FIFTEEN

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,,Magst du mir jetzt sagen wo wir hin fahren?'' Fragte Daniel und ich musste schmunzeln. Wir waren vielleicht zehn Minuten gefahren und er fragte mich diese Frage wirklich minütlich. Zu seinem Glück waren wir angekommen, ich konnte die große Hängebrücke nur von den nächtlichen Laternen beleuchtet sehen. Wahrscheinlich dachte Daniel wir würden sie überqueren, doch ich fuhr von der schmalen Straße und parkte den Wagen am Standstreifen.

Ich drehte den Schlüssel im Zündschloss und der Motor verstummte ,,Cassi, was machen wir hier?'' Daniel war offensichtlich verwirrt und ich drehte mich zu ihm ,,Ich möchte dir etwas zeigen.'' Erklärte ich ihm und stieg dann aus dem Wagen aus und er tat es mir gleich. Ich lief als erstes zum Anfang der Brücke und blieb dort stehen und sah sie einfach nur an. Und wahrscheinlich war es das, was Daniel die Augen öffnete ,,Ist das...?'' Fragte er nur und riss mich aus meinen Erinnerungen des Unfalls. Ich nickte nur und drückte meine Lippen zusammen, bis ich spürte, dass Daniel meine Hand griff ,,Ich weiß zu schätzen, dass du mir das zeigst, aber du musst das wirklich nicht.'' Ich sah zu ihm hoch und schüttelte den Kopf ,,Nein, das ist es gar nicht was ich dir zeigen wollte. Komm mit.'' Mit meiner Hand immer noch in seiner zog ich ihn hinter mir her. Die Brücke führte über einen Fluss und diesen lief ich mit Daniel entlang. Einige Meter von der Brücke entfernt begann ein kleiner Waldabschnitt in den ich uns beide führte und letztendlich landeten wir an dem kleinen See, in dem der Fluss endete. Ich lächelte als wir bei dem kleinen Steg angekommen waren.

,,Als ich das erste Mal nachdem das alles passiert war wieder zu der Brücke gegangen bin, habe ich diesen Ort durch Zufall entdeckt.'' er sah mich an und dann setzte er sich neben mir an den Rand des Steges hin und ließ seine Beine herunter baumeln. Er sah einige Sekunden einfach nur raus auf den großen See ,,Wieso hast du mich her gebracht?'' Und dann sah er zu mir herauf und und zeigte mir, dass ich mich neben ihn setzten sollte und das tat ich aus.

Es war inzwischen ziemlich dunkel geworden, sodass ich das helle Blau seiner Augen nicht mehr erkennen konnte ,,Das hier ist mein Ort. Wenn ich mich mal nicht wohl fühle und raus muss und alleine sein muss zum denken...Dann komme ich hier her. Ich dachte, ich zeige ihn dir weil...'' ich dachte kurz nach und fühlte mich dann plötzlich ziemlich dämlich ,,Eigentlich weiß ich gar nicht genau wieso.'' Beendete ich meinen Satz und Daniel wandte seinen Blick von dem See zu mir ,,Ich weiß was du meinst. Und ich freue mich, dass du mir so vertraust mir so einen wichtigen Ort in deinem Leben zu zeigen.'' Es war schwer für mich seinem Augenkontakt stand zu halten und nun war ich diejenige die auf das Wasser blickte.

,,Weißt du...seit ich dich kennen gelernt habe geht es mir so viel besser.'' Sagte er nach einer langen Pause und es war einer dieser Momente in dem ich das Wasser ausgespuckt hätte, wenn ich gerade am trinken gewesen wäre. Das war so ein Ding von Daniel, er sagte solche schwerwiegenden Sachen einfach, als wäre es das leichteste der Welt.

,,Was genau meinst du?'' Hakte ich nach und er schien kurz zu überlegen wie er es formulieren sollte ,,Ich fühl mich, als verstehst du mich. Als verstehst du alles was ich sage, auch wenn ich nichts sage. Ich meine wir kennen uns noch nicht lange aber...'' er ließ den Rest seines Satzes offen und ich nickte ,,Ich weiß schon was du meinst.'' Erklärte ich und sah ihn in der Dunkelheit grinsen ,,Das meine ich.''

Und ich wusste wirklich was er meinte, denn ich fühlte mich auch so. Als könnte ich ihm alles sagen, einfach ich sein, als könnte er meine Gedanken zu Ende denken. Ich war immer der Meinung gewesen, dass es so etwas wie Seelenverwandte nicht gab, aber wenn doch, dann war Daniel sehr nah dran.

Ich erinnerte mich an Corbyns Worte, daran, dass er sich bei mir bedankt hatte, dass Daniel sich so geändert hatte. Und ich konnte nicht anders als zu überlegen, ob ich mit der Grund dazu gewesen war.

,,Mir fällt es im Moment schwer Songs zu schreiben.'' brach er irgendwann die Stille und ich runzelte die Stirn ,,Wieso?''

,,Es fühlt sich alles falsch an. Liebessongs zu schreiben die nicht echt sind, weißt du.'' Ich nickte in mich hinein ,,Das stell ich mir wirklich schwierig vor.'' Dann war es ein paar Sekunden wieder leise ,,Aber müsst ihr denn unbedingt Liebessongs schreiben? Es gibt so viele andere Themen.'' Daniel zuckte mit den Schultern ,,Das ist das, was am besten funktioniert.'' Mit funktionieren meinte er wahrschienlich, dass sich kleine, pubertierende Mädchen sowas eben am liebsten anhörten während sie in ihrer Phantasiewelt hofften, dass es zu ihnen gesungen wird. Und wer könnte es ihnen übel nehmen?

5 gutaussehnde junge Männer, perfekt inszeniert, alle Boyfirend Material...Aber was hinter den Kulissen abging konnte ja niemand wissen.

,,Du solltest den Song den du im Waisenheim gesungen hast weiter schreiben.'' Meinte ich dann und mit einem Grinsen sah er mich an ,,Das hab ich doch längst. Willst du ihn hören?'' Schon bevor ich begann zu nicken, kramte er sein Handy heraus und spielte mir den Song ab. Er gefiel mir unheimlich gut, auch wenn er mich gleichzeitig ziemlich besorgt machte.

,,Bist du wirklich so unglücklich?'' Fragte ich letztendlich und er schüttelte sofort den Kopf ,,Nicht mehr, seit du da bist.'' Ich lächelte und schlang dann meine Arme um meinen Oberkörper. Ich war mir nicht sicher wie spät es inzwischen war, auf jeden Fall war es stock duster geworden.

,,Sollen wir zurück zum Auto?'' Fragte er und ich nickte zögerlich. Wir standen beide auf und als wir uns auf den Rückweg machten sagte ich ,,Ich hoffe, ich habe dir nicht unnötig deine Zeit geraubt.'' Sofort blieb er stehen und zog mich am Ärmel zurück, sodass ich wiede vor ihm stand ,,Sag sowas nie wieder. Keine Sekunde mit dir ist verschwendet.'' Er sah mir intensiv in die Augen, so intensiv, dass mein Herz anfing mir bis in die Kehle zu klopfen und wieder stellte ich mir vor was wäre, wenn wir uns jetzt küssen würden. Ich schüttelte den Kopf um die Gedanken aus meinem Kopf zu verbannen ,,Tut mir leid.'' Und dann griff Daniel meine Hand und zusammen liefen wir zurück zum Auto ohne ein Wort zu sagen. Ich mochte die Stille zwischen uns. Es war nicht diese drückende Stille, die einen dazu zwang etwas sagen zu wollen weil sie kaum auszuhalten war. Es war eine angenehme Stille in der ich einfach nur seine Gegenwart schätzen und spüren konnte.

Erst als wir an seinem Wagen angekommen waren und er meine Hand los ließ fiel mir auf wie warm er sie in seiner gehalten hatte, meine andere Hand war inzwischen eiskalt.

Diesmal war er derjenige der fuhr und ich saß im Beifahrersitz. Und während ich der leisen Radiomusik lauschte und immer tiefer in den Sitz rutschte dachte ich über Daniel nach und ich dachte darüber nach, wie es wäre ihn zu küssen. Und während ich mir immer bewusster über meine Gefühle für ihn wurde merkte ich gar nicht, wie ich weiter weg driftete und mich in meinem Kopf verlor.

This damn green hoodie *Daniel Seavey*Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt