenn du willst.", sagte ich etwas schüchtern.

„Meinst du das ernst?", fragte er mit großen Augen und ich bejahte. Dann nahm ich das Handy, speicherte schnell meine Nummer ein und reichte es ihm wieder. „Weist du denn, wie das alles funktioniert?", fragte ich.

Er schwieg, was mich etwas lachen lies. Ich erklärte ihm in kurzer Zeit erstmal das wichtigste. „Ich muss jetzt meine Hausaufgaben weiter machen.", sagte ich, nachdem ich ihm alles fertig erklärt hatte.

„Okay. Wann soll ich dir schreiben?" „Schreiben kannst du immer, ich antworte manchmal nur nicht sofort." Er sah mich an, umarmte mich dann aber zögernd. „Danke.", murmelte er leise. Ich wusste, dass das Danke nicht nur aufs Handy bezogen war. Sanft erwiderte ich die Umarmung. „Kein Problem. Du kannst mir immer schreiben, wenn was ist okay?"

Er nickte und löste sich dann etwas von mir, sodass er mich ansehen konnte. Ich erwiderte seinen Blick und lächelte ihn sanft an, was er etwas vorsichtiger erwiderte. „Was würde ich nur ohne dich machen?", fragte er leise, was fast schon ein Flüstern war.

Ich zuckte mit den Schultern und sagte genauso leise:„Vermutlich durchdrehen." Er verdrehte leicht lachend die Augen, schnell fand sein Blick wieder zu mir. „Vermutlich hast du recht.", meinte er. Wir sahen uns weiter an und ich hatte das Gefühl, als würde er langsam näher kommen.

Doch wir zuckten zeitgleich zusammen, als die Zimmertür geöffnet wurde. „Was willst-" Meine Mutter unterbrach sich selber, als sie uns so sitzen sah. Ihre Augen waren geweitet und ihr Mund stand leicht offen.

Ein flaues Gefühl machte sich in meinem Magen breit und ich hatte das Gefühl nicht mehr richtig atmen zu können.

Schnell rutschte ich etwas von ihm weg, stand dann aber doch auf. „Was macht der hier?! Ist er eingebrochen?" „Nein ist er nicht! Er-" Ich wurde unterbrochen, als ebenfalls mein Vater noch dazu kam. Verwirrt sah dieser zwischen mir und Yoongi hin und her.

Bevor er fragen konnte sagte meine Mutter schon:„Das ist der, von dem ich dir erzähle habe. Hat er dich erpresst?! Schatz ruf die Polizei!", sagte sie und wollte nach mir greifen, vermutlich um mich von Yoongi weg zu ziehen, doch ich wich zurück.

„Wir brauchen keine Polizei! Er hat nichts getan!" Yoongi war mittlerweile auch schon aufgestanden. „I-ich denke auch nicht, dass die Polizei unbedingt nötig wäre. Ich kann auch einfach gehen.", sagte er und wollte schon dazu ansetzen zu meiner Zimmertüre zu gehen, doch mein Vater stellte sich vor diese.

„Du bleibst schön hier mein Freundchen! Ich lass so jemanden kriminelles nicht einfach gehen!" „Er hat nichts gemacht!", sagte ich sofort, doch meine Mutter zog mich nun trotzdem sachte von ihm weg. „Du musst sowas nicht sagen.", sagte sie sanft, doch ich riss mich erneut von ihr los.

„Ich will es aber sagen, weil ihr ihm direkt irgendwas unterstellt!" „Ich habe die Polizei schon über einen Notknopf gerufen, die sind bald hier. Dann werden wir ja sehen, ob wir ihm was unterstellen."

Als er gerade fertig geredet hatte, rannte Yoongi auf einmal los zur Balkontür, welche er aufriss. „Yoongi warte!", rief ich ihm hinterher und wollte ihm folgen, jedoch hielt mich meine Mutter fest. „Jimin, beruhige dich! Du musst ihn vor nichts beschützen, er wird dir nichts tun."

„Er hat nichts getan!", rief ich wieder verzweifelt und folgte meinem Vater auf den Balkon. Wir sahen über das Geländer, über welches Yoongi geklettert und hinuntergesprungen war. Doch ich konnte ihn nirgends sehen. Wütend drehte ich mich zu meinen Eltern. „Was sollte das?! Ihr kennt ihn nicht, ihr könnt ihm nicht einfach die Bullen auf den Hals hetzen!"

„So redest du aber nicht mit uns!", sagte mein Vater streng. „Doch, tue ich! Ihr habt kein Recht ihn zu verurteilen, nur wegen seiner DNA! Ihr kennt ihn nicht, also lasst so eine scheisse in Zukunft!"

Ich ging wieder in mein Zimmer und ignorierte meine Mutter, welche versuchte auf mich einzureden. Nach kurzer Zeit überredete mein Vater sie, mich in Ruhe zu lassen und sie verließen mein Zimmer. Er tat mir unglaublich weh, dass Yoongi so verurteilt und als schlecht angesehen wurde, ohne dass ich wusste, wieso es mir so nahe ging.

Fühlte ich vielleicht auch mehr als Freundschaft?

DNA 4628Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt