TWENTY

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Ich wandte mich und zuckte dann zusammen. Ein stechender Schmerz, mein Herz raste, ich kniff meine Augen fest zu und versuchte mich selbst zu beruhigen. Was zum Teufel war hier los?

Ich öffnete meine Augen und griff nach meinem Handy auf meinem Nachttisch.

2:27 Uhr

Ich schaltete meine Nachttischlampe an und atmete tief durch während ich den Grund meines nächtlichen Erwachens aus machte. Der Schmerz aus meinem Bein zog sich runter in meinen Fuß und hoch in meinen Oberschenkel. Ich zog meine Bettdecke zur Seite und betrachtete mein Bein. Ich wickelte die Wunde immer noch täglich in einen Verband, doch der Verband den ich den vorherigen Abend neu verbunden hatte war nun durchgeweicht und blutrot. Ich versuchte mein Bein abzutasten, doch neben dem unsäglichen Schmerz fiel mir auf, dass ein Teil meines Beines taub war. Ich wischte mir mit dem Ärmel meines Pullis über die Stirn und bemerkte erst dann, dass mir unglaublich heiß war und ich schwitzte.

Panik machte sich langsam in mir breit. Ich versuchte meine Beine aus meinem Bett zu bewegen, doch das verwarf ich schnell wieder und griff stattdessen nach meinem Handy.

Ich scrollte zuerst zu Summers Kontakt, erinnerte mich dann jedoch daran, dass ich sie in Ruhe lassen wollte, sie würde sowieso nicht ran gehen.

Ich scrollte zu Christina, wählte ihre Nummer, doch sie ging nicht ran.

Dann wählte ich den Notruf. Ich wusste, dass mit dieser Situation nicht zu Spaßen war und ich wusste, dass ich keine andere Chance hatte als ins Krankenhaus zu fahren. Zu lange hatte ich mir die Wunde klein geredet und gedacht, es würde noch verheilen. Und während ich zögerte und mich innerlich darüber aufregte, dass ich nicht früher wegen den Schmerzen zum Arzt gegangen war spürte ich mein Handy in meiner Hand vibrieren.

Ich sah auf das Display und runzelte die Stirn.

>>Cassi, bist du wach?<< eine Nachricht von Daniel. Ich sah rauf an meine Zimmerdecke ,,Willst du mich eigentlich verarschen?'' Ich war mir nicht sicher, ob ich es an mich gerichtet meinte, oder an Daniel oder einfach an das Schicksal an welches ich fest glaubte, doch letztendlich kniff ich die Augen zu und nickte.

Ich erinnerte mich daran, wie ich überhaupt in diese Situation gelangt war. Und bei meinem kleinen Popcorn Unfall war es nunmal auch Daniel gewesen der mir geholfen hatte.

Und als ich auf seinen Kontakt klickte machte sich irgendwie eine gewisse Erleichterung in mir breit, ihn noch nicht aus meinem Leben ausschließen zu müssen, auch wenn ich meine Entscheidung eigentlich getroffen hatte.

Ich wählte Daniel's Nummer und wartete bis er ran ging ,,Cassi, ich wollte dich nicht wecken, habe ich dich geweckt? Ich-'' Seine Worte überschlugen sich beinah ,,Daniel, kannst du mich zum Krankenhaus fahren?'' Stellte ich ihm nur als Gegenfrage und kurz war es leise im Hörer. Wahrscheinlich überlegte er, was der Grund sein könnte, doch er fragte nicht ,,Ich bin sofort da.'' Wahrscheinlich wollte er auflegen, doch bevor er dazu kam rief ich fast in den Hörer ,,Du musst den Ersatzschlüssel nehmen, ich kann nicht aufstehen.''

,,Okay, gib mir fünf Minuten.''

Wahrscheinlich war er sogar noch schneller dort gewesen, doch es fühlte sich wie eine Ewigkeit an. Es war nicht der Schmerz der die Zeit förmlich still stehen ließ, es waren meine Gedanken. Ich fragte mich ob es die richtige Entscheidung gewesen war ihn um Hilfe zu bitten, meine Prinzipien über Bord zu werfen als wären sie nichts.

,,Cassi?'' Seine Stimme riss mich zurück in die Realität ,,In meinem Schlafzimmer.'' Rief ich ihm entgegen und hörte wie er die Treppe hochgerannt kam ,,Was ist passiert?'' Er war außer Atem und er sah irgendwie ziemlich fertig aus.

,,Ach du scheiße.'' Unterbrach er sich selbst und kam um das Bett herum zu mir gelaufen. Er betrachtete mein Bein und sah dann zu mir, dann legte er seine Hand auf meine Stirn ,,Du hast Fieber.'' Ich nickte ,,Ach wirklich, Seavey?'' Fragte ich sarkastisch und er sah mich entschuldigend an ,,Ich kann mein Bein nicht spüren, ich schaff es die Treppe nicht runter.'' Um ehrlich zu sein schaffte ich es ja nicht einmal aus meinem Bett heraus. Daniel nickte und dann hob er mich hoch und trug mich aus meiner Wohnung.

Es fühlte sich komisch an ihm so nah zu sein und trotzdem war es als wäre nie etwas zwischen uns passiert. Ich lehnte meinen Kopf an seine Brust die an meiner heißen Stirn schon fast eine kühlende Wirkung hatte. Daniel setzte mich auf der Beifahrerseite seines Autos ab, joggte dann um den Wagen herum, stieg selbst ein und fuhr los.

,,Ist das schon lange so?'' Fragte er während er fuhr und ich hatte das Gefühl als war es ihm unangenehm still neben mir zu sitzen, als fragte er um nicht schweigen zu müssen ,,Es tat noch weh, aber es ging die letzten Tage und gerade bin ich so aufgewacht wie du mich gefunden hast.'' Erklärte ich ihm und er nickte, konzentrierte sich dann weiter auf die Straße. Es war einige Sekunden still, ich lehnte meinen hitzigen Kopf gegen die kalte Fensterscheibe und schloss meine Augen für einen Moment.

,,Cassi, ich...Ich hoffe du nimmst mir das nicht übel, was da zwischen uns passiert ist.'' Ich kniff meine Augen zusammen, es war in meiner Verfassung wirklich das letzte worüber ich reden wollte ,,Daniel, können wir das ein andermal besprechen?'' Er sah kurz zu mir rüber und nickte dann ,,Natürlich, du hast recht, entschuldige.'' Und dann war es den Rest der Fahrt über leise.

Daniel parkte auf dem Krankenhausparkplatz am Eingang des Notdienstes, der wie leergefegt war. Vorsichtig hob er mich aus dem Auto heraus und mit der kalten Winterluft versetzte es mir einen Schlag ,,Mir geht's gar nicht gut...'' murmelte ich noch in Daniels Brust hinein als er mich bis zur Eingangstür trug ,,Alles wird gut, wir sind gleich da.'' War das letzte was ich mitbekam bevor ich mein Bewusstsein verlor.

This damn green hoodie *Daniel Seavey*Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt