TWENTY-TWO

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Weihnachten. Als ich klein war hatte ich Weihnachten geliebt. Das dekorieren der Wohnung und das Plätzchen backen mit meiner Mutter, den Tannenbaum mit meinem Vater aussuchen und ihn schmücken. Das abendliche warten in meinem Zimmer, bis die Glöckchen klingelten und ich ins Wohnzimmer durfte um meine Geschenke auszupacken. Einfach die gesamte Stimmung die Weihnachten verbreitete, die Herzlichkeit und Wärme.

Inzwischen war das ganz anders. Ich war alleine.

Ich schmückte meine Wohnung nicht wirklich, bis auf eine gläserne Schneekugel von meiner Mutter. Ich besaß keinen Tannenbaum, backte keine Plätzchen, es war einfach alles anders. Dieses Jahr war Weihnachten irgendwie besonders traurig. Sonst wurde ich jedes Jahr von Summer mit zu ihrer Familienfeier geschleppt, was mich im ersten Moment immer traurig gemacht hatte weil es mich daran erinnerte, dass meine Familie nicht mehr da war, gleichzeitig war ihre Familie aber so lieb zu mir und nahm mich auf als gehörte ich dazu, dass es mein Herz immer ganz warm werden ließ.

Dieses Jahr gab es für mich keine Summer und auch keine Familienfeier. Dieses Jahr saß ich eingekuschelt in Daniels grünem Pullover und einer Leggings und Kuschelsocken in meinem Wohnzimmer vor dem Fernseher und sah mir Filme an. Gerade lief der Grinch, einer meiner Lieblingsfilme überhaupt, auch wenn ich Weihnachtsfilme eigentlich nicht besonders mochte. Ich bekam nicht mit, dass mich eine Nachricht erreicht hatte, rechnete an Weihnachten eigentlich mit absoluter Funkstille. Ich sah sie erst als ich durch Gewohnheit zwischendurch auf mein Handy blickte, sie war von Daniel.

>>Fröhliche Weihnachten Cassi<<

Ich musste Lächeln freute mich, dass er an mich gedacht hatte. Ich überlegte kurz, ob ihm ihm schreiben sollte, dass ich nicht feierte, entschied mich jedoch dagegen. Ich wollte ihm seine Festtagsstimmung nicht kaputt machen nur weil meine dieses Jahr nicht das höchste Hoch erreichen würde.

>>Fröhliche Weihnachten Daniel<< schrieb ich ihm zurück und legte mein Handy zur Seite um mich weiter meinem Film zu widmen. Ich konnte nicht leugnen, dass ich immer wieder zwischendurch auf mein Handy sah, nur um zu schauen ob er mir vielleicht doch noch etwas geschrieben hatte, doch da kam nichts.

Irgendwo zwischen all den Weihnachtsfilmen die auf Netflix zur Verfügung standen war ich letztendlich eingeschlafen und wachte auch erst auf, als meine Türklingel rang. Ich erschreckte mich ziemlich und sah mich um. Der Fernseher lief immer noch. Ich stoppte den Film der gerade abspielte und sah dann auf mein Handy um auf die Uhr zu sehen.

18:21 Uhr

Ich hatte gute zwei Stunden geschlafen und fühlte mich total platt. Ich schlurfte zur Tür und überlegte auf dem Weg wer es sein könnte. Immerhin war es Weihnachten und eigentlich verbrachten alle den Tag mit ihren Familien und ich sollte die letzte sein die sich in den Gedanken anderer an einem Tag wie diesem aufhielt. Kurze blitzte die Hoffnung in mir auf, dass es Summer war, doch ich schluckte den Gedanken schnell runter und öffnete die Tür.

,,Daniel?'' Fragte ich verwirrt und sah ihn mit zusammen gezogenen Augenbrauen an ,,Ich freue mich auch dich zu sehen.'' Daniel trat an mir vorbei in den Flur und ich schloss die Tür und drehte mich dann zu ihm um. Er stand einfach nur da, seine Hände hinter seinem Rücken und grinste mich an ,,Daniel?'' Fragte ich und er nickte, er erinnerte mich an ein aufgeregtes, kleines Kind ,,Was machst du hier?'' Fragte ich nur und musste etwas schmunzeln. Dieses mal war ich die die an ihm vorbei lief und er hinter mir her in die Küche wo ich mich an den Tisch setzte.

,,Es ist Weihnachten.'' Erklärte er mir und er nickte und setzte sich mir gegenüber ,,Genau deswegen bin ich hier.''

,,Solltest du nicht mit deiner Familie feiern?'' Fragte ich und stützte dann meinen Kopf auf meinem Arm auf dem Tisch ab. Der kleine Mittagsschlaf hatte mir ziemlich meine Energie entzogen ,,Habe ich. Aber bei meiner Familie ist der Alkoholpegel immer ziemlich schnell voll und es interessiert nicht wirklich jemanden ob ich da bin oder nicht.'' ,,Das ist traurig.'' Erklärte ich und er nickte ,,Ich weiß. Dein Weihnachten hier sieht aber auch nicht sehr fröhlich aus.'' Er sah demonstrativ offensichtlich in mein Wohnzimmer und ich beugte mich über den Tisch und haute ihm auf den Oberarm. Er schmollte und rieb sich die Stelle auch wenn ich mir sicher war, dass es ihm nicht weh getan hatte.

,,Aber deshalb bin ich ja jetzt hier...'' ehe ich etwas sagen konnte zog er ein Geschenk hinter seinem Rücken hervor und schob es über den Tisch rüber zu mir. Ich sah skeptisch auf das Geschenk, eine Box, etwas größer als meine Hand vielleicht. Es war verpackt in rotem Geschenkpapier mit kleinen Pinguinen darauf. Mir fiel sofort auf, wie schrecklich es verpackt war. Die Ecken standen überall vom Geschenk ab, die Klebeleiste war völlig schief und alles schien überhaupt viel zu unsymmetrisch für ein einfaches, rechteckiges Geschenk.

,,Hast du das selbst eingepackt?'' Fragte ich schmunzelnd und meinte zu erahnen, dass er etwas rot um die Wangen wurde ,,Ich weiß es ist nicht schön-'' ich schnitt ihm grinsend das Wort ab ,,Es ist perfekt. Weil du nicht dafür bezahlt hast, dass es jemand anderes gemacht hat.'' Und dann begann ich es auszupacken. Unter dem Geschenkpapier befand sich eine graue Schachtel, welche ich vorsichtig öffnete und sofort schmunzeln musste. Ich hob die grau-blaue Tasse aus der Verpackung heraus und hielt sie in meinen Händen um sie besser betrachten zu können. In weißer, geschwungener Schrift stand 'Special' darauf geschrieben und ich musste in mich hinein lächeln.

,,Ich musste einfach sofort an dich denken als ich sie gesehen habe.'' Erklärte mir Daniel und ich sah von meiner neuen Lieblingstasse zu ihm rauf ,,Und außerdem habe ich deine kaputt geworfen...'' er kratzte sich verlegen am Hinterkopf und ich musste lachen ,,Danke Daniel, ich habe nicht damit gerechnet dieses Jahr irgendwas geschenkt zu bekommen.'' Er lächelte und stand dann auf ,,Aufstehen Cassi, Zeit für eine Umarmung.'' Und ich tat wie er mir befiel und umarmte ihn fest und genoss, wie fest er mich umarmte. Es waren diese Umarmungen von ihm, die so eng waren, dass man dachte man könnte sich aus ihnen nicht befreien, aber um ehrlich zu sein wollte ich das auch gar nicht.

,,Ich habe nur leider nichts für dich...'' meinte ich als wir einander los ließen und Daniel legte seinen Kopf schräg ,,Meldet sich da etwa ein schlechtes Gewissen?''

Ich zuckte mit den Schultern ,,Vielleicht...'' murmelte ich vor mich hin und Daniel lachte und zog dann seine Augenbrauen hoch ,,Wie gut, dass ich weiß was du mir schenken kannst.'' Und er sagte es in diesem Ton, an dem ich festmachen konnte, dass das ganze einen Haken für mich hatte. Ich zog meine Augen zu Schlitzen zusammen und meinte vorsichtig ,,Und das wäre...?''

,,Eigentlich ist das ein Geschenk für uns beide. Für dich, damit dein Neujahr nicht so traurig aussieht wie dein Weihnachten. Und für mich, damit ich nicht alleine bin.'' Nach dieser Aussage seinerseits sah ich ihn nur noch verwirrt an ,,Sprich bitte Klartext, Seavey. Ich versteh kein Wort.''

,,Corbyn schmeißt bei sich eine Neujahrsparty und ich würde dich gerne mitnehmen.'' Erklärte er mir also und ich zögerte ,,Meinst du das ist eine gute Idee?'' Fragte ich ihn mit den Erinnerungen des Jingle Bell Ball im Hinterkopf.

,,Ach komm schon. Corbyn und Christina sind da, alle mögen dich und außerdem...'' Daniel trat einen Schritt näher an mich heran und griff nach meiner Hand ,,Werde ich dich keine Sekunde aus den Augen lassen.''

Und ob es dieses Versprechen war oder der Gedanke mein neues Jahr mit Daniel zusammen zu starten oder einfach nur seine Hand die meine hielt, wusste ich nicht. Aber ich stimmte zu.

This damn green hoodie *Daniel Seavey*Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt