Kapitel 41

3.9K 249 14
                                    

• T R A V I S •

Es sind zwei Tage vergangen, seit wir an Mutters Grab waren. Und seitdem habe ich mich kaum aus dem Bett bewegt. Hudson hat gestern angerufen, sich nochmals entschuldigt, aber ihn trifft nicht die Schuld.

Eigentlich weiß ich nicht einmal, warum ich so gefrustet bin. Ich habe nicht zum ersten Mal das Grab besucht, auch wenn das letzte Mal schon eine Weile her ist. Auf eine Konfrontation mit Peyton hätte ich aber gut verzichten können. Diese Frau bedeutet nichts als Ärger. Sie schafft es, einem die Lebensfreude zu rauben. Zumindest tut sie es bei mir immer wieder. Deshalb möchte ich sie auch nicht um mich herumhaben, weil ich mich durch sie in einen Menschen verwandle, der ich nicht sein möchte.

Als hinter der Tür ein komisches Geräusch erklingt, huscht mein Blick sofort zur Seite. In dem Moment kommt Josh herein, in seinem Armen haufenweise Snacks und zwei Schachteln Pizza. Er wirkt damit leicht überfordert, schafft es aber schließlich zum Bett.

"Was wird das denn?", frage ich misstrauisch und sehe ihm nach, wie er zum Schreibtisch geht und von dort den Laptop holt.

"Wir lenken uns jetzt ab!"

"Indem wir uns mit ungesundem Zeug vollfressen?"

Er nickt und klettert dann neben mich aufs Bett. "Wenn du den ganzen Tag hier verbringen willst, dann tun wir das zusammen. Ich habe mir nicht frei genommen, um allein Däumchen zu drehen." Der Bildschirm des Laptops leuchtet auf, nachdem Josh auf den Anschaltknopf gedrückt hat. "Du bist niedergeschlagen, also kümmere ich mich um dich."

"Ich bin nicht niedergeschlagen."

"Traurig..."

"Das klingt ja noch schlimmer!"

"Trifft es aber genauso." Mein Freund legt seine Hand auf mein Bein. "Travis, der Todestag hat Spuren bei dir hinterlassen, das kannst du gar nicht abstreiten." Als ich eine Augenbraue hebe, verdreht er die Augen. "Gut, das könntest du schon, aber ich kenne dich. Ach, und außerdem habe ich eine mit Gemüse bestellt, also ist sie nicht so ungesund", meint er und deutet zuletzt auf die Pizzen.

"Das macht wohl kaum einen großen Unterschied", entgegne ich, während er sich einloggt. "Und was hast du jetzt so vor?"

"Hast du eher Lust auf einen Film- oder Serienmarathon?"

"Bin ich etwa ein Teenie, der sich damit seine Langeweile vertreibt?"

"Im Moment bist du jemand, der mir gehörig auf den Sack geht. Also entscheide dich einfach", fährt er mich an und sucht Netflix auf.

Seufzend lege ich meinen Kopf auf seine Schulter. "Entschuldige. Ich weiß, dass du es nur gut meinst. Die Sache von vorgestern hängt mir einfach ziemlich nach."

"Schon gut. Deshalb lenken wir uns ja jetzt auch ab, und zwar mit..." Meine Augen weiten sich, als ich seine Watchlist sehe. "Okay, ganz offensichtlich date ich einen erwachsenen Mann, der selbst gern Teeniefilme guckt."

"Na und? Manchmal habe ich nun mal Lust darauf. Hast du ein Problem damit, Miesepeter?"

Schmunzelnd schüttle ich den Kopf und lege meinen Arm um ihn, während ich mit der anderen Hand über das Touchpad fahre. "Ich schaue aber ganz sicher nichts davon. Wie stehst du zu Horrorfilmen?" "Wenn du unbedingt einen schauen willst, dann tun wir das", sagt er. Gleichzeitig bemerke ich, wie er sich enger an mich schmiegt.

Ich sehe auf ihn herunter. Sonderlich begeistert wirkt er nun wirklich nicht, einen solchen Film zu schauen. Er würde es nur für mich tun. Mein Blick wandert über seine Gestalt und so kommt mir eine Idee, die mir sehr viel besser gefällt.

Possessive [manxman] | ✔Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt