Kapitel 23

5.3K 322 65
                                    

• J O S H •

Travis ist tot.

Das ist die einzige Entschuldigung, die ich für sein Verhalten akzeptiere. Dieser Bastard hat es nicht für nötig gehalten, sich bei mir zu melden. Nicht mal eine Nachricht hat er geschrieben.

Nichts!

Ich hasse mich dafür, dass ich mich wie eines dieser Mädchen aus einem Teeniefilm benehme. Alle fünf Minuten habe ich kontrolliert, ob er sich vielleicht doch gemeldet hat. Was er nicht tat.

Tristan ist es heute Nacht auch aufgefallen, dass ich ziemlich schlecht gelaunt war. Aber kann man es mir verübeln? Travis hat auf keine meiner Nachrichten geantwortet.

Wenigstens verkniff sich mein bester Freund jeglichen Kommentar. Nicht so, wie Gavin. Er fand es natürlich höchst amüsant, dass ich mich so aufrege.

"Es ist so süß, wie sehr du ihn schon vermisst!", hat er gesäuselt. Am liebsten hätte ich danach seinen blöden Junggessellenabschied aus dem Club geworfen. Aber dann hätte ich Stress mit meinem Boss gehabt und darauf konnte nun wirklich verzichten.

Erschöpft schleife ich mich ins Badezimmer und ziehe mir auf dem Weg dahin das Shirt über den Kopf.

Seit die beiden ein Paar sind, bevorzugt Gavin es, den Club als Location für etliche Jungesellenabschiede zu buchen. Und die heutigen Herrschaften waren vollkommen in ihrem Element, mir den letzten Nerv zu rauben.

Nicht nur, dass ich sowieso mit den Gedanken ganz woanders war, schienen die Typen echte Spaßvögel darin zu sein, unsere Einrichtung überall umher werfen zu wollen. Es gab Momente, da habe ich ihnen gegenüber noch mehr Hass gespürt, als meinem Freund gegenüber.

Es fühlt sich immer noch so surreal vor, den Afroamerikaner meinen Freund zu nennen. Gleichzeitig könnte ich mir nichts Schöneres vorstellen. Dieser Kerl hat mich voll und ganz im Griff und es macht mir absolut nichts aus.

Dass ich jemals mit einem Mann zusammen wäre - und dann noch mit einem wie ihm - ich hätte es niemals für möglich gehalten.

Im Bad angekommen, werfe ich einen Blick in den Spiegel und erschrecke vor mich selbst. Seit langem sah ich nicht mehr so entkräftet aus. Wie sehr ich mich doch auf mein Bett freue. Doch bevor ich unter die Dusche treten kann, klingelt es an der Tür.

Genervt stöhne ich auf und spiele ernsthaft mit dem Gedanken, es einfach zu ignorieren, als es nochmals schellt. Das fordernde Klopfen danach, lässt mich verwundert das heiße Wasser abstellen und zur Wohnungstür gehen.

Nur in meiner Jeanshose gekleidet, durchquere ich den Flur und schließe die Tür auf. "Was tust du denn bitteschön hier?", frage ich wütend, aber auch überrascht, als ich Travis gegenüberstehe.

Er lehnt mit lüsternem Blick gegen den Türrahmen und mustert meinen halbnackten Körper. Ich werde es nicht zugeben, aber jetzt, da er vor mir steht, fällt mir wieder ein, wie sehr ich ihn eigentlich vermisst habe.

Und das, obwohl wir uns vorgestern erst gesehen haben.

Meine Frage ignorierend, drückt er sich vom Rahmen ab und drängt mich in meine Wohnung rein. Davon überrumpelt, lasse ich es zu, dass er seine Lippen auf meine presst. Nur im Unterbewusstsein bekomme ich mit, dass Travis die Tür hinter sich schließt, und konzentriere mich lieber auf die Tatsache, zwischen ihm und die Wand eingeklemmt zu sein.

Er streichelt mit der Hand meine Wange, während seine Zunge über meine Unterlippe fährt. Als ich unter dieser Berührung erschaudere, lächelt er.

Der Kuss ist so stürmisch, dass ich mich wie ein Ertrinkender an ihn klammere. Vergessen ist, dass ich eigentlich auf ihn wütend sein sollte, weil er mich den gestrigen Tag ignoriert hat. Er ist alles, was ich immer wollte und so viel mehr.

Possessive [manxman] | ✔Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt