Am nächsten Morgen wurde ich durch ein leises Klopfen geweckt. Ich murmelte ein „Herein" und mein Vater und Mike kamen mit einem Tablett überfüllt mit Frühstück in mein Zimmer. Sie stellten es auf meinem Bett ab. „Guten Morgen Romy, wir dachten wir bringen dir noch Frühstück ans Bett, damit du uns auch ordentlich vermisst.", begrüßte Mike mich und übergab damit das Wort an meinen Vater: „Lass es dir schmecken Romy, ich würde gerne in zwei Stunden auf dem Weg zum Internat sein.", sagte er weniger gefühlvoll. Aber ich verstand das, weil ich wusste wie schwer es ihm viel, mich wirklich wegzuschicken, dennoch wusste er, dass ich ihn nie wieder Ernst nehmen würde, sollte er seine Entscheidung nochmal revidieren. Ich lächelte die beiden dankend an und antwortete: „Danke, das ist lieb von euch. Ich werde essen, dann duschen und spätestens um 10 Uhr bin ich abfahrtbereit. Wenn ihr wollt könnt ihr schon die beiden Kisten mit nach unten nehmen und ins Auto packen." Mein Dad und Mike nickten und waren scheinbar froh, dass ich sie aus der komischen Atmosphäre entließ.
Ich selbst war überrascht, dass ich so ruhig reagiert hatte, obwohl ich wusste, dass auch das Frühstück ein Entschuldigungsangebot seitens meines Vaters war. Er hatte das schon immer so gemacht, auch als wir Kinder waren. Wenn es eine Situation oder Krise gab, über die keiner von uns reden wollte, hatte er Unmengen an Essen gekocht, um es dadurch irgendwie gerade zu bügeln. Bevor er die Firma unseres Großvaters übernommen hatte, hatte er eine Ausbildung als Koch absolviert und ich glaube es machte ihn heute noch traurig, dass er den Traum eines eigenen Restaurants nie verwirklichen konnte. Das tat Mike und mir schon immer ziemlich leid, deshalb hatten wir die eiserne Regel sein essen immer zu würdigen und immer zu essen, egal ob wir hungrig waren oder nicht oder ob wir wollten oder nicht. Also würde mir auch jetzt nichts anderes übrigbleiben. Meine Mutter hatte diese Art der Konfliktbewältigung nie verstanden. Sie hatte ihr Studium in Sozialarbeit absolviert und arbeitete früher an einer Schule mit schwererziehbaren und verhaltensauffälligen Kindern. Manchmal sagte sie, dass es leichter war mit ihren Schülern eine Auseinandersetzung zu klären, als in ihrer Familie. Jetzt waren wir nicht mehr ihre Familie und sie konnte sich getrost anderen Problemen widmen. Ich ärgerte mich, dass ich schon wieder an sie gedacht hatte, drehte mein Lieblingslied ganz laut und lehnte mich nach vorne, um endlich das Frühstück zu genießen und nicht weiter über sie nachdenken zu müssen. Nachdem ich fast eine Stunde gebraucht hatte, um das halbe Frühstücksbuffet zu lehren, schwang ich mich aus dem Bett und machte mich auf den Weg ins Badezimmer. Auch dort duschte ich ausgiebig, mit jeglichen Pflegeprodukten, die ich besaß. Dafür brauchte ich ebenfalls fast eine geschlagene Stunde und musste mich etwas beeilen, als ich um zwanzig vor zehn aus dem Bad stürmte. Als ich endlich angezogen, dezent geschminkt war und meine Haare gebändigt hatte, klopfte auch schon mein Vater an meiner Tür. Ich zog den Reißverschluss meines Koffers zu und öffnete ihm die Tür. „Fertig?", fragte er?
Ich nickte und schob ihm mit den Worten: „Ich brauch noch einen Moment", den Koffer zu. Er nickte ebenfalls, schnappte sich den Koffer und lief nach unten. Ich atmete tief durch und entschied mich meine für mich geplante letzte Zigarette in meinem Zimmer zu rauchen. Ich war immer noch ein bisschen eingeschnappt, weshalb ich es bewusst in meinem Zimmer tat, um meinen Vater zu ärgern, wenn er nach Hause kam und es nach Zigarettenrauch roch. Ich schloss alles Fenster und die Balkontür und setzte meinen Plan in die Tat um. Ein bisschen tat es mir leid, ein bisschen genoss ich es. Wenn das schlechte Gewissen überwiegte, tröstete ich mich und ein Stück weit auch meinen Vater damit, dass es ja die letzte sein würde. Ich wollte mit dem Kapitel Marie endgültig abschließen. Wir beiden hatten damals in der siebten das erste Mal zusammen geraucht. Damals wurde sie zur Raucherin und ich zur Stressraucherin, obwohl die Zigaretten mich eigentlich nie wirklich beruhigt hatten. Deshalb war es auch jetzt nur halb so schlimm für mich, zu entscheiden damit aufzuhören, umso schöner war es damit mehr oder weniger einen Strich unter dem zu ziehen was Marie und ich hatten, oder vielleicht eher nicht hatten. Mit diesem Gedankengang drückte ich die Zigarette aus und ließ sie in den Mülleimer fallen, der überraschender Weise leer war. Mike hatte mir wohl schon den Gefallen getan", als ich unter der Dusche stand. Ich lief zur Tür, ließ einen Blick durch mein Zimmer streifen und schloss die Tür.
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Von einfach war nie die Rede...
Teen FictionRomy ist 17 und wohnt mit ihrem großen Bruder und ihrem Vater zusammen, bis ihr Vater eine Entscheidung trifft, die den weiteren Verlauf ihres alltäglichen Lebens verändert... Sie findet neue Freunde... Stellt sich neuen Herausforderungen... Und ler...