Verwahrloster Junge aus brennendem Haus gerettet
Am Samstagabend alarmierten Nachbarn wegen dem Geschrei einer anscheinenden Katze und Brandgeruch die Feuerwehr. Als diese ins Haus eindrangen, fanden sie jedoch keine Katze, sondern einen in einen kleinen Raum eingesperrten Jungen.
Der Junge war unterernährt und hatte neben ein paar Schürfwunden auch eine leichte Rauchvergiftung, konnte aber im Krankenhaus schnell behandelt werden.
Weder die Nachbarn noch der Vermieter konnte Angaben zum Verbleib seiner Eltern machen, noch wussten sie von dem Jungen.
Um Hinweise wird gebeten.Man hatte mir damals den Artikel vorgelesen und er hatte sich in meinem Kopf festgesetzt.
Mein eigenes abgemagertes Gesicht mit der Narbe sah mich an.
Das war der Tag gewesen, an dem man mich gefunden hatte.
Ich sah zu Alex, der in ein paar anderen Zeitungen stöberte. Er suchte irgendetwas für ein Schulprojekt.Ich hielt etwas hoch und las die Überschrift. "Passt nicht…Was hast du da?"
"Nichts wichtiges. Was suchen wir überhaupt?"
"Buchstaben oder passende Worte aus Überschriften für ein Plakat."
"Wofür das denn?"
Ich schob den Artikel wieder zwischen ein paar andere."Ist ein Kunstprojekt und hat was mit Zeitungen zu tun. Wir sind aber noch nicht so weit."
Ich nickte. "Ich geh kurz aufs Klo."
Ich schob die Zeitungen auf zwei Stapel und nahm mir eine neue.
Diese hatte einen interessanten Artikel gleich auf der ersten Seite. Ich las aber nur die Überschrift und schnitt dann das Wort 'gerettet' aus.Als ich wiederkam lag der Artikel über mich vor ihm. Ich sah weg. Ich konnte mein eigenes Gesicht kaum ertragen.
Ich legte die Zeitung auf den gelesenen Stapel als Dad reinkam.
Ich zuckte zusammen und schob über die Zeitung noch eine. Es reichte das ich es gesehen hatte.
"Oh, was machst du denn?"
"Schulprojekt.""Ein sehr komisches Schulprojekt. Er macht aus Überschriften ein Bild."
"Nennt man Kunst…"
"Kunst ist komisch. Wieso guckt man sich die Dramen anderer Leute an?"
"Ich suche doch nur einfach irgendwelche Überschriften, keine Dramen. Gerettet passte eben nunmal gut."
"Das einzige positive Wort der Überschrift", murmelte ich.
"Hast du sie gelesen?", fragte der Mann und ich zuckte zusammen, den Blick auf den Tisch gerichtet.
"Ich dachte, du kannst nicht lesen.""Kann ich auch nicht. Im Heim haben sie uns manchmal aus der Zeitung vorgelesen und ich habe den Artikel erkannt."
"Erkannt? Woran?"
"An dem Bild. Ich erkenne sie an den Bildern und an der Form der Worte." Jetzt war ich wirklich verunsichert.
"Das ist ja der erste Schritt zum Lesen."
"Hauptsächlich aber an dem Bild."
Ich nahm mir die Zeitung noch mal vor. Es war ein kleines, recht unscharfes Bild eines Kindes. Unglaublich, dass er sich das gemerkt hatte.
"Das ist der Artikel über mich", nuschelte ich.
"Was?!", fragten Dad und ich wie aus einem Mund.
Ich zuckte zusammen. Das war eine schlechte Idee gewesen… Ich hätte es ihnen nicht sagen sollen.
Ich verglich das Kind auf dem Bild mit Kilian.
Ich sah auf die Tischplatte. Ich hasste es angestarrt zu werden. Unsicher kaute ich auf meiner Unterlippe.
Es war tatsächlich Kilian. Ich haderte mit mir. Ich wollte und sollte ihn nicht darauf ansprechen, gleichzeitig hatte er es selbst gesagt und einfach kamen wir nicht aus dieser Situation heraus.
"Ich kenne den Artikel auswendig, man hat ihn mir gezeigt, als ich ins Heim bin."
“Das ist natürlich nicht schön”, meinte Dad.
"Sie haben mir immerhin die Wahrheit gesagt."
“Das ist auch gut so.”
Ich nickte. "Ich habe gedacht, ich sterbe."
“Wegen dem Feuer?”
“Wo waren deine Eltern und warum war die Tür abgeschlossen?”, fragte Dad nachdem er den Artikel gelesen hatte."Ich weiß es nicht."
“Schrecklich”, flüsterte ich.
"Manchmal vermisse ich sie ein wenig. Ich meine sie waren dennoch meine Eltern."
“Wo sind sie denn jetzt?”
"Ich...sie...man hat sie nicht gefunden."
Wir schwiegen. Ich hatte das ganze irgendwie noch nicht richtig realisiert.
"Ich…am…am besten gehe ich einfach hoch…"
Ich blinzelte. Es war vielleicht für ihn am besten, es war nichts worüber man reden musste.
Ich verschwand hoch und in mein Versteck.
Das gerade hatte einiges wieder hochgeholt, was ich vergessen wollte.“Krass!”
“Tja, der Kleine hatte es nicht leicht. Umso wichtiger, dass wir uns um ihn kümmern.”Ich hatte im Schrank einen Teddy gefunden, der jetzt mit mir in der Höhle lag. Früher hatte ich einen Hasen besessen, den mir eine Verkäuferin geschenkt hatte, aber er war völlig verbrannt.
“Was sollen wir jetzt machen? Ihn wieder in Ruhe lassen? Das kann doch nicht immer so sein, wenn wir auf sowas zu sprechen kommen. Wir müssen ihm doch irgendwie darüber hinweg helfen, oder?”
"Da hast du natürlich recht, aber er hat Angst vor mir und deiner Mutter und wir dürfen es nicht überstürzen."
“Und warum nicht vor mir? Ihr wart doch die, die sich ihm zuerst angenähert haben und ihr wolltet ihn doch als Sohn haben."
"Wir wissen es nicht, aber dir vertraut er."
“Er hat mich sogar schon umarmt.”
"Das ist ein extremer Fortschritt."
“Ja, ist aber auch schon länger her.”
"Das macht nichts, er hat dich akzeptiert."
“Hätte ich anfangs gar nicht erwartet…weil ich so abweisend war, aber ich mag ihn mittlerweile.”
"Das freut mich. Wir hatten gehofft, dass ihr euch verstehen würdet."
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New Family
General FictionDer kleine Kilian wird adoptiert, doch es ist ein langer Weg zum Vertrauen und immer wieder werden ihm unerwartete Steine in den Weg gelegt. Alex, sein neuer Bruder, versucht sein Vertrauen zu gewinnen, aber gleichzeitig kämpft er seinen eigenen Kam...