Entführung

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Ich war zwar mit Kilian aufgestanden, aber nur um ihm beim Frühstück Gesellschaft zu leisten. Dann hatte ich mich in mein Zimmer verzogen um noch ein letztes Mal zu üben

Ich war gerade auf dem Weg zur Schule gewesen, allein, weil Alex zu einer anderen Stunde Beginn hatte. 
Plötzlich wurde ich in eine Gasse gezerrt und ein Tuch wurde vor mein Gesicht gepresst. Ich schlug um mich, trat. 
Mama fluchte, ließ mich aber nicht los. Ich hatte sie sofort erkannt. Sie roch nach Alkohol und benahm sich wie früher auch.
Dann klappte ich zusammen und sie riss mich an meinem Arm in die Höhe und schleifte mich mehr als das sie mich trug. Hart knallte meine Seite auf die Kofferaumkante, als sie mich reinschob. 
Als sie bemerkte, dass ich nicht ganz schlief, zwang sie mich irgendeine komische Flüssigkeit zu trinken, dann wurde alles schwarz. 

Ich machte mich auf zur Schule und schrieb mit gutem Gefühl die Arbeit. Später wartete ich auf Kilian, weil wir zur gleichen Zeit aus hatten. Aber ich wartete vergeblich, was mich wunderte, denn er lief nie allein, außer er wusste, dass ich später kam. Ich lief noch einmal zu seiner Klasse, aber da war niemand mehr. Dann lief ich mit einem komischen Gefühl nach Hause.

Als ich nicht zum Unterricht erschien, rief die Schule bei mir Zuhause an. 
Zur selben Zeit hatte meine Mutter das Pech in eine Polizeikontrolle zu geraten, weil sie nicht nüchtern war und dabei entdeckten sie mich und riefen einen Krankenwagen. 

Mum fing mich an der Haustür ab. “Wo ist Kilian?”, fragte sie entsetzt. 

“Ich weiß es nicht, ich dachte er ist vielleicht schon vorgelaufen.”

“Die Schule hat bei mir angerufen, er ist nicht zum Unterricht gekommen. Ich dachte, er würde sich verstecken und später mit dir nach Hause kommen.”
“Ist er aber nicht.”
“Wo ist er?!”

Eine Stunde später war mein Mageninhalt draußen, mein Arm wieder eingerenkt und ich lag in einem Bett im Krankenhaus. Im Flur hörte ich schwach den Arzt reden, dass er meine Eltern jetzt anrufen würde. 

Mum war von einem Arzt im Krankenhaus angerufen worden. Wir waren sofort hingefahren. 
Mum fing den Arzt auf dem Flur ab und wollte aufgeregt wissen, was denn passiert war.

Ich war zu müde, mein Arm  und meine Rippen schmerzten. 
Sie hatten mich zwar vor einer Überdosis bewahrt, aber ein Teil hatte es trotzdem in meinen Kreislauf geschafft und brachte mich dazu wieder einzuschlafen.

Ich ging in sein Zimmer, anstatt mich mit der Geschichte zu befassen. 

Eine Krankenschwester war bei mir geblieben und deckte mich ordentlich zu, als ich eingeschlafen war.

Ich trat vorsichtig ans Bett. “Geht es ihm gut?”

"Ihm wurden Schlaftabletten gegeben, nur deshalb schläft er überhaupt."

“Schlaftabletten?”

"Leider konnte seine Entführerin anscheinend die Packungsbeilage nicht lesen. Wir mussten ihm den Magen auspumpen."

“Entführerin?!” 
Mum kam herein.

"Ja, aber das müsst ihr mit der Polizei besprechen, ich kann euch da auch nichts genaueres sagen. Die müssten eigentlich noch draußen sein."

“Ich habe gerade mit ihnen gesprochen”, sagte Mum und erzählte mir, was passiert war.

"Der Junge tut mir so leid", meinte die Krankenschwester. 

Mum hätte sie fast mit ihrem Blick getötet.

"Es geht ihm einigermaßen gut, aber er wird wohl erst in Stunden wieder aufwachen."

Wir blieben da. Mum saß bei ihm und ich holte etwas zu trinken.

Irgendwann wurde ich wieder wach. Noch immer erschöpft streckte ich die Hand nach Alex aus, der auf meiner Bettkante saß.

Plötzlich griff eine Hand nach meinem Pulli. Ich drehte den Kopf. “Mum!”

"Alex", nuschelte ich verschlafen. Dann versuchte ich auf meinen anderen Arm nach ihm auszustrecken, aber er hing in einer Schlaufe, damit ich ihn nicht bewegte. 
"Kilian, du bist wach", sagte Mum und strich mir die Haare aus der Stirn. "Mum…"

“Nicht bewegen, sonst tust du dir weh.”

"Müde", nuschelte ich.

Ja, das ist verständlich. Du kannst ruhig schlafen”, sagte Mum.

"Mama?"

“Ja?”

Ich schüttelte den Kopf. 

“Deine Mutter ist nicht hier.”

"Wo…wo ist sie hin?"

“Wahrscheinlich bei der Polizei.”

"Ich…ich muss nicht zu ihr, oder?"

“Nein, sie hat das gegen deinen Willen…und unseren Willen gemacht. Das sieht die Polizei nicht gerne, deshalb ist sie jetzt da.”

Ich lächelte und schloss meine Augen.

Er schlief wieder ein und ich lief nach Hause, weil ich noch für die Schule arbeiten musste. Mum blieb aber bei ihm.

Nach einem Tag konnte ich gehen. Meine Rippe schmerzte und mein Arm tat weh. Mein Magen fühlte sich flau an und ich hatte es nicht geschafft etwas zu essen.

Mum kam mit Kilian nach Hause kurz nachdem ich von der Schule zurück war. “Wie geht es dir?”

"Ganz gut."

“Sag das nicht, nach sowas würde ich mich auch schlecht fühlen”, meinte Mum und verschwand in der Küche. 
“Kann ich dir irgendetwas gutes tun?”

Ich schüttelte den Kopf, lächelte aber. "Ich bin nur froh, dass ich wieder hier bin."

“Ich auch, das hat uns allen einen gewaltigen Schrecken eingejagt.”

Ich umarmte ihn mit einem Arm. 

Am besten setzt du dich erstmal auf die Couch oder legst dich in dein Bett.”

"Will nicht schon wieder in einem Bett liegen. Das habe ich die letzten Tage schon gemacht."

Ich lachte. “Dann auf die Couch.”

"Bekomme ich einen Kakao, ich hab Hunger."

Von Kakao wird man zwar nicht satt, aber ich mache dir einen.”

"Mein Magen fühlt sich noch immer seltsam an."

“Das ist bestimmt auch nicht gut, wenn…” Ich verstummte, weil ich nicht erzählen wollte, was die Ärzte hatten machen müssen.

"Ich weiß, dass sie das Zeug wieder rausgeholt haben, du musst mir nicht versuchen das zu verschweigen."

Ich kratzte mich am Hinterkopf. “Ja…ähm…Ich mache Kakao.”

"Danke."
Ich ging noch immer etwas schlapp zur Couch und setzte mich darauf.

Ich kam mit zwei Tassen zu ihm. “Hier, deiner. Willst du einen Film gucken?”

"Gerne, Mario spielen klappt ja heute nicht."
Ich wackelte mit den Fingern von dem verletzten Arm.

Ich grinste. “Wohl eher nicht.” Dann suchte ich einen Film heraus und legte ihn in den DVD-Spieler.

"Morgen oder übermorgen vielleicht wieder und dann mache ich dich fertig."

“Ja ja, Träumer!” Ich streckte ihm die Zunge heraus.

"Der Arm war nur ausgerenkt, also sollte das kein Ding sein, warts ab."

“Ja ja, ich habe schon Angst.”


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