Kapitel 13

331 50 13
                                    

~Pov. Jimin~
Zuckend wurde ich wach, als mein Wecker mich aus meinem Schlaf riss. Ich schaltete ihn aus und setzte mich direkt auf. Nachdem ich mich einmal kurz gestreckt hatte stand ich auf und wollte gerade das Bett richten, als ich meinen Schlafanzug auf der anderen Betthälfte sah.

Sofort erinnerte ich mich daran, was letzte Nacht passiert war. Ich schaute mich um. Hatte er vielleicht einen Zettel hinterlassen oder so? Doch ich fand nichts. Etwas enttäuscht darüber machte ich mein Bett, nahm den Schlafanzug und ging in mein Ankleideraum. Ich verstaute den Schlafanzug wieder und zog mir etwas für die Schule an.

Danach ging ich ins Bad, um mich frisch zu machen, packte meine Tasche und verließ mit dieser mein Zimmer. Ich stellte die Tasche in den Flur, da ich gleich nach dem Frühstück los gehen wollte. Ich betrat die Küche, wo zu meiner Verwunderung, nicht nur meine Mutter, sondern auch mein Vater am Tisch saßen. Langsam setzte ich mich auf meinen Platz und fragte:„Was ist los?"

Kurz sahen sie sich gegenseitig an, ehe mein Vater zu sprechen begann:„Wir haben über den Vorfall gestern noch einmal nachgedacht und sind uns nicht so sicher, ob wir dich hier alleine lassen können. Wir sind nicht immer Zuhause und wir wollen nicht, dass dir etwas passiert." Zuerst sah ich sie verwirrt an, sagte dann aber schnell:„Mir passiert doch nichts. Ich meine ich lebe hier seit ich geboren wurde und das war das erste Mal, dass so etwas passiert ist."

„Wäre es nicht besser, wenn jemand von uns Zuhause ist?", fragte meine Mutter. „Ich bin alt genug, um auf mich aufzupassen. Ich weiß wo die ganzen Alarmknöpfe für die Polizei sind und kann mich in schlimmsten Fall auch selber verteidigen. Ich habe den Kurs damals nicht um sonst gemacht.", erkläre ich meinen Eltern.

Nach kurzer Pause höre ich ein Seufzen von meinem Vater, der dann sagt:„Na gut. Aber wenn so etwas die nächste Zeit noch einmal vorkommen sollte, dann überlegen wir uns das nochmal." Zustimmen nickte ich und fing an zu essen. Danach verabschiedete ich mich von meinen Eltern und machte mich auf den Weg zur Schule.

Während des Weges dachte ich über Yoongi nach. Besser gesagt, wie wir nun miteinander umgehen würden. Würden wir ganz normal reden? So wie die letzte Zeit? Oder würden wir uns wieder ignorieren? Beziehungsweise er mich? Wieso tat er das eigentlich immer? War er vielleicht genervt von mir? Aber dann würde er ja außerhalb der Schule nicht mit mir reden.

Aber das würde erklären, wieso er zuerst das Angebot ihm was zum Essen zu kaufen abgeblockt hatte. Er hatte es nur angenommen, da es für ihn gratis wäre. Es ging ihm um den Nutzen dahinter und nicht um die hilfsbereite Geste. Wieso hatte er mir dann aber ohne zu zögern geholfen meinen Rucksack zu finden? Ich hatte ihn nicht einmal darum gebeten.

Ein lautes Klingeln ließ mich aufschrecken und erst jetzt merkte ich, dass ich bereits vor der Schule war. Als ich dann realisierte, dass dies das Klingeln für den Unterrichtsbeginn war sprintete ich los. Ich rannte durch die Gänge und nahm bei den Treppen immer zwei Stufen auf einmal, bis ich dann endlich vor dem Raum stand, in dem ich jetzt Unterricht hätte.

Zögernd klopfte ich und wurde von dem Lehrer mit einer Mahnung begrüßt. Ich entschuldigte mich für mein zu spät Kommen und setzte mich schnell auf meinen Platz. Ich kramte mein Tablet hervor und folgte dem Unterricht, der ohne weitere Probleme verlief.

Als es nach der Doppelstunde zur großen Pause klingelte sprangen die meisten bereits auf, doch sofort rief der Lehrer:„Wartet noch! Ihr holt euch vorne gleich alle ein Zettel für das Praktikum ab, das ich am Anfang der Stunde erwähnt hatte!" Da ich den Anfang verpasst hatte ging ich neugierig nach vorne und nahm mir einen Zettel.

Während ich zur Mensa lief las ich mir den Zettel durch. Es würde ein einwöchiges Praktikum in einer Einrichtung unserer Art sein. Und mit unserer Art war gemeint, dass man die Berufe berücksichtigte, die unsere DNA später haben würde. Bei mir war es etwas Medizin oder Wissenschaftler. Zu einer kleinen Wahrscheinlichkeit könnte ich Unternehmer werden, jedoch fand ich dies nicht interessant.

Morgen würde uns in der letzten Stunde ein Programm auswerten, in was für einer Art Einrichtung wir unser Praktikum machen sollten. Dies sagte auch oft aus, in welchem Beruf man laut der DNA am ehesten arbeiten sollte. Ob man dies dann auch machen wollte war jedem selbst überlassen.

In der Schule hatte ich mit Yoongi nicht mehr geredet, gesehen hatte ich ihn aber. Als dann die Schule zu Ende war lief ich wie automatisch zu dem großen Gebäude, auf dem ich und Yoongi bis jetzt immer waren. Da ich meinen Rucksack aber nicht wieder verlieren wollte nahm ich ihn diesmal mit nach oben.

Dort abgekommen sah ich Yoongi, welcher wieder am Rand des Daches war. Seine Beine baumelten über den Abgrund und er lag auf dem Rücken. Seine Augen waren dabei geschlossen. Langsam und auch leise ging ich auf ihn zu, da sagte er plötzlich:„Du musst nicht schleichen." Ich stellte meinen Rucksack ab und setzte mich neben ihn.

„Ich habe gar keine Lust auf dieses Praktikum.", sagte er. „Was hättest du denn für Berufe?", fragte ich vorsichtig. „Entweder so ein Müllabfuhr Typ, oder was auf dem Bau." „Oh.", gab ich nur von mir, da ich nicht wusste, was ich darauf sagen sollte. Das waren wirklich schlechte Berufe in denen man sehr schlecht verdiente.

„Naja, kann man nicht ändern. So wollte das Leben es eben. Ich will gar nicht wissen, was ich dann als Praktikum haben werde. Beides ist verdammt scheisse." Langsam legte ich mich neben ihm und meinte:„Manchmal ist das Leben echt unfair." „Ja. Zu den einen mehr, zu den anderen weniger."

Einige Zeit schwiegen wir beide, dann fragte Yoongi plötzlich:„Weist du eigentlich, wie man früher Kinder bekommen hat?" Verwirrt runzelte ich die Stirn und sah zu ihm. „Nein. Weißt du es?" Er bejahte. „Und wie hat das dann damals funktioniert?" „Mit Sex." Verwirrt sah ich ihn an und nach wenigen Augenblicken drehte sich sein Kopf zu mir. „Mit Sex?", fragte ich ungläubig und er bejahte.

„Als ob. Das klingt genauso absurd, als würde ich bei Kopfschmerzen 'nen gebrochenen Fuß haben.", meinte ich skeptisch und wartete darauf, dass er es als Witz aufdeckte. Doch stattdessen sagte er:„Ich weiß. Aber früher war es halt so. Da kamen Kinder so zur Welt und der Zufall entschied, wie ihr Charakter wurde. Deswegen gab es auch damals noch Erbkrankheiten und Behinderte."

Ich sah ihn immer noch verwirrt an und seufzend sah er wieder in denn Himmel. „Erbkrankheiten sind halt Krankheiten die weiter vererbt werden. Hast du dir sicher schon gedacht. Behinderte sind Menschen mit körperlichen oder geistigen Einschränkungen. Zum Beispiel wenn dir ein Arm fehlt. Dann bist du behindert."

Sowas soll es gegeben haben? Ernsthaft? Oder dachte er sich das gerade alles aus, um sich gleich über mich lustig machen zu können, wenn ich das glauben würde. Doch er schien es nicht als Witz zu meinen. Dennoch war ich mir unsicher, ob ich ihm das wirklich glauben sollte, oder nicht. Was er wohl noch alles wusste? Und vor allem woher wusste er das alles?

DNA 4628Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt