Rückfall

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Wir waren alle dabei Kartons in mein kleines Auto und das Auto meiner Eltern zu verfrachten. Ich wollte mit meiner Freundin in eine Wohnung ziehen, dorthin wo ich studierte, damit die Wege nicht so weit waren. 

Ich saß mit verschränkten Armen auf meinem Bett. Ich wollte nicht, dass Alex auszog. Er sollte hier bleiben, bei mir, für immer. Ich hatte gemotzt, etwas, dass ich nie zuvor gemacht hatte, um zu verhindern, dass er ging, aber Mum hatte es nur als verspätete Trotzphase abgetan.

Ich stellte die Kiste ab und setzte mich auf die Treppe, weil mir schlecht und schwindelig war. Eigentlich wollte ich das ganze ignorieren, weil Mum sich sonst bestimmt sofort Sorgen machen würde.

Ich trat gegen meinen Teddy, der mit Schwung gegen die Tür klatschte und dort liegen blieb. 

Ich war erschrocken zusammengezuckt als etwas in Kilians Zimmer gegen die Tür donnerte. Mum und er hatten sich gestritten und er hatte sich kein einziges Mal blicken lassen, seit wir die Kartons verluden. Ich wusste, dass er nicht wollte, dass ich ging. Aber, na ja, wir waren beide alt genug. 
Ich zog mich am Geländer in die Höhe, blieb einige Sekunden stehen und klopfte dann an seine Tür.

"Herein", maulte ich. 

Ich öffnete die Tür. “Hey…”

"Hi, warst du nicht am Packen? Was willst du dann hier? Mir zum hundertsten Mal erklären, dass ich dich besuchen kommen kann und du nicht so weit weg bist?"

“Nein, ich mache gerade Pause. Und ich werde es dir nicht wieder erklären, wenn du es nicht willst, es reicht wenn du dich deswegen mit Mum anlegst. Ich wollte mich nur zu dir setzen.”

"Geh weg, das willst du ja anscheinend eh."

“Was? Nein. Ich will doch nicht weg, ich geh doch auch gar nicht weit weg.”

"Aber trotzdem wohnst du nicht mehr hier."

“Ja, aber…ich bin trotzdem nicht weg.” Ich trat in den Raum, ging unsicher bis zu seinem Bett und setzte mich neben ihn.

"Doch bist du!"

“Nein! Du redest dir das ein, weil du glaubst jemanden zu verlieren. Aber überleg mal, irgendwann werden wir alle getrennte Wege gehen. Wenn du mit der Schule fertig bist, wirst du auch ausziehen und studieren. Vielleicht noch weiter weg als ich.”

"Ich will aber nicht weg, oder, dass du gehst. Ich habe doch gerade erst eine Familie bekommen."

“Gerade erst? Kilian, du bist seit sieben Jahren hier.”

"Aber…davor hatte ich elf Jahre keine."

“Ich kann es nur immer wieder sagen, du verlierst mich nicht. Ich bin nicht aus der Welt!”

"Aber wie soll ich denn da auf dich aufpassen?"

“Das musst du doch nicht. Ich bin doch alt genug.”

"Aber ich bin doch dein Bruder. Das ich sich meine Aufgabe."

“Deine Aufgabe ist jetzt dein Schulabschluss. Und ich werde mich anstrengen zu studieren. Außerdem musst du jetzt meine Stelle bei Mum und Dad einnehmen.”
Ich lächelte.

"Aber was ist, wenn es dir nicht gut geht?"

"Es ist alles in Ordnung. Hast du immer noch Angst, dass der Krebs wiederkommt? Ich bin doch schon seit Jahren gesund." 

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