Kapitel 18

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• T R A V I S •

Mit einem Seufzen greife ich nach meiner Tasse und nippe an dem Kräutertee. Als der Geschmack meine Zunge trifft, verziehe ich angewidert das Gesicht, stelle die Tasse zurück und versuche mich auf die Unterlagen vor mir wieder zu konzentrieren.

Gegen den Rat meines Arztes habe ich mich frühzeitig entlassen. Das einzige, das mir Dr. Bublé dann noch aus dem Weg gegeben hat, war, ich solle mich zuhause ausruhen. Was tue ich jetzt? Arbeiten, natürlich.

Gavin würde mich köpfen, wenn er mich jetzt sehen würde. Er war schon gar nicht begeistert, dass ich aus dem Krankenhaus raus bin, obwohl ich noch ein paar Tage hätte bleiben sollen.

Als mein Telefon klingelt, greife ich blind danach. Meine Aufmerksamkeit liegt ganz auf den Papieren. Ich habe mir aus dem Büro einige Ordner meiner Projekte schicken lassen. Seit einigen Stunden sitze ich daran, meine Kopfschmerzen sind trotz Medikamente noch da.

"Hallo?"

"Hallo, Travis", ertönt die Stimme meines Stiefvaters am anderen Ende der Leitung. Überrascht richte ich mich auf und lehne mich nach hinten. "Hudson, lange nichts mehr voneinander gehört. Wie geht es dir?" "Gut gut, mein Großer. Ich bin zurzeit in Kapstadt und arbeite für eine Hilfsorganisation", erzählt er.

Trotz dass Hudson nicht mein leiblicher Vater ist, hat er seit meiner Kindheit die väterliche Rolle in meinem Leben übernommen. Wir hatten immer ein gutes Verhältnis zueinander, aber seit Mum aber gestorben ist, sehen wir uns kaum.

Er reist um die Welt - besucht die Orte, an denen meine Mutter gewesen ist, als würde er ein Teil von ihr dort suchen. Sie war eine wundervolle Frau, die den leidenden Menschen auf dieser Welt helfen wollte. Dies versucht nun Hudson in ihren Namen fortzuführen.

"Das wirst du wahrscheinlich nicht hören wollen, Travis. Deine Schwester hat mich angerufen." Augenblicklich richte ich mich auf. "Warum versteht diese Frau eigentlich nicht, dass sie kein Teil meines Lebens ist?" "Sie wollte mich nur wissen lassen, dass du im Krankenhaus liegst. Mein Sohn ist sich nämlich zu fein, mich deswegen zu benachrichtigen." "Hudson, du solltest dir nicht wegen einer einfachen Grippe Sorgen machen", erwidere ich und reibe mir über die Stirn.

Wie deutlich muss ich gegenüber Peyton eigentlich werden, dass sie es endlich kapiert, dass ich nichts mit ihr zu tun haben will? Sie hat einfach Grenzen überschritten, was ich ihr niemals verzeihen werde. Und das weiß sie ganz genau.

Warum also tritt sie auf einmal wieder in mein Leben und wagt es dann auch noch, unserem Stiefvater solche Sorgen zu bereiten?

"Wegen einer Grippe würdest du nicht einige Tage unter der Aufsicht von Ärzten bleiben müssen-" "Gavin hat mich ins Krankenhaus gefahren. Ich hatte einfach wenig Schlaf, deshalb bin ich kurz zusammengebro-" "Travis, ich weiß, du möchtest nicht, dass man sich um dich sorgt. Du willst keinem Probleme bereiten. Aber tue mir bitte ein Gefallen, pass auf dich auf. Tue es für Nicole", bittet er mich.

Bei der Erwähnung ihres Namens zieht sich meine Brust unangenehm zusammen.

Mum würde mich eigenhändig ans Bett fesseln und pflegen, bis ich vollständig gesund wäre.

Mein Blick liegt auf den ausgebreiteten Unterlagen auf dem Tisch.

Diese würde sie sicherlich irgendwo verstecken, dass ich gar nicht auf die Idee käme, in diesem Zustand zu arbeiten.

"Lass mich raten, sie hat dir auch gesagt, dass ich mich selbst entlassen habe", stelle ich fest, während ich die Papiere zusammensuche. Hudson seufzt an der anderen Leitung. "Du warst schon immer ein Dickkopf. Selbst wenn sie es nicht erwähnt hätte, wüsste ich es." "Du kennst mich halt ziemlich gut", erwidere ich mit einem kleinen Schmunzeln.

Possessive [manxman] | ✔Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt