~Pov. Jimin~
Schon zum vierten mal versuchte ich Yoongi anzurufen, doch wieder war nur die Mailbox dran. Seufzend und besorgt sah ich auf den Chat zwischen mir und ihm. Beziehungsweise eigentlich nur von mir, weil ich ihm viel geschrieben hatte. Ich wusste meine alte Handynummer noch, deswegen hatte ich ihm schreiben können.Ich hatte ihn gefragt wo er sei und ob es ihm gut ginge, wieso er nicht antwortete und ob ich zu ihm sollte. Die Nachrichten hatte er nicht gelesen und auch keinen Anruf angenommen. Das machte mir langsam Sorgen. Beim Heim hatte ich schon angerufen und sie hatten gesagt, dass er nicht da wäre.
Schnell kam mir die Idee, dass er auf dem Dach sein könnte, doch genauso gut könnte er überall in der Stadt sein. Letztes mal war er ebenfalls nicht auf dem Dach, vielleicht hatte er sich wieder ein neuen Platz gesucht, an dem er alleine sein konnte.
Ich könnte auch einfach auf morgen warten bis es wieder Schule wäre, doch ich wusste nicht, ob ich so lange aushalten konnte.
Schlussendlich entschied ich mich dafür ihn suchen zu gehen. Ich konnte einfach nicht nichts tun. Ich stand auf, steckte mein Handy in meine Hosentasche und verließ mein Zimmer. Ich ging die Treppen hinunter und zog mir beim Eingangsbereich meine Schuhe an.
Plötzlich kam meine Mutter aus dem Wohnzimmer und sah mich an, ich konnte ihren Blick nicht deuten. „Wo gehst du hin?", fragte sie. Ich zögerte. Ich wusste, dass ich es ihr nun auch sagen könnte. „Ich gehe Yoongi suchen. Und bevor du irgendwas sagen willst, damit ich hier bleibe kannst du es dir sparen.", ergänzte ich, als sie zum Reden ansetzte. Sie sagte darauf nichts.
Ich nahm meine Schlüssel und öffnete die Haustür, als ein leises ‚Warte' von ihr kam. Ich drehte mich zu ihr und sie kam auf mich zu. Vorsichtig zog sie mich an sich, was mich verwirrte. „Sei vorsichtig.", sagte sie dann, was mich ein wenig lächeln und entspannen ließ.
Ich erwiderte die sanfte Umarmung und sagte:„Es wird mir nichts passieren. Versprochen." Nach kurzer Zeit lösten wir uns wieder und nach einer kurzen Verabschiedung verließ ich das Haus nun endgültig. Ich machte mich als erstes auf den Weg zum Gebäude, auf welchem wir sonst waren, da dies recht nah war.
Doch dort war er, wie vermutet, nicht. Also machte ich mich auf den Weg zu der Wiese, auf welcher er gelegen und Musik gehört hatte. Dort war er jedoch ebenfalls nicht. Verzweifelt fuhr ich mir durch die Haare und versuchte ihn erneut anzurufen. Zu meiner Überraschung nahm er tatsächlich ab.
„Yoongi! Wo bist du? Wieso bist du einfach abgehauen? Ich habe mir Sorgen gemacht!" Einige Sekunden herrschte Stille und ich dachte schon, dass gleich auflegen würde, doch da antwortete er:„Ist doch egal. Du musst mich nicht suchen, geh nach Hause."
„Nein, gehe ich nicht! Ich mache mir Sorgen und ich bin mir sicher, dass du am liebsten jemanden bei dir hättest, dich das eben aber einfach verletzt und abgeschreckt hat." Darauf sagte er nichts.
„Yoongi bitte! Ich komme zu dir und bleibe ein paar Minuten, dann kannst du mich immer noch weg schicken. Dann gehe ich auch ohne Widerrede, versprochen." Erneut herrschte Stille, dann antwortete er aber:„Ich bin auf dem Kran."
„Ich komme gleich.", sagte ich ohne zu zögern und legte auf, ehe ich mich wieder auf den Weg machte. Dort angekommen konnte ich wirklich eine Gestallt oben erkennen. Ich schaute mich kurz um. Es war dumm am helllichtem Tage auf einen Kran zu klettern. Doch Yoongi war mir wichtiger. Ich musste zu ihm.
Ich kletterte über den Maschendrahtzaun und ging zu der Leiter vom Kran. Ich kletterte diese hinauf, bis ich oben abgekommen war. Ich konnte Yoongi wieder auf der anderen Seite sehen. Seine Beine baumelten in die Tiefe, er war an einem Metallstab neben sich angelehnt und sah nach vorne.
Ich ging vorsichtig zu ihm und setzte mich neben ihm hin. „Was war denn los?", fragte ich besorgt und sah ihn an. Er starrte einfach gedankenverloren gerade aus, das machte mir etwas Angst.
Er schwieg. „Dich hat das vorhin verletzt oder?", fragte ich vorsichtig. Er schwieg. „Dich hat es verletzt, weil du anders gesehen wirst, als du bist. Und die anderen es nicht sehen. Richtig?" Kurz schaute er nach unten, dann jedoch zur Seite, weshalb ich nur seinen Hinterkopf sah.
„Du darfst einfach nicht hin hören. Du musst solche Leute einfach ignorieren, sie kennen dich nicht also können sie nicht über dich urteilen." „Das tun sie aber!", schrie er fast schon, was mich zusammenzucken ließ und drehte seinen Kopf zu mir. Sein wütender Blick gab mir sofort ein ungutes Gefühl und ich musste schlucken.
„Sie tun es und werden es immer tun! Den Rest meines Lebens! Ich werde in ihren Augen immer der böse sein, immer das assoziale Arschloch, das letzte Stück Dreck, nur wegen einer beschissenen Zahl! Und ich kann mich nicht verteidigen, weil man sonst rausfinden würde, dass ich keine DNA habe und dann wer weis was mit mir passiert und das schlimmste, ich weiß nicht mal, ob ich selber nicht doch so bin!
Verdammt ich weiß nicht wer ich bin! Ich bin ein Unfall, ich dürfte gar nicht existieren, mich dürfte es nicht geben und du laberst irgendwas davon, dass ich auf irgendwelche anderen nicht hören soll?!", schrie er mich weiter an und wurde immer lauter, was mich immer mehr einschüchterte.
„Yoongi, so meinte ich das nicht.", versuchte ich ihn zu besänftigen. „Lass stecken.", sagte er und stand auf. „Nein warte!", sagte ich sofort und stand ebenfalls auf, er war jedoch schon ein paar Meter weiter. Ich versuchte ihm schnell nachzulaufen, doch das war nicht so einfach, da ich nach unten sehen musste, um auf die Metallstanden und nicht ins Leere zu treten.
„Lass mich gefälligst in Ruhe!", rief er nach einigen Metern plötzlich und dadurch das er fast vor mir stand, war das so laut, dass es mich erschreckte. Dies führte wiederum dazu, dass ich zwischen die Metallstangen ins Leere trat.
Plötzlich fiel ich, doch da ich meine Arme sofort ausgestreckt hatte, um irgendwie halt zu finden, schlugen sie auf den nächsten Metallstab auf. Ein schmerzhaftes stechen durchfuhr meine Arme und Schultern, doch ich versuchte mich mit meinen Armen daran festzuhalten. Dies funktionierte jedoch nicht, wodurch ich ein Stück nach unten rutschte, bis meine Hände dann das Metall umschlossen und ich nun so vom Kran baumelte.
Unglaubliche Angst durchfuhr meinen ganzen Körper und ich vergaß alles um mich herum, versuchte nur irgendwie mich panisch wieder hinaufzuziehen. Doch der Schock, der meinen ganzen Körper zu lähmen schien, ließ das nicht zu.
Plötzlich packte mich etwas und ich sah Yoongi vor mir. Er hielt mich an meinen Unterarmen und zog mich mühevoll nach oben und meine Haut schmerze unter seinem Griff. Er sagte irgendetwas, doch das verstand ich nicht. Es fühlte sich so an, als würde ich gerade nichts wirklich miterleben, sondern nur dabei zu sehen.
Als ich hoch genug war ergriff ich jedoch die Metallstangen neben mir und versuchte mich ebenfalls hochzuziehen, aber meine Hände waren rutschig und zitterten auch etwas. Plötzlich packte mich etwas unter den Armen und zog mich kraftvoll nach oben, bis ich wieder selbst auf der Metallstange stand und mich festhalten konnte.
Doch meine Beine fühlten sich an wie Wackelpudding. Ein Arm schlang sich um meine Taille und langsam sah ich auf. Yoongi stand neben mir und hielt mich sehr fest, da er anscheinend merkte, dass ich mich kaum auf den Beinen halten konnte. „Noch drei Schritte, dann sind wir bei der Plattform.", hörte ich ihn nun endlich wieder, auch wenn sich alles noch weiter weg anfühlte.
Das Adrenalin rauschte immer noch durch meine Adern und schien meinen Körper zu beherrschen. Dennoch schafften wir es irgendwie zu der Plattform, wo ich jedoch direkt auf die Knie sank und Yoongi mitzog. Er lehnte mich vorsichtig gegen das Metallding in der Mitte, was es war wusste ich nicht und war mir in dem Moment auch völlig egal.
„Geht's dir gut? Hast du dich verletzt?", fragte er besorgt und ich sah ihm sofort die Reue an, die er gerade verspüren musste. Langsam schloss ich meine Augen und fasste mir an die Stirn. Dabei atmete ich langsam tief ein und aus und versuchte mich zu beruhigen.
Mein Herz pochte unglaublich stark gegen meine Brust und mir wurde schlecht bei dem Gedanken daran, was eben beinahe passiert wäre.
Langsam öffnete ich die Augen und wollte Yoongi antworten. Doch er war nicht mehr da.
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DNA 4628
FanfictionEin Leben, das vorprogrammiert ist. Ein Leben, das dir vor die Nase gestellt wird. Ein Leben, was du lebst, wie man es von die erwartet. Es ist ein Leben ohne Probleme. Ein Leben ohne Entscheidungen. Ein Leben ohne Fehler. Ein Leben ohne Druck. Doch...