Oma

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Ich saß zwischen meinen Eltern auf der Couch. Jetzt, wo ich sie wieder hatte, wusste ich erst, wie sehr ich an ihnen hing und wie viel Angst mir der Gedanke machte, hier weg zu müssen.
Es klingelte und alle sprangen auf und gingen zur Tür. Ich verschwand erschrocken hinter die Couch. Etwas, das ich wegen meinen geprellten Rippen und der gerade erst wieder eingekugelten Schulter eigentlich vermeiden sollte. 

Ich blieb in der Tür stehen. Wer war denn das jetzt?
“Hallo”, sagte Mum.

"Entschuldigen Sie die Störung. Ich wollte nachhören, wie es Kilian geht und mich für dieses ganze Durcheinander entschuldigen."
"Wieso wollen sie sich denn entschuldigen, sie hatten doch damit gar nichts zu tun?", fragte Susan. 
"Ich habe das ganze leider ausgelöst, indem ich meine Tochter nach meinem Enkel gefragt habe."

Ich sah nach hinten, Kilian war hinterm Sofa verschwunden. “Ihre Tochter? Enkel?”, fragte Mum.

"Ich bin Kilians Großmutter und damit auch leider die Mutter der wandelnden Katastrophe."

Entsetzt sah ich zu Kilian hinüber. 

"Ich habe meiner Tochter den Geldhahn abgedreht, als sie sich nicht von ihrem Mann getrennt hat, der zum Alkoholiker und damit zu einer Gefahr für das Kind wurde und sie dann angefangen hat Medikamente zu nehmen. Ich wollte den Jungen zu mir nehmen, aber sie sind untergetaucht.”

Mum bat die alte Frau herein und ich sah noch im Augenwinkel, wie Kilian aus seinem Versteck nach oben verschwand, ohne dass es jemand sonst mitbekam.

“Erst vor ein paar Wochen stand sie wieder vor meiner Tür und wollte Geld haben. 
Ich habe sie natürlich sofort nach dem Jungen gefragt, aber sie hat nur gemeint, er wäre zu Hause und es ginge ihm gut. Als ich verlangt habe ihn zu sehen, bevor sie irgendwas bekommt habe ich nun wirklich nicht mit sowas gerechnet. Ich wusste nicht, dass Kilian adoptiert wurde, aber letztendlich bin ich froh darüber. Hier geht es ihm deutlich besser wie bei meiner verantwortungslosen Tochter", erzählte die alte Frau. 

Mum hörte der alten Frau aufmerksam zu. 
Ich stand in der Tür, näher wollte ich nicht kommen. Kilians frühere Familie war mir sehr suspekt. Außerdem war ich nur durch Zufall überhaupt runtergekommen. Ich hätte nämlich eigentlich im Bett liegen bleiben sollen, weil ich mir irgendetwas eingefangen hatte. 

"Ich habe auch noch mal mit der Polizei wegen dem Brand gesprochen. Es war augenscheinlich Brandstiftung. Anscheinend haben sie ein Plüschtier angezündet. Kilians Plüschtier und sind dann einfach gegangen, während ihr kleiner Sohn in der Abstellkammer eingeschlossen war. Ob es ein Versehen war, weil sie dicht waren, oder Absicht, kann uns aber nur mein Enkel sagen."

Ich sah die Treppe hinauf. Er war in seinem Zimmer, ich wusste nicht, ob er schon etwas von dem hier mitbekommen hatte. 
Mum keuchte entsetzt. "Und dann kommt diese Frau auch noch her und will ihn wieder haben als wäre alles völlig in Ordnung und wir hätten nur für eine Weile auf ihn aufgepasst." 

Ich war zu neugierig um oben zu bleiben, also wagte ich mich leise die Treppe wieder runter und blieb hinter dem Türrahmen stehen.

Ich spürte, dass er in meinem Rücken stand.

Ich lugte um die Ecke. Ich kannte diese Frau nicht, was mich beruhigte.

Ich machte einen Schritt zur Seite, damit er mehr sah.

Schließlich wagte ich mich sogar aus meiner Ecke, woraufhin mich alle ansahen und ich schnell wieder zurück ging.

“Du kannst ruhig hier bleiben, Kilian”, sagte Dad.

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