THIRTY-ONE (Part I)

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Ich hatte die letzten Tage wieder mal wenig Kontakt zu Daniel gehabt. Sie arbeiteten scheinbar alle viel im Studio und mir kam das erste mal der Gedanke, was ich tun würde, wenn er irgendwann mal auf Tour ging. Dann würde ich Monate lang ohne ihn auskommen müssen. Ich schob den Gedanken in meinem Kopf beiseite und schnappte mir die New Times um sie ein weiteres mal durchzublättern. Das hatte ich wahrscheinlich schon um die hundert mal getan, aber nicht um sie zu lesen. Irgendetwas an dem Magazin schien mir komisch, ein Artikel ganz besonders. Es ging um nichts besonderes, irgendwelche Promis die neue Beziehungen hatten, aber er las sich so komisch, irgendwie abgehackt. Als hätte jemand in der Mitte zwei Seiten gelöscht und das Ende dran geklebt. Daniel hatte ich nicht auf das Magazin angesprochen, ich war einfach zu dem Entschluss gekommen, dass es vielleicht aus meinem Briefkastenschlitz gefallen war und Daniel es aufgehoben hatte. Oder es hatte geregnet und er hatte die Zeitschrift vor dem einweichen gerettet und eben einfach vergessen sie mir wieder zu geben.

Ich spielte nur kurz mit dem Gedanken, ob Daniel vielleicht tatsächlich ein oder zwei Seiten aus dem Magazin entfernt haben könnte, doch schüttelte schnell wieder den Kopf. Er hätte dafür doch gar keinen Grund. Ich fühlte mich schuldig, dass ich nur wegen schlechter Erfahrungen mit meinem Ex Freund nun Daniel dafür verantwortlich machen wollte, dass vielleicht der neue Azubi der New Times einen schlechten Artikel verfasst hatte.

Ich legte gerade das Magazin zur Seite, da klingelte es an meiner Tür. Ich brauchte ein paar Sekunden und überlegte, ob ich überhaupt aufmachen wollte, da hörte ich den Schlüssel in der Haustür und wusste, dass es Daniel sein musste. Nur er wusste wo ich meinen Zweitschlüssel versteckte.

,,Hey.'' Begrüßte er mich grinsend als er herein kam und ich stand schnell auf und lief zu ihm ,,Hey, was machst du hier?'' Ich umarmte ihn fest und drückte ihm einen Kuss auf die Lippen.

,,Ich wollte dir etwas zeigen.'' Erklärte er mir und ich sah ihn schief an ,,Okay.''

,,Dafür musst du dich aber anziehen.'' Meinte er weiter und ich sah an mir runter und schnaufte ,,Och nee.'' Schmollte ich, wollte zu gern weiter in dem kuscheligen oversized Pullover und der Jogginghose leben, doch Daniel gab nicht nach und wiederwillig zwängte ich mich in meine schwarze Jeans und einen grauen Pulli. Dazu zog ich meine Boots und meinen grünen Parka an ,,Zieh eine Mütze auf.'' Meinte er dann noch ,,Es wird windig.'' Ich runzelte die Stirn, windig in LA? Aber ich fragte nicht nach, holte meine graue Mütze aus der Schublade meiner Garderobe und setzte sie mir auf. Daniel lächelte als er mich ansah und dann verließen wir das Gebäude und ich ließ mich auf den Beifahrersitz seines Wagens fallen, ein inzwischen sehr bekannter Platz.

,,Wo geht's denn hin?'' Fragte ich dann und er lachte ,,Das ist eine Überraschung.'' Ich verschränkte meine Arme ,,Damit war ich aber nicht einverstanden.'' Daniel konnte sich sein Grinsen nicht verkneifen ,,Du wirst es lieben, vertrau mir.'' Und ich hasste es, wenn er das sagte. Denn wir beide wussten, das ich das tat.

Mir fiel auf wie dunkel es um die Uhrzeit hier war. Es war kurz vor 10 am Abend und das einzige was durch die Dunkelheit stach waren warme Laternenlichter, vorbeifahrende Autos und Wohnungen, in denen die Menschen noch nicht schliefen.

Ich sah mich um, als Daniel das Auto parkte ,,Daniel, was machen wir hier?'' Fragte ich verwirrt als wir beide ausstiegen. Im Grunde waren wir im Nirgendwo. Wir waren mitten in der Innenstadt, um die Uhrzeit waren alle Geschäfte geschlossen, nur ein paar wenige Autos fuhren ab und zu an uns vorbei ,,Komm.'' Daniel griff nach meiner Hand und führte uns dann durch zwei enge Gassen, wobei es mir etwas schauerte. Erst als wir vor einem hohen Gebäude ankamen verstand ich wo wir waren ,,Der Wilshire Grand Tower.'' Meinte ich und sah vor uns in die Luft. Der gläserner Turm erstreckte sich uns jedoch nur von hinten. Ich sah erst wieder herab, als Daniel sich räusperte und mir die Tür zu dem Gebäude auf hielt um einzutreten.

,,Daniel, ist das illegal?'' Fragte ich ihn überrascht mit einem Hauch Misstrauen und er schüttelte nur den Kopf ,,Nein, und jetzt komm. Wir haben einige Treppen vor uns.'' Und in dem Moment in dem ich durch die Hintertür des Wilshire Grand Towers trat, wusste ich, dass es illegal war. Aber ich schüttelte es ab, blieb leise. Und dann begannen wir gemeinsam Treppen zu laufen. Treppen über Treppen. Ich wusste schon immer, dass dieses Gebäude Reisig war, aber ich hatte mir nie ausgemalt wie es sein würde, wenn man die sich wendende Treppe im Hinterteil hinauf laufen würde. Und hier war ich nun.

73 Stockwerke. Genau 9 Treppen von einem Stockwerk zum nächsten. 657 Treppen also insgesamt. Ich war schon nach hundert am schnaufen, doch ich sagte nichts, wusste dass wir leise sein mussten. Um ehrlich zu sein wusste ich nicht wie ich es geschafft hatte, aber als ich das Schild des 73sten Stockwerkes sah wollte ich vor Erleichterung heulen ,,Nie wieder.'' Murmelte ich eher zu mir selbst, doch war mir sicher gewesen, dass Daniel es gehört hatte.

,,Da sind wir.'' Meinte dieser nur freudig, ebenfalls etwas aus der Puste öffnete er mir die Tür und sofort verstand ich wieso ich eine Mütze aufsetzen sollte. Der Wind der über das Dach des Turms wehte hatte eine gewaltige Kraft und kam mir schon durch die geöffnete Tür entgegen. Ich kämpfte gegen ihn an und als ich die Türschwelle übertrat konnte ich meinen Augen kaum glauben ,,Wow.'' Ich sah mich etwas um, sah die Lichter in denen das nächtliche LA erstrahlte auf einmal ganz komprimiert wie auf einer Landkarte vor mir. In der Dunkelheit schien es fast wie eine Spiegelung des Nachthimmels.

,,Na komm, trau dich.'' Daniel hielt wieder meine Hand und zusammen liefen wir bis zu dem Geländer, welches das Dach absperrte ,,Es ist das größte Gebäude in LA, du kannst von hier aus alles sehen.'' Erklärte er mir und ich nickte geistesabwesend und dann war es einige Sekunden still in denen wir beide einfach nur in die Ferne sahen und es genossen.

,,Cassi, ich muss dir etwas sagen...'' setzte Daniel dann an und sah zu mir herunter und er hatte diesen Blick in seinem Gesicht stehen, der mir sagte, dass es nichts Gutes war und so schüttelte ich den Kopf ,,Nicht jetzt Daniel, mach den Moment nicht kaputt.'' Doch Daniel ließ nicht davon ab ,,Es ist aber wirklich wichtig, ich kann damit nicht noch länger warten.''

Ergeben positionierte ich mich vor ihm und sah zu ihm rauf ,,Okay, was ist es denn?''

,,Ich...ich-''

This damn green hoodie *Daniel Seavey*Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt