Kapitel 7

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• J O S H •

Mir liegen die Worte meiner Stiefmutter in den Ohren: "Das Schicksal wird zwei Menschen so oft begegnen lassen, bis beide begriffen haben, dass sie füreinander bestimmt sind."

Wenn ich dann aber Travis vor mir sitzen sehe, richten sich meine Gedanken in eine vollkommen andere Richtung. Ich kann seinen Anblick einfach nicht ertragen. Es kam zwar schon öfter vor, dass mir eine Person unsympathisch war, aber bei ihm ist es wirklich anders.

Diesem Typen gegenüber verspüre ich Abscheu.

Und am liebsten würde ich ihn nur wegen seines dämlichen Grinsens schlagen.

"Was geht denn in dem Köpfchen des Blondie vor?", verspottet er mich und nippt grinsend an seinem Bier.

"Mich sollte es nicht wundern, dass ich dich nur mit Gavin zusammen sehe. Er ist gutherzig, aber leider auch sehr naiv. Deine wahre Seite verdrängt er wahrscheinlich." Er zieht interessiert eine Augenbraue nach oben. "Jetzt bin ich aber mal gespannt. Du willst mich also durchschaut haben?"

"Es ist nicht so schwer", ich beuge mich über den Tresen zu ihm vor, "Du bist arrogant und ein Alkoholiker dazu, der sich zu fein ist, um jemanden an sich heranzulassen. Du spielst dich auf, als wärst du der Herrscher der Welt, dabei bist du nur ein Knecht, der anderen die Schuhe putzen würde..."

Ich presse wütend die Lippen aufeinander.

Wütend auf ihn und auch über mich selbst. Jetzt hätte ich ihm alles an den Kopf werfen können, was ich schon seit unserer ersten Begegnung tun wollte. Stattdessen finde ich nicht die passenden Worte, die meinen Hass ausdrücken.

"Wie kommst du darauf, dass ich ein Problem mit Alkohol habe?", fragt er lediglich, als würden die restlichen Worte einfach an ihm abprallen. Ungläubig lache ich auf. "Das fragst du mich im Ernst? Entschuldige, aber wer schon vor der Mittagszeit sich drei Flaschen Bier reingezogen hat, der ist in meinen Augen nicht normal."

Augenverdrehend führt er die Flasche in seiner Hand zum Mund und murmelt: "Was ist schon normal auf dieser Welt?

"Gegen was kämpfst du an, mhm?", entgegne ich, "Haben Mummy und Daddy den kleinen Travis damals nicht so lieb gehabt, wie sie soll..." Aus meinem Mund entweicht Luft, als der Afroamerikaner über den Tresen nach meinen Kragen greift und mich an sich heranzieht.

Mein Herz klopft so schnell gegen meine Brust, dass ich glaube, er könnte es sogar bemerken.

"Du weißt nichts über mich, Shorty", knurrt er, "Und wenn dir etwas an deinem Leben liegt, erwähnst du meine Eltern nie wieder."

Habe ich etwa einen wunden Punkt getroffen? Zeigt der Möchtegern knallharte Travis Payne in diesem Moment tatsächlich Gefühle?

"L-lass mich los", flüstere ich, halte den Blickkontakt stand, während ich meine Knie nicht einmal mehr spüre.

Und tatsächlich lockert sich sein Griff, bis er mich schließlich loslässt und sich abwendet. Währenddessen versuche ich mich zu beruhigen. Um mir nichts anmerken zu lassen, gehe ich von ihm weg. Auch, um wieder Luft zu bekommen.

Tristan, der im Moment ein paar Cocktails mixt, mustert mich. "Geht es dir gut? Du bist ganz schön blass um die Nase." "N-nein, alles okay." "Ehrlich?", sein Blick wandert an mir vorbei zu Travis, "Macht er schon wieder Probleme? Ich kann ihn rauswerfen lassen."

Unbemerkt folge ich seinem Blick, sehe, wie sich Gavin zu ihm gesellt.

Dieser lacht über etwas, was Travis sagt. Die beiden scheinen sich gut zu unterhalten.

"Mache dir keine Gedanken, Tris. Ich komme schon klar", meine ich zu meinem besten Freund und hoffe, dass mein Lächeln überzeugend ist. Seinem Gesichtsausdruck nach zu urteilen, glaubt er mir nicht, scheint es aber belassen zu wollen.

Possessive [manxman] | ✔Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt