TWENTY-ONE

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Ich zog scharf die Luft ein als ich zu Sinnen kam. Ein stetiges Piepen fiel mir sofort auf und der sterile Geruch von Alkohol und Desinfektionsmittel stand in der Luft, was mich meine Nase rümpfen ließ.

Ich fasste mir mit der Hand an den Kopf und sah mich im Raum um. Die Piep-Maschine war tatsächlich an mich angeschlossen und sie ging mir schon jetzt tierisch auf die Nerven. In meinen Arm war ein Zugang gelegt der bis zu einem Beutel Flüssigkeit führte der neben meinem Bett hing. Ich hob vorsichtig die Bettdecke an und wollte gerade mein Bein anfassen um zu sehen, ob ich es wieder spüren konnte ,,Nicht dran gehen.'' Ich riss meinen Kopf zur Seite, wo ich einen schläfrigen Daniel auf einem Sessel, nur ein paar Meter von meinem Bett entfernt sitzen sah.

,,Was ist passiert?'' Fragte ich nur und ließ die Bettdecke sinken. Daniel stand auf, kam zu mir rüber gelaufen und setzte sich dann neben mich an meine Bettkante ,,Du bist bewusstlos geworden. Ich bin mit dir in die Notaufnahme und sie haben dich sofort durchgecheckt. Du hattest eine Blutvergiftung, deine Wunde hat sich entzündet. Die haben dir ein Antibiotikum gegeben, dir sollte es bald wieder besser gehen.'' Ich nickte und sah zu dem Zugang an meinem Handgelenk während ich nachdachte. Ich hätte wirklich viel eher etwas sagen sollen, dann wäre das alles nicht passiert.

,,Ich habe dich die ganze Zeit nicht aus den Augen gelassen...Weil ich weiß, wie viel Angst du vor dem Krankenhaus hast.'' Ich sah Daniel an, war nicht überrascht, dass er mich so gut kannte und dass er trotz allem was vorgefallen war für mich da gewesen war ,,Ich wollte dich das nur wissen lassen.'' Ich musste lächeln ,,So oft wie ich mich in letzter Zeit bei dir bedanken muss, glaube ich fast du machst das mit Absicht.'' Er grinste, dann strich er mir eine Haarsträhne aus dem Gesicht. Er sah so müde aus, seine Augen strahlten nicht so wie sonst, hatten tiefe Ränder und schienen eingefallen, seine Haare waren völlig zerzaust.

,,Hast du gar nicht geschlafen?'' Fragte ich ihn. Er zögerte, schüttelte dann jedoch den Kopf ,,Ich hab seit einigen Tagen nicht geschlafen. Ich konnte nicht...'' er fuhr sich durch die Haare, wandte sich etwas von mir ab. Dann stand er auf und lief zu dem Fenster links von meinem Bett, bevor er sich wieder zu mir umdrehte ,,Das mit uns hat mich wirklich belastet. Und ich weiß, dass ist nicht der beste Zeitpunkt um darüber zu reden, aber den gibt's wahrscheinlich auch gar nicht.'' Er schüttelte seinen Kopf, versuchte sich selbst wohl dazu zu bringen auf den Punkt zu kommen bevor ich ihn stoppen konnte ,,Ich will dich nicht verlieren, Cassi. Du bist mir so wichtig geworden und ich...Ich weiß nicht was ich sagen soll. Ich kann dich einfach nicht verlieren.'' Ich sagte nichts, sah ihn nur an, was ihn dazu brachte weiter zu reden ,,Du bist die einzige Person für die ich immer wieder um halb drei nachts aus dem Bett springen würde, egal was los ist. Du bist die einzige Person, die weiß wie ich denke, die mich versteht, die mich wirklich kennt und nimmt so wie ich bin, es macht mich so fertig keinen Kontakt zu dir zu haben, ich-'' ,,Daniel.'' Unterbrach ich ihn und er verstummte ,,Es ist okay.'' Meinte ich und lächelte ihn mild an. Ein Teil von mir meinte es so wie ich es sagte, denn ich konnte ihn verstehen. Es musste verdammt schwer sein in seiner Situation jemanden zu finden, dem man so vertrauen konnte und es ehrte mich, dass ich diese Person für ihn war. Der andere Teil in mir hegte trotzdem die Angst, wie es weiter gehen würde wenn wir Freunde blieben.

Was wäre letztendlich besser? Ihn jetzt zu verletzen oder mich irgendwann in der Zukunft von ihm verletzen zu lassen. Meine Gedanken kamen recht schnell zu einem Entschluss, denn ich war nunmal ich. Und ich hatte wenige Personen um mich herum die ich liebte und wenn ich jemanden liebte, dann vollkommen und ohne Einschränkungen. Und Daniel war für mich eine dieser wenigen Personen und ohne zu zögern würde ich ihn über mich stellen.

Er lächelte mich an als es an der Tür klopfte und ein Arzt herein trat. Er war etwas älter, hatte Kreisrunden Haarausfall und blickte intensiv auf sein Klemmbrett als er durch die Tür trat. Es dauerte ein paar Sekunden bis er in den Raum sah ,,Oh, sie sind wach.'' Er kam bis ans Bettende gelaufen und nickte mir zu ,,Miss Ellis, ich denke ihr Freund hat Ihnen schon berichtet was passiert ist?'' Fragte er und lächelte, ich sah kurz zu Daniel, überlegte ob ich den Arzt korrigieren sollte, ihm sagen sollte, dass wir nicht zusammen waren, doch ich beließ es dabei. Ich sah wieder zurück zu dem Arzt und nickte ,,Sehr gut. Ich kann Ihnen nur sagen, dass sie es nicht noch einmal so drauf ankommen lassen sollten, so eine Blutvergiftung kann sehr schnell böse enden. Sie hatten Glück, dass ihr Lebensretter so zuverlässig war.''

Lebensretter. Erst als er das Wort benutzte wurde mir so wirklich bewusst, dass er genau das war. Wo ich jetzt ohne ihn sein würde?

Der Arzt drehte sich um zu Daniel ,,Sie sollten vielleicht nach Hause gehen und sich etwas ausruhen, Miss Ellis ist bei uns in guten Händen.'' Daniel nickte ihm nett zu und danach verließ uns der Arzt auch wieder recht schnell und versicherte mir, dass ich vor Weihnachten wieder nach Hause dürfte.

Daniel lief zurück zu dem Sessel, der am Fenster stand und schnappte sich sein Handy ,,Gehst du nach Hause?'' Fragte ich ihn und er sah mich mit großen Augen an und schüttelte den Kopf ,,Ich lass dich doch hier nicht alleine.'' Und natürlich war ich ihm dankbar dafür, dass er so an meiner Seite stand, aber ich sah ihm an wie sehr das ganze an seinen Nerven zerrte, er war völlig ausgelaugt ,,Daniel ich weiß nicht wie viele Tage du jetzt am Stück wach warst aber ich versichere dir, ich komme hier klar.''

Daniel zögerte einige Sekunden, biss sich auf die Unterlippe und überlegte ,,Bist du sicher?'' Ich lächelte und nickte ihm mutig zu ,,Okay.'' Gab er schließlich nach ,,Ich bin aber spätestens heute Abend nochmal bei dir.'' Ich grinste und er setzte sich noch einmal an meine Bettkante um mich zu umarmen.

This damn green hoodie *Daniel Seavey*Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt