FOURTY

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Ich sah mich im Spiegel vor mir an. Ich trug mein rotes Kleid, hatte meine Haare offen gelassen, welche mir nun in Wellen über die Schultern fielen. Ich sah mir ins Gesicht, mit viel Mühe hatte ich versucht mir die tiefen Ränder unter meinen Augen weg zu schminken. Ich sah an mir herunter und fragte mich zum hundertsten mal, ob es die richtige Entscheidung war. Mein Spiegelbild sah immer noch aus wie ich und trotzdem war ich mir selbst so fremd. Ich konnte mich an das Gefühl erinnern, als ich das Kleid zum letzten mal getragen hatte und es war kein Vergleich zu dem jetzigen. Nur die Ungewissheit schien in der Vergangenheit und in der Gegenwart zu existieren.

Ich atmete tief durch und entschied mich dann mich auf den Weg zu machen. Die Autofahrt über versuchte ich mir immer wieder Sätze zurecht zu legen, die ich sagen wollte auch wenn ich wusste, dass ich sie nicht aussprechen würde. Ich bemerkte erst wie sehr sich meine Finger in das Lenkrad krallten, als ich parkte und nicht ausstieg. Der Gedanke ihn gleich wieder zu sehen machte mir Angst. Ich wollte in dieser Situation die stärkere Person sein, aber die letzte Woche hatte mir gezeigt, dass ich das nicht war.

Ich stieg aus meinem Wagen, eine kühle Brise jagte meinen Beinen eine Gänsehaut ein, es war Frühling und trotzdem wurde es abends schnell kalt. Langsam bewegte ich mich in Richtung des Saals und als sich das hell erleuchtete Gebäude in meinen Blickwinkel schob erwärmte sich mein Herz. Es sah genauso aus wie das Jahr zuvor, voller Menschen. Mit jedem Schritt den ich dem Ganzen näher kam, verstärkte sich das Gefühl, dass ich schnell dort weg musste, doch ich hörte nicht darauf. Ich lief weiter und als ich der Eingangstür näher kam konnte ich meinen Augen kaum glauben, als ich den Türsteher wiedererkannte, der auch das vorherige Jahr die Eingangstüren bewacht hatte. Ich lächelte ihn sanft an als ich vor ihn trat, konnte fast nicht glauben, dass er mich ebenfalls Wiedererkennen könnte, immerhin war das ganze nun schon so lange her gewesen und ich nur eine von vielen Frauen die an jenem Abend gesehen hatte. Doch als ich nichts zu ihm sagen musste und er mir mit einem freundlichen Lächeln die Tür auf hielt wusste ich, dass er wusste wer ich war ,,Mr. Seavey erwartet Sie am Außenpavilion.''

Ich trat durch die Tür, nickte ihm noch dankend zu und stand dann im Eingangsbereich der mir noch genauso vorkam wie vorher. Das Sprechen der vielen Menschen im Hintergrund beruhigte mich, der Gedanke, dass ich hier nicht allein war, das mir nichts passieren konnte.

Vorsichtig suchte ich mich durch die Menge, ich hatte so viele Menschen nicht in der kleinen Halle in Erinnerung. Auf meinem Weg schnappte ich mir eines der Sektgläser von einem der Kellner die herum liefen und exte es. Es dauerte nicht allzu lang bis ich die gläserne Tür fand die von der eng besiedelten Hallte zum Außengelände führte. Als ich durch die Tür nach draußen schritt bemerkte ich den Kälteunterschied sofort, die Kühle brachte eine Gänsehaut auf meinen Armen zum Vorschein. Wahrscheinlich war die Kälte einer der Hauptgründe, weshalb sich hier draußen nicht annähernd so viele Menschen aufhielten wie drinnen. Ich sah mich nur kurz um, er fiel sofort in mein Blickfeld, als wären meine Augen von ihm angezogen worden. Er stand dort, einige Meter von mir entfernt als einzige Person in einem runden Pavillon und sah sich um. Er suchte mich, natürlich tat er das. Immerhin waren wir beide nur hier um aufeinander zu treffen.

Vorsichtig lief ich in seine Richtung, ich erinnerte mich daran mein Kreuz durchzustrecken, gerade zu laufen und mir keine Schwäche ansehen zu lassen. Zumindest in dieser einen Situation wollte ich die stärkere Person von uns beiden sein. Oder zumindest wollte ich so erscheinen. Als seine Augen mich erblickten, änderte sich sein Ausdruck. Es wurde weicher, freundlicher, fast schon etwas kindlich. Hoffnung war glasklar in seinen Augen widergespiegelt.

Ich lief vorsichtig die drei Stufen hinauf und dann stand ich vor ihm und er vor mir. Die hohen Schuhe ließen mich einige Zentimeter in die Höhe wachsen, was ich bedankte, da ich nun nicht allzu sehr zu ihm hinauf blicken musste. Und so standen wir dort, ich konnte nicht sagen wie lange, und sahen uns einfach nur an. Mein Herz bebte, doch es schien mir fast aus meiner Brust zu springen als Daniel mir seine Hand hin hielt. Vorsichtig ergriff ich sie und wurde langsam näher zu ihm gezogen. Er platzierte seine Hände sanft auf meiner Hüfte, meine Hände platzierte ich auf seiner Brust um einen gewissen Abstand zu ihm halten zu können.

This damn green hoodie *Daniel Seavey*Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt