Kapitel 11

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• J O S H •

"Woran arbeitest du?", fragt Tristan, als er mit einer Ladung sauberer Gläser nach vorne kommt. Ich kaue nachdenklich auf meinem Kugelschreiber herum, als ich antworte: "Derek will die Getränkebestellung so schnell wie möglich haben. Ich verstehe zwar nicht ganz, warum er das nicht selbst erledigt, aber-" "Wir sind seine Sklaven", gibt er scherzhaft zurück und sortiert die Gläser unter der Theke ein.

"Du siehst im Übrigen echt scheiße aus", bemerkt er und mustert mich währenddessen, "Hast wohl diese Nacht nicht viel Schlaf abbekommen? Ich sollte mal mit Colton darüber reden." "Hahaha, du Scherzkeks. Du könntest mir erstmal erklären, wie du darauf kommst, mit ihm solche Geschichten zu erfinden! Dass er mein Lover wäre? Spinnt ihr beiden eigentlich?"

Nicht einmal, nachdem Travis gestern mit diesem Kellner verschwunden ist, haben sie es wenigstens gegenüber Gavin aufgelöst. Er glaubt weiterhin, dass Colt und ich ein tolles Paar wären. Eine nächste Verabredung wäre auch schon in Planung.

Ich saß eher teilnahmelos am Tisch und habe über Travis' Worte nachgedacht.

"Auch wenn man es mir niemals anmerken würde, ich bin kein Mensch mit einem Herzen aus Stein. Oft scheine ich nicht einfühlsam zu sein. Es wirkt eher so, als würde ich eher auf den Gefühlen anderer herumtreten", sagte er.

"Ich habe mich nie wirklich Zuhause gefühlt. Deshalb sind die Beziehungen auch zerbrochen, weil es einfach nicht funktioniert hat", behauptete er.

Soll ich ihm glauben? Dass er bisher nicht den Richtigen gefunden hatte und sich deshalb so benahm?

Ich möchte es, weil es so vieles erklären würde. Aber deshalb würde es nichts ändern zwischen uns. Dass ich überhaupt darüber nachdenke, mit ihm so etwas wie eine Beziehung zu führen, ist so wahnsinnig absurd.

Was hätten wir denn schon gemeinsam? Gäbe es etwas, was uns aneinander halten würde? Wir streiten doch nur. Weil wir uns nicht ausstehen können.

Wann ist es dazu gekommen, dass aus Hass und Abscheu ein Gefühl von verliebt sein wurde? Liegt es wirklich nur daran, dass wir miteinander geschlafen hatten? Jedes dieser Male war gut, keine Frage. Und leider kann ich es nicht abstreiten, Travis müsste nur mit den Finger schnipsen und ich würde wieder unter ihm liegen.

Mein Selbstwertgefühl scheine ich also auch vollkommen verloren zu haben, dass ich mich so ihm hingeben würde.

Er schafft es aber auch, etwas in mir auszulösen, dass bisher keine meiner Beziehungen erreicht hatten. Tatsächlich fühle ich mich bei ihm schon beinahe geborgen. Und das, obwohl er mich wie Dreck behandelt.

Nicht einmal Gavin, der erste Mann, für den ich Gefühle hegte, hat das in mir auslösen können. Ich fühle mich bei ihm wohl, wir sind gute Freunde. Aber es ist anders.

Soll nur dieses eine beschissene Gefühl in mir alles infrage stellen?

"Josh, wie lange läuft die Affäre mit Travis eigentlich schon?"

"Ein paar Wochen."

"Und das erzählst du mir nicht? Warum erfahre ich es bitteschön von diesem Vollpfosten?"

Ich schrecke auf, als mir klar wird, was ich gerade zugegeben hatte.

"Tris, e-es ist nichts Besonderes..."

Doch, das ist es.

"Es ist nur Sex..."

Ist es nicht.

"Und eigentlich ist es auch schon wieder vorbei zwischen uns."

Es fängt gerade erst wirklich an.

"Es ist schon schlimm genug, dass du deinen besten Freund anlügst. Aber warum gestehst du es dir selbst wenigstens nicht ein, dass jedes Wort gelogen ist?" "Tristan, ich...ich weiß doch auch nicht weiter! Ich verstehe ja noch nicht einmal, wie es dazu kommen konnte!"

Er lehnt sich gegen die Arbeitsfläche und bedenkt mich mit einem nachdenklichen Blick. Es ist das erste Mal, dass er mich so verzweifelt sieht.

"Wann hat das alles angefangen?", fragt er dann, während er sich auf einmal zwei Gläser schnappt und eine Wodkaflasche. Mit geweiteten Augen sehe ich zu, wie er sie mit dem Alkohol füllt und mir eines davon schließlich zuschiebt.

Seufzend nehme ich es entgegen und kippe die Flüssigkeit in wenigen Zügen meinen Rachen hinunter.

"An dem Tag, an dem du Selma kennengelernt hast, haben wir das erste Mal miteinander geschlafen. Es ist einfach so passiert, ich weiß nicht...Auf einmal war da diese Anziehung, diese Spannung zwischen uns, der sind wir einfach gefolgt."

"Josh, die bestand schon, als ihr euch zum ersten Mal getroffen habt, denke ich. Diese Diskussionen zwischen euch führten immer ins Leere und trotzdem habt ihr nicht aufgehört. Das war wohl eine Art Vorspiel zwischen euch. Es ist nur ein wenig verwunderlich, dass ihr nach eurem ersten Mal weiterhin miteinander geschlafen habt."

"Ich kann es auch nicht erklären", murmle ich und halte ihm mein leeres Glas hin, damit er es neu auffüllt. Das tur er auch, wenn auch zähneknirschend.

"Es muss doch aber mehr zwischen euch sein. So eifersüchtig, wie er war, da müssen Gefühle dabei sein."

Wieder denke ich an unser gestriges Gespräch zurück. Wie einfühlsam er wurde. Und dass wir uns beinahe geküsst hätten.

Wäre sein kleiner Lover nicht gekommen und hätte uns gestört.

"Tristan, ganz ehrlich. Ich bin mir nicht einmal sicher, ob er beziehungsfähig wäre. Ich möchte wirklich nicht verletzt werden."

"Wirst du es denn nicht schon?" Seine Stimme ist leise, er wirkt aber auch mitgenommen. "Ihr solltet in meinen Augen die Sache zwischen euch klären. Ihr solltet wirklich darüber reden, denn so kann es doch nicht weitergehen. Wenn ihr denkt, es hätte keinen Sinn zwischen euch, dann solltet ihr auch einen endgültigen Schnitt machen."

Er hat Recht. So wie es jetzt ist, das kann nur zu einer Katastrophe führen. Aber ich habe auch Angst davor, wie es ausgesehen würde.

Sollte ich mich dazu überwinden, ihm zu beichten, dass ich ihn mag? Wird er mich zurückstoßen? Möchte ich so verletzt werden?

Oder sollte ich das einfach beenden?







Tristan rät Josh dazu, mit Travis zu reden. Werden die beiden es klären können?

Possessive [manxman] | ✔Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt