Ich kannte den Weg zum Waisenheim mehr als auswendig. Es war einer dieser Wege, den man so verinnerlicht hatte, dass man die Strecke dorthin verträumte und erst aufwachte, wenn man angekommen war und sich dann fragte, wie man eigentlich heil dort angekommen war weil man die gesamte Zeit mit den Gedanken wo anders war.
Es war kurz vor zehn am Morgen und ich war wie jeden Donnerstag auf dem Weg zu den Kindern die mir jede Woche mehr ans Herz wuchsen. Ich drehte mein Radio leiser als ich einparkte und es dauerte nicht lang, da sah ich Timmy und Sina raus rennen und mir hektisch winken. Ich zog den Schlüssel und hatte gerade noch Zeit aus meinem Wagen auszusteigen, da sprang Timmy mir in den Arm. Ich musste lachen und taumelte ein paar Schritte nach hinten.
,,Cassi, ich hab dich voll vermisst!'' Schrie er mir ins Ohr und ich ließ ihn wieder runter. Timmy war 11, er war mit 4 Jahren in das Waisenhaus gekommen. Er war der Sonnenschein und die gute Laune des Hauses und ich konnte nicht verstehen, dass ihn bis heute niemand adoptiert hatte. Er drückte sich seine Brille zurück auf die Nase ,,Ich hab' dich doch auch vermisst.'' Ich wuschelte ihm durch seine braunen Haare, sodass sie ihm wirr vom Kopf standen und wie immer versuchte er sie sich wieder zurecht zu legen.
,,Magst du mir mit dem Essen helfen? Ich schaff das alleine nicht.'' Er rollte seine Augen ,,Natürlich, du brauchst eben Hilfe von einem richtigen Mann.'' Er spannte belustigt seinen Bizeps an und trug dann den großen Topf in die Küche. Während er im Haus verschwand nahm ich Sina in den Arm die noch immer im Türrahmen stand und auf mich wartete.
,,Meine Liebe, wie geht es dir?'' Ich nahm ihr Gesicht in meine Hände und strich ihr eine ihrer Pechschwarzen Haarsträhnen hinters Ohr ,,Ganz gut, ich hab mir nicht mehr weh getan. Ich bin jetzt drei Wochen clean.'' Sagte sie stolz und ich sah, dass ihr Lächeln echt war.
Sina war 16, sie war erst seit einem halben Jahr hier. Sie wurde von ihrer drogenabhängigen Mutter weggeholt und sie verletzte sich selbst schon einige Zeit länger. Sie war schüchtern und zurückgezogen, deswegen fand ich es so schön, dass sie mit mir warm geworden war und sich mir anvertraute. Sie wusste, dass sie mir wichtig war und ich wusste, dass ich ein Vorbild für sie war.
,,Ich bin so stolz auf dich! Das ist toll.'' Ich schloss sie nochmal in meine Arme. Ich freute mich wirklich, dass es ihr mental langsam besser ging. Wie löste sich aus unserer Umarmung und sah mich an ,,Wir haben heute noch einen Besucher.'' Sagte sie und ihre Augen begannen zu leuchten wie sie es nur selten taten. Ich war nur verwirrt.
,,Komm mit.'' Sie nahm meine Hand und zog mich durch den Flur bis zum Hinterhof. Mir kam es schon komisch vor, dass ich in dem Gebäude niemanden sah und als ich den Ausgang zum Hinterhof betrat sah ich auch weshalb.
Sie waren alle versammelt und das nicht um irgendwen.
Sina sah mich stolz an ,,Er ist Sänger in einer Band die ich liebe, er heißt-'' ,,DANIEL!'' Rief ich und alle drehten sich zu mir um. Sina sah mich nur schräg von der Seite an ,,Ihr kennt euch?'' ,,Könnte man so sagen.'' Ich lief wutentbrannt zu ihm hin ,,Ich muss ihn mir mal kurz ausborgen.'' Meinte ich nur und riss ihn damit aus einem Gespräch was er gerade führte. An seinem Arm zog ich ihn mit rein und schloss die Tür hinter uns ,,Was zum Teufel machst du hier?!'' Rief ich empört und riss die Arme in die Luft.
Er schien weder eingeschüchtert, noch argumentationslos ,,Na du hast doch gesagt ich sollte mal hier her kommen wenn ich etwas gutes tun will.''
,,Und das ist deine einzige Absicht?'' Fragte ich sarkastisch ,,Ja.'' Erwiderte er ernst.
,,Und du bist auch ganz zufällig an dem Tag hier, an dem ich her komme?'' Man konnte deutlich heraushören, dass diese Frage nicht ernst gemeint war, doch von ihm kam nur ein ernstes ,,Upsi.''
Upsi. Er wusste nur zu genau wie aggressiv er mich mit seinem Verhalten machte.
Nach unserem mehr oder weniger Treffen in meiner Wohnung waren zwei Wochen vergangen und ich hatte mich nicht, wie er es gerne gewollt hatte, bei ihm gemeldet. Und das Gefühl wurde mich nicht los, dass er genau deshalb hier aufgetaucht war. Ich trat einen Schritt auf ihn zu und versuchte so bedrohlich wie möglich rüberzukommen ,,Pass auf Seavey, ich weiß was das ganze hier soll. Aber wag es dich deine Spielchen auf Kosten dieser Kinder zu spielen.''
,,Ich weiß nicht wovon du redest.'' Meinte er nur und zuckte mit den Schultern. Ich hob gerade den Finger um weiter wie eine wütende Mutter mit ihm zu schimpfen und auf ihn einzureden, da öffnete sich die Tür neben uns ,,Ist alles okay bei euch?'' Fragte Sina vorsichtig, nur ihren Kopf durch den Türschlitz gesteckt.
,,Ja.'' Quetschte ich gequält zwischen meinen Zähnen hervor und sie nickte ,,Kommt ihr dann?'' Wir nickten und Daniel wollte zu ihr nach draußen laufen. Ich griff ihn nochmal am Ärmel und hielt ihn auf ,,Ich meine es ernst.'' Und er nickte nur ,,Ich auch.''
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This damn green hoodie *Daniel Seavey*
FanficIch weiß nicht wieso es mir nicht komisch vorgekommen war, weshalb er mir den Pulli gab, sagte ich sollte ihn behalten, dann wegnahm und dann wieder zurück gab. Ich weiß nur er war der Beginn dieses ganzen Chaos'.