TWENTY-EIGHT

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Irgendwie war es eine dieser Nächte. Ich lag im Bett und wollte schlafen und dann hatte ich plötzlich Durst, musste auf die Toilette oder meine Gedanken kreisten weiter und weiter und ich wälzte mich durchs Bett und bekam nicht den Schlaf den ich eigentlich so gern wollte und brauchte.

Eigentlich ging es mir gut, eigentlich konnte es im Moment kaum besser sein. Ich nickte immer wieder etwas ein, wachte dann auf und war im Halbschlaf bis ich wieder einnickte. Ich dachte irgendwann, dass ich etwas hörte. Ein Klacken oder Knacken, ich konnte es nicht zuordnen, aber eigentlich war es mir auch egal. Ich drehte mich im Bett um und versuchte weiter zu schlafen. Ich meinte das Geräusch noch einige Male wahrzunehmen und es begann mich innerlich unruhig zu machen und zu nerven. Ich überlegte gerade, ob ich aufstehen sollte um nachzusehen was es war, um es abstellen zu können, da hörte ich ein unglaublich lautes Scheppern und schreckte aus meinem Halbschlaf auf. Ich setzte mich auf und mir kam ein Stoß kalter Luft entgegen. Ich schaltete das Licht an meinem Nachttisch an und erkannte sofort, dass meine Fensterscheibe zerbrochen war ,,Ach du Scheiße.'' Ich stand auf und lief zum Fenster. Mir ging erst durch den Kopf, ob es vielleicht ein Einbrecher war, der bei mir einsteigen wollte. Aber ich wohnte im dritten Stock, wieso sollte ein Einbrecher meine Schlafzimmerscheibe einschlagen, wenn er sowieso nicht hier hoch kommen würde? Mir viel der große Stein auf, der nun auf dem Boden in meinem Schlafzimmer lag und ich runzelte die Stirn als ich mich etwas durch das klaffende Loch in meiner Fensterscheibe lehnte und hinaus sah.

Tatsächlich stand dort unten Daniel, unschwer zu erkennen mit seiner grauen Beanie auf unter der seine blonden Haare zum Vorschein traten. Er hielt eine Gitarre vor sich und ich schüttelte nur den Kopf, das war doch alles nicht wahr.

,,Daniel?!'' Versuchte ich so leiste wie möglich nach untern zu rufen, wollte um die Uhrzeit meine Nachbarn nicht wecken, wenn sie nicht durch das laute zerbrechen einer Fensterscheibe sowieso schon wach waren ,,Hi.'' Er winkte mir kurz, dann räusperte er sich und bevor ich noch irgendetwas sagen konnte begann er auf der Gitarre zu spielen und dann sang er.

,,Arms wrapped around my neck, you keep me warm. You are the spark igniting me again, oh, I can't get enough of you.

I got chills when you walk, chills when you talk, chills every time you say my name.

It's the way that it feels when we touch, I can't get enough,

Love got me frozen in place, baby, I got chills.''

Und dann hörte er auf. Der Song war wunderschön und für ein paar kurze Sekunden vergaß ich, dass er für diesen Moment gerade mein Fenster eingeschlagen hatte. Bevor ich jedoch etwas sagen konnte rief er zu mir hoch ,,Ich hab diesen Song für dich geschrieben, Cassi. Weil ich noch nie Gefühle für jemanden hatte wie ich sie für dich habe und ich weiß ich bin ein Idiot und habe lange genug gewartet und ich will dich fragen, ob du meine Freundin sein willst.''

Diese ganze Situation war so absurd, ich wusste gar nicht was ich sagen sollte und dann musste ich lachen. Es war mitten in der Nacht, ich war unglaublich müde und nun war Daniel hier, hatte meine Scheibe eingeschlagen, sang mir ein Liebeslied und fragte mich ob ich mit ihm zusammen sein wollte.

,,Kannst du vielleicht erst hoch kommen?'' Fragte ich ihn und er grinste mir entgegen ,,Klar.''

Ich schlurfte die enge Wendeltreppe hinunter bis zu meiner Haustür und hoffte innig, dass keiner meiner Nachbarn das ganze mitbekommen hatte und womöglich noch die Polizei rufen würde. An der geöffneten Tür kam mir Daniel entgegen und zog mich mit in meine Wohnung. Er legte seine Gitarre auf meinem Küchentisch ab und positionierte sich dann vor mir ,,Und? Was sagst du?''

Ich sah zu ihm rauf und musste lachen ,,Abgesehen davon, dass du mein Schlafzimmerfenster gesprengt hast?'' Fragte ich amüsiert und er hielt aufgebracht seine Hände in die Höhe ,,Dafür kann ich gar nichts, du bist von den kleinen Steinen nicht aufgewacht und ich hätte wirklich nicht gedacht, dass so ein halbschwerer Stein das Fenster kaputt macht, geschweige denn dass ich das Fenster im dritten Stock überhaupt treffe, ich meine-'' ich unterbrach seine ewige Rechtfertigung indem ich ihn einfach zu mir zog und ihn küsste. Denn auch wenn ich ein zerbrochenes Fenster hatte und mir bewusst war, dass der Rest der Nacht für mich unglaublich kalt ausfallen würde, konnte ich nicht behaupten, dass jemand jemals so etwas für mich getan hatte.

Als wir uns langsam voneinander lösten und unsere Stirn sich weiter berührten sah ich ihn nur grinsen ,,Ich hoffe das ist ein ja.'' Ich rollte mit den Augen ,,Natürlich ist das ein ja, du Idiot.'' Und dann küsste ich ihn noch einmal ,,Willst du den Song auch komplett hören?'' Fragte Daniel dann ganz aufgeregt und ich musste kurz lächeln ,,Ja, aber ich würde es bevorzugen wenn wir erst mein Fenster irgendwie dicht bekommen, ich habe wirklich keine Lust auf eine Erkältung.''

Daniel kratzte sich am Hinterkopf und nickte ,,Ja, du hast wahrscheinlich recht.''

Und so endete meine Nacht damit, dass wir mit einer alten Plane die ich noch im Keller rumliegen hatte, versuchten mein Fenster zu flicken. Und letztendlich schlief ich auf meiner Couch in Daniels Arm ein mit dem Gedanken, dass ich die Fensterreparatur bezahlen musste und, dass ich nun Daniel's Freundin war und das machte mich so unglaublich glücklich, dass ich nicht glauben konnte, dass es irgendwie kaputt gemacht werden konnte. Und den Rest dieser Nacht schlief ich ausgesprochen gut.

This damn green hoodie *Daniel Seavey*Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt