Hiermit endet der Leseabend. Und ich hoffe, er hat euch ein wenig Spaß gemacht!
• J O S H •
Aus dem Wohnzimmer höre ich Travis mit jemanden reden, dessen Stimme ich nicht zuordnen kann. Neugierig schaue ich nach und entdecke neben ihm einen älteren Mann auf der Couch sitzen. Ich erkenne ihn von den Bildern, die ich mir die Tage angeschaut habe. Das muss Hudson sein, Travis' Stiefvater.
Was tut er denn hier? Und vor allem, warum hat Travis mir nichts davon erzählt? Ich hätte mich gern drauf vorbereitet, seinen Vater zu treffen.
Ich gebe ein Räuspern von mir, um auf mich aufmerksam zu machen. Mein Freund sieht zu mir und lächelt mich entschuldigend an. Mein Blick heftet sich aber auf seinen Nachbarn, der mich ebenfalls neugierig betrachtet. Er scheint nicht abgeneigt oder enttäuscht zu sein, also hat er sich mich nicht anders vorgestellt. Das ist gut, so muss ich nicht gegen eine von ihm perfektionierte Version meinerseits konkurrieren.
"Shorty, du bist hier." Travis richtet sich auf und kommt auf mich zu. "Entschuldige, dass ich dich nicht vorgewarnt habe", sagt er leise, so dass nur ich ihn hören kann, als er bei mir ist. Wir küssen uns nur kurz. Vor einem Elternteil ist es mir unangenehm, sich zu küssen.
"Josh, darf ich dir meinen Vater vorstellen?" Er deutet auf den Mann, der nun ebenfalls aufsteht. "Das ist Hudson. Hudson, mein Freund Josh." Ich schlucke meine Nervosität herunter und gehe auf ihn zu. Wir schütteln uns die Hände. "Es ist eine Freude, Sie kennenzulernen, Sir." "Das kann ich nur zurückgeben. Ich habe einiges von dir gehört, Josh."
Er fordert uns stumm dazu auf, uns wieder hinzusetzen, was wir auch tun. "Also, du bist der Kerl, der meinem Sohn ein Lächeln um die Lippen zaubern kann", schlussfolgert Hudson und bedenkt uns mit einem interessierten Blick. "Es ist schön, ein Gesicht zu den Erzählungen zu haben. In den letzten Stunden habe ich einiges erfahren. Angefangen damit, wie...aufregend eure Beziehung begonnen hat", erzählt er mir.
Meine Augen weiten sich erschrocken, doch Travis drückt schnell meine Hand. "Tja, ich kann froh sein, dass ich ihn an meiner Seite habe, trotz dass ich es ihm nicht sehr leicht gemacht habe." "Das ist ja wohl eine ziemliche Untertreibung, Schatz. Findest du nicht?"
Wie oft ich wegen diesen Typen verzweifelt bin, möchte ich eigentlich nicht mehr in Erinnerung rufen.
"Da kannst du wirklich von Glück reden, Travis, dir so einen attraktiven Mann geangelt zu haben. Aber du hattest schon immer einen recht guten Geschmack." Ich laufe direkt rot an bei dem Kompliment und versuche, die Aufmerksamkeit von mir zu lenken, indem ich frage: "Und wie lange werden Sie bleiben?"
Hudson lehnt sich zum Tisch vor und greift nach einem Glas Wasser. "Geplant sind ein bis zwei Wochen, danach werde ich weitersehen. Zuvor muss ich mich wohl aber mit der Organisation in Kontakt setzen, mit der ich zusammenarbeite, wann sie mich wieder brauchen. Davor werde ich so viel Zeit mit meinen Kindern verbringen, wie möglich."
Ob er versuchen wird, Travis mit Peyton an einen Tisch zu setzen? Das würde niemals funktionieren, glaube ich.
Als hätte er meinen Gedanken lesen können, meint er dann: "Travis, ich hoffe, dir ist bewusst, dass deine Schwester ebenfalls übermorgen da sein wird."
Ich spüre, wie sich der Afroamerikaner neben mir anspannt. "Ich möchte sie dort nicht sehen. Wenn es sein muss, gehe ich zu einem anderen Zeitpunkt auf den Friedhof, aber ihr werde ich nicht begegnen."
"Travis..."
"Das kannst du nicht von mir verlangen, Hudson", fällt er ihm augenblicklich ins Wort. Dieser scheint nicht gerade angetan zu sein von der Idee seines Stiefsohnes. "Wir sind eine Familie. Sollten wir denn nicht an diesen besonderen Tag zusammenhalten?" "Wenn du sie unbedingt dabeihaben möchtest, dann geh mit ihr dorthin. Ich werde, wenn es sein muss, mitten in der Nacht auf den Friedhof fahren, nur um sie nicht anzutreffen. Verstehst du es nicht, dass ich sie nicht sehen will? Peyton ist kein Teil meiner Familie."
Seine harten Worte treffen Hudson sehr, doch er geht nicht weiter darauf ein. So als wüsste er, dass er sowieso auf taube Ohren stoßen würde. Travis aber scheint ziemlich aufgebracht zu sein. Verschwunden ist mein Freund, der sich über den Besuch seines Vaters freut.
Neben mir sitzt der Mann, der seine Schwester im Krankenhaus zurückgewiesen und ihr die schlimmsten Dinge an den Kopf geworfen hat.
"Denkst du nicht, ihr solltet irgendwann darüber re..."
Travis springt auf. "Ich will nichts davon hören, verdammt", ruft er verärgert aus und stürmt dann trotz meiner Versuche, ihn aufzuhalten, aus dem Wohnzimmer. Seine Schritte hallen im Flur wider, bis eine Tür zugeknallt wird.
Seufzend reibe ich mir über die Stirn. "Entschuldigen Sie, er ist..."
"Du musst mir nichts erklären, Josh. Ich weiß, dass die beiden kein gutes Verhältnis haben. Aber, naja, ich versuche trotzdem immer wieder, sie zu überreden, aufeinander zuzugehen. Peyton würde es tun, nur Travis ist stur."
"Er hat seine Gründe, Sir. Sehen Sie, ich kann Ihnen nicht versprechen, Travis zu überreden, mit Ihnen auf den Friedhof zu gehen. Denn ehrlich gesagt habe ich selbst kein gutes Bild von Ihrer Tochter. Wir...hatten nicht gerade ein schönes Kennenlernen."
Als ich an die Situation im Krankenhaus zurückdenke, läuft mir ein Schauer über den Rücken. Hätte Travis sie nicht aufgehalten, wäre sie sicherlich auf mich losgegangen. Obwohl ich bis jetzt noch nicht verstehe, was sie gegen mich hat. Ob sie das Gefühl hat, ich würde ihr Travis entreißen, stimmt das ganz sicher nicht. Immerhin hat sie es selbst mit ihrem Bruder versaut, schon vor unserer Beziehung.
"Travis möchte wirklich nichts mit ihr zu tun haben. Das sollten Sie womöglich akzeptieren, Mr. Payne."
"Josh, du gehörst jetzt praktisch zur Familie. Nenn mich also Hudson", bittet er mich und wirkt mit einem Mal erschöpft. "Und ich bin mir darüber bewusst. Aber, naja, ich weiß eben auch, wie wichtig meiner Frau die Familie war. Und für sie habe ich mir eigentlich erhofft, die beiden eines Tages wieder näher zu führen."
Er setzt sich auf und schaut mich mit traurigen Augen an. "Wenn ich irgendwann, in einigen Jahren sterben würde, dann hätten die beiden nur noch sich. Und das sollten sie zu schätzen wissen."
Es zerreißt mir das Herz, als er niedergeschlagen lächelt. "Hudson, ich..."
"Schon gut, Josh, du musst nichts sagen." Er steht auf und schnappt sich seine Jacke, die auf der Couchlehne liegt. "Ich werde wohl jetzt gehen. Die Reise war schon ein wenig anstrengend und..." "Bist du in einem Hotel untergekommen?", frage ich und begleite ihn zur Wohnungstür. Kopfschüttelnd zieht er sich die Lederjacke über. "Ich wohne bei Peyton. Mit ihr werde ich wohl nachher auch nochmal reden. Du könntest derweil versuchen, Travis zu beruhigen. Das wäre wirklich nett von dir."
Ich halte ihm die Tür auf und ergreife seine Hand, die er mir hinhält. "Wir sehen uns sicherlich die Tage nochmal, Hudson. Es würde mich auf jeden Fall sehr freuen."
Der Dunkelhaarige lächelt. "Sehr gern. Vielleicht lernen wir uns bei einem Abendessen noch besser kennen. Davor sollten wir aber erstmal den übermorgigen Tag hinter uns bringen", meint er und tritt durch die Tür. "Ich wünsche euch beiden noch einen schönen Abend." "Dir auch, Hudson."
Ich sehe ihm hinterher, bis er in sein Auto steigt, und winke ihm hinterher. Dann schließe ich die Tür und atme tief durch. "Travis? Babe, dein Vater ist weg", rufe ich durch den Flur. Doch er antwortet darauf nicht.
"Das kann ja etwas werden", murmle ich seufzend und gehe in Richtung Schlafzimmer. Bevor ich klopfen kann, wird die Tür aufgeschlossen und eine Hand umfasst mein Handgelenk. Ehe ich mich versehe, werde ich ins Zimmer gezogen. Doch reden möchte Travis wohl eher nicht, wie es aussieht.
Hudson und Josh scheinen gut miteinander auszukommen, aber ein Problem gibt es: Peyton. Sie steht zwischen Travis und seinem Stiefvater, der sich wiederrum ein besseres Verhältnis wünschen würde.
Ob sich die beiden wirklich auf dem Friedhof treffen werden? Und wenn ja, wie wird das wohl ausgehen?
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Possessive [manxman] | ✔
Romance*beendet* "Ich habe aber auch Angst, Mom. Angst davor, es mit ihm zu versauen. Ich will nicht nur einige schöne Monate oder Jahre mit ihm verbringen, sondern mein ganzes Leben. Es klingt vielleicht total verrückt, aber ich spüre einfach, dass er der...