THIRTY-SEVEN

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Ich parkte mein Auto, stieg aus und machte mich dann auf den Weg um an dem großen Tor zu klingeln. Es dauerte einige Sekunden bis das bekannte Brummen ertönte und mir signalisierte, dass ich eintreten konnte. Auf dem Weg zur Haustür rannte meine Gedanken, ich wusste nicht was ich ihr sagen sollte. Ich war mit meinen Nerven am Ende. Ich war mir nicht im Klaren was ich genau wissen wollte, überlegte mir gerade was ich sagen wollte, da öffnete sich die Tür und Corbyn sah mich überrascht an ,,Cassie, was ist denn passiert?'' Er sah, dass ich geweint hatte, natürlich sah er das. Doch ich schob mich nur ab ihm vorbei, ins Haus hinein ,,Ist Christina da?'' Fragte ich mit kratziger Stimme. Ohne, dass er antworten musste kam Christina die Treppe herunter gejoggt, sie hatte ihr typisches, warmes Lächeln im Gesicht, welches ihr förmlich aus dem Gesicht fiel als sie mich ansah. Ich sagte kein Wort, sah sie nur an und sie mich.

,,Scheiße.'' Entfloh es ihr und ich nickte nur, mein Blick verdunkelte sich bei dem Gedanken, dass sie Mitschuld an diesem Desaster trug ,,Ich denke ich habe dir einiges zu erklären.'' Meinte sie weiter und wieder nickte ich. Ich war froh, dass ich ihr nicht erzählen musste was passiert war, dass sie sofort wusste was passiert sein muss. Ein Stück weit sprach es für die Freundschaft zwischen uns, doch ich konnte mir über nichts mehr sicher sein. Ob sie überhaupt meine Freundin war?

Christina bat mich in die Küche, sie stellte mir ein Glas Wasser hin und wir setzten uns gemeinsam an die Kücheninsel. Dann sahen wir uns wieder nur an, niemand wusste was er sagen sollte, also ergriff Corbyn das Wort.

,,Vielleicht sollten wir am Anfang beginnen.'' Und Christina sah zu ihm und nickte, fuhr dann für ihn fort ,,Nach dem Abend der Gala hatte Daniel das erste mal über dich mit uns geredet. Er hat gesagt, dass du nach einer Ewigkeit die erste warst die ihn zu verstehen schien und er sagte uns, was in dieser Nacht passiert war und dass die Nacht ein Fehler gewesen war, weil er eine Freundin hatte und, dass er sicher stellen musste, dass niemand von alldem erfährt. Er hat uns das Versprechen abgenommen mit niemandem darüber zu reden.'' Meine Augenbrauen runzelten sich, mein Blick sah sie verzweifelt an, als verstünde ich nicht wieso sie das getan hatte ,,Du musst wissen, dass wir alle dich zu diesem Zeitpunkt nicht kannten und Daniel war nunmal unser Freund. Natürlich haben wir getan worum er uns gebeten hatte.'' Erklärte sie sich und ich entschloss mich dazu sie nicht zu unterbrechen.

,,Er wollte ein Freund von dir werden, sich gut mit dir stellen, mit dir reden und dich davon überzeugen, dass niemand von der einen Nacht erfährt, sich ein paar mal mit dir treffen und das wars.'' Ihre Worte taten weh. Zu hören, was seine Intentionen hinter allem gewesen waren.

,,Das ganze wurde irgendwann immer verzwickter, denn je mehr er mit dir geredet hatte umso mehr mochte er dich. Das hatte er uns an dem Abend erzählt an dem wir gemeinsam essen gewesen waren, an dem wir uns kennen gelernt haben und Freunde wurden.'' Christina appellierte an unsere Freundschaft, auch wenn ich mir nicht sicher war was von dieser überhaupt noch übrig war.

,,Er wollte dir alles erzählen, als die Sache mit der New Times passiert war.'' Setzte sie weiter an, doch mein fragender Blick unterbrach sie und sie wusste, dass ich keine Ahnung hatte wovon sie redete ,,Als die Paparazzi bei uns im Haus Fotos gemacht haben hat die New Times einen Artikel verfasst in dem du als angebliche Affäre von Daniel aufgetaucht bist. Er wollte nicht, dass du es so erfährst also hat er deine Ausgabe geklaut und die Seite heraus gerissen...'' ein unwohles Gefühl machte sich in mir breit mit der Tatsache, dass Bilder von mir in meinem Magazin tausendfach gedruckt wurden, doch es ging unter in dem Schmerz den ich verspürte. Und dann fiel mir alles wie Schuppen von den Augen.

Er hatte mich nie zu sich nach Hause eingeladen, natürlich nicht, weil seine Freundin dort war. Die vielen Stunden die er angeblich im Studio verbracht hatte hatte er auch mit ihr verbracht. Deshalb wollte Daniel erst nicht mit mir zusammen sein, weil er bereits eine Beziehung hatte.

,,Der Streit.'' Mein Blick wanderte zu Corbyn ,,Der Streit den ihr und das Management hattet...'' ich brauchte nicht weiter reden, denn Corbyn nickte ,,Unser Manager wollte, dass Daniel den Kontakt zu dir abbricht, weil es ihn schlecht dastehen ließ.'' Ich nickte verstehend. Er hatte so viele Chancen gehabt mir die Wahrheit zu sagen und hatte sich dagegen entschieden und ich habe all die roten Lichter ignoriert, die mich hätten warnen müssen.

Das was mich am meisten betäubte, war ich selbst. Ich hatte mich so in ihm getäuscht. Ich hatte gedacht, ich kannte ihn, wir dachten das selbe. Ich hatte gedacht all seine Küsse seien echt, all seine Berührungen, Bemühungen, alles was er mir erzählt, gezeigt und versprochen hatte. Es war alles nicht echt gewesen und ich hatte gedacht ich kannte ihn.

,,Hat er mich geliebt?'' Die Frage kam mir nur schwer über die Lippen und Christina zögerte ,,Ich denke schon.''

Sie dachte. Ich hatte auch gedacht, dass er ehrlich war und mich liebte. Aber das war eine Lüge gewesen. Ich nickte und stand dann auf um ihr Anwesen zu verlassen.

,,Cassi, was machst du?'' Christina zupfte mir am Ärmel herum, doch ich drehte mich nicht um, sah nur über meine Schulter ,,Ich gehe.'' Gab ich mir matt zurück und sie schüttelte den Kopf ,,Bleib doch hier, du musst in so einer Situation doch nicht allein sein.'' Mir kam ein kurzes Lächeln über die Lippen, entstanden aus Ironie ihrer Worte ,,Du, ihr wart Teil des ganzen. Als Freunde hättet ihr mir die Wahrheit sagen müssen, aber ihr habt mich ins offene Messer rennen lassen. Ich will mit euch nichts zu tun haben.'' Und mit den Worten verließ ich ihr Haus und ihr Anwesen mit dem Gedanken, dass es das letzte mal gewesen sein würde, dass ich dort war. Normalerweise war ich jemand der Entscheidungen drei mal überdachte, bevor ich sie traf, doch diese fiel mir leicht. Denn Menschen die mir so etwas antaten ohne zu zögern, hatten meine Freundschaft nicht verdient.

Und als ich zuhause ankam und mich auf mein Sofa setzte kam mir die Situation so bekannt vor. Wie an dem Tag nach dem Konzert auf dem alles angefangen hatte.

Denn wieder schien das Grün aus meinem Augenwinkel mich an sich zu ziehen. Mein Blick wanderte zu dem dunkelgrünen Pulli der über der Sofalehne hing. Ich erinnerte mich an die Nacht des Konzertes, an die Gala, den Jingle Bell Ball, an meinen Unfall mit der Glasschüssel, an unsere Gespräche und je mehr ich darüber nachdachte umso komischer kam mir alles vor. Er hatte mir, einer Wildfremden, einem vermeidlichen Fan wie jeder anderen, seinen Pulli gegeben. Dann dachte ich er hatte mir zu verstehen gegeben, ich dürfte ihn behalten, dann verlangte er ihn doch zurück und dann durfte ich ihn doch behalten.

,,Ich glaube er fand dich süß.'' Hallte mir Summers Stimme im Kopf herum, das hatte sie gesagt bevor sie mich zuhause abgesetzt hatte.

Ich griff nach dem Pullover und hielt ihn an meine Nase. Er roch nicht mehr nach ihm, zu lange hatte ich selbst ihn getragen. Und je mehr ich ihn ansah umso wütender und verzweifelter machte er mich ,,Wieso?'' Ich wollte schreien und wüten, aber meine Stimme war nur ein gehauchtes Flüstern.

Dieser Pulli. Dieser gottverdammte grüne Hoodie hatte mein Leben so auf den Kopf gestellt und nun wusste ich nicht weiter.

This damn green hoodie *Daniel Seavey*Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt