Kapitel 37

284 41 19
                                    

~Pov. Jimin~
Es waren einige Tage vergangen, seitdem ich bei Yoongi gewesen bin. Wenige Augenblicke, nachdem ich verstanden hatte, was das alles für Yoongi bedeuten würde und was für Strafen er bekäme, kam ein Polizist rein und bat mich zu gehen. Ich hatte nichts mehr zu Yoongi gesagt und er nichts mehr zu mir. Er hatte einfach nur auf seine Hände gestarrt, während er weiter an der Wand saß.

Nun saß ich, einige Tage später, auf meinem Bett und starrte auf mein Handy. In meiner Klassengruppe schrieben sie gerade viel über Yoongi und schickten sich verschiedenste Artikel, die seit Tagen im Internet und im Fernseher liefen. Das Thema war sehr groß geworden und das führte dazu, dass mich immer mehr Leute in der Schule deswegen angesprochen haben. Ich habe aber nie etwas gesagt und sie nur ignoriert.

Mir ging es wegen dem Thema aber ziemlich schlecht. Ich schlief unruhig, hatte teilweise Alpträume, die vielen Artikel, Nachrichten und Berichte im Kopf, während ich mir dauerhaft Gedanken über ihn und das Thema machte.

Ob er mich nur angelogen hat, ob er vielleicht unschuldig war. Aber die Beweise waren doch eindeutig. Aber wieso sollte er so etwas tun? Wenn er doch gar nicht so war, wie seine DNA. Es sei denn, er hatte mir wirklich alles nur vorgespielt, aber wieso würde er es dann immer noch machen? Ich verstand die Welt nicht mehr. Ich verstand Yoongi nicht mehr.

Ich wusste nicht, was ich glauben wollte oder sollte. Ich wusste nicht, ob ich hinter ihm stehen sollte oder mich von ihm abwenden sollte. Ich wusste nicht was ich tun sollte. Ich war so überfordert.

Seufzend sperrte ich mein Handy und verließ mein Zimmer. Langsam und träge lief ich die Treppen hinunter. Es war recht früh und eigentlich sollte ich in der Schule sein, doch meine Eltern hatten beschlossen mich erst einmal krank zu melden, damit ich Zeit für mich und mal Pause hatte. Und vor allem abschalten konnte. Das klappte nicht, denn die ganze Zeit schwirrte mir Yoongi im Kopf herum.

Ich öffnete den Kühlschrank und suchte nach etwas essbarem. Ich entschied mich für einen Auflauf, der vor einiger Zeit mal übrig geblieben ist. Ich wärmte ihn auf und trottete wieder zurück in mein Zimmer. Ich legte mich in mein Bett, öffnete Netflix und schaute eine Serie weiter. Doch sie lenkte mich nicht sonderlich gut ab.

Ich wollte irgendwann aufhören, als plötzlich die eine Person sagte:„Es weiß bis jetzt eigentlich keiner. Nur ein Mensch." Ich stoppte die Folge. Mir kam das irgendwie bekannt vor. Aber woher? Plötzlich traf es mich wie ein Schlag und ich setzte mich ruckartig auf.

„Er ist anders. Doch das weiß niemand. Nur eine Person." Den Satz hatte Yoongi in meinem Traum gesagt. Wobei es aber nicht Yoongis Stimme gewesen ist.

Ich dachte an den ganzen Traum, an die verschiedenen Sätze:„Er ist nicht so wie du glaubst." „Er ist anders. Doch das weiß niemand. Nur eine Person." „Und diese eine Person ist weder er noch du." „Was wohl an ihm so anders ist hm? Tja, das musst du herausfinden."

Das war das gewesen, was mir diese Stimme in meinem Traum erzählt hatte. Stimmte es vielleicht wirklich? Der Traum hatte mir auch gezeigt, dass Yoongi keine DNA hatte. Konnte es sein, dass das auch stimmte? Dass jemand Yoongi etwas anhängen wollte?

Aber wer könnte das sein? Wen hätte Yoongi so wütend gemacht, dass der ihm einen Mord anhängen wollen würde? Zudem, wer hätte die Möglichkeiten all die Beweise so vorzutäuschen und zu fälschen?

Ich dachte an die Videoaufnahmen und bekam Gänsehaut. Er hatte direkt in die Kamera gesehen. Er sah so aus wie Yoongi. Er hatte auch die gleiche Statur wie Yoongi, die Klamotten waren gleich, die Haare lagen so, wie er sie gerichtet hatte, als wir gemeinsam an der Bar waren. Kurz bevor er auf Klo gegangen war.

Ich seufzte und vergrub mein Gesicht in mein Kissen. Wieso musste das alles so kompliziert sein? Und nicht einmal selbstcYoongi wusste, was passiert war. Er war sich nicht mal sicher, ob er sich das selber zutrauen könnte. Er wusste nicht, ob er sich selber trauen konnte.

Oder er spielte mir wirklich alles vor. Ich schrie in mein Kissen, nur damit es kurz danach zu einem Schluchzen wurde. Ich wollte nicht, dass er da drin war, ich wollte nicht, dass er das gewesen war. Ich wollte nicht, dass ihm was passierte. Ich wollte ihn nicht verlieren.

Immer mehr Tränen verließen meine Augen. Ich drehte mich auf die Seite, zog meine Beine an meinen Körper und krallte mich in mein Kissen.

Plötzlich klingelte mein Handy und ich nahm es in die Hand. Es war eine unbekannte Nummer. Ich wischte mir die Tränen weg und nahm den Anruf an, ehe ich mir das Handy ans Ohr hielt. „Hallo?"

„Hey.", erklang Yoongis Stimme zögerlich. Sofort setzte ich mich auf. „Yoongi?", fragte ich verwirrt und musste aber nochmal schluchzen. „Ja ich bin's. Ich habe einen freien Anruf am Tag. Ich wollte dich hören. Hören wie's dir geht."

Er klang sehr zögerlich, schüchtern und unsicher. Das war ich von ihm gar nicht gewohnt und normalerweise hätte ich es vermutlich niedlich gefunden, doch gerade bereitete es mir nur Sorgen. Ich atmete zittrig ein, ehe ich antwortete:„Nicht sonderlich gut. Ich vermisse dich. Und in der Schule sprechen mich alle auf dich an. Ich bin für eine Weile jetzt befreit."

Er schwieg einige Zeit, bis er dann sagte:„Okay. Du bist mir nicht böse?" „Wieso?" Er schwieg und ich seufzte. „Keine Ahnung. Ich weiß nicht mehr was ich glauben soll. Ob du mich die ganze Zeit nur verarschst. Oder ob du mir die Wahrheit sagst. Was wahrscheinlicher ist, was passiert ist."

Er schwieg und ich tat es ihm eine Weile gleich, in der mir weitere Tränen übers Gesicht liefen. „Ich kann's einfach nicht glauben.", murmelte ich. „Was genau?", fragte er vorsichtig. „Dass du sowas getan haben sollst. Nenn mich naiv, aber ich kann es einfach nicht glauben. Vielleicht will ich es auch einfach nicht glauben. Keine Ahnung. Aber ich kann mir nicht vorstellen, dass du das warst."

Er schwieg einige Zeit. „Danke.", ertönte seine zittrige Stimme, was bedeutete, dass er entweder weinte oder kurz davor war. „Ich muss jetzt Schluss machen. Meine Zeit ist abgelaufen." „Okay. Bis da-" Ich wurde vom Piepsen des Handys unterbrochen. Es wurde bereits aufgelegt.

DNA 4628Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt