Kapitel 16

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Nach und nach leerte sich der Küchentisch. Selbst Elias, der am längsten ausgehalten hatte, war irgendwann kopfschüttelnd aufgestanden und im Flur verschwunden. „Es ist sehr nett von dir, dass du mir hilfst Romy, aber du musst schon selbst zugeben, dass es ungewöhnlich ist, dass du dich freiwillig dafür meldest." „Wieso ungewöhnlich?" „Naja, ich könnte beim nächsten Elternsprechtag ja mal deinen Vater fragen, wie oft du freiwillig im Haushalt hilfst." „Ja okay, Sie haben recht." „Das weiß ich, ich habe schließlich drei Kinder in deinem Alter." Auch wenn Emilia und ich sicher nie Freunde werden würden, fand ich es sehr schön, dass ihr Stiefmutter sie als eigenes Kind sah. „Frau Frahn?" „Nenn mich doch Anita, wenn wir schon zusammen im Urlaub sind, kannst du mich auch duzen." „Äh okay...darf ich dich mal was fragen?" „Ja klar, wer mir so nett beim Aufräumen hilft darf mich fast alles Fragen." „Wie war das damals, als ihr Mann und sie sich kennengelernt haben?" „Das ist aber eine sehr persönliche Frage." „Entschuldigung! Ist sie zu persönlich?" 

„Nein, nein, alles gut. Marco und ich lernten uns sehr schnell kennen, nachdem der Vater meiner Kinder uns verlassen hatte. Es war an einem warmen Tag im Frühjahr. Ich war mit Elias und Lina zu Besuch bei meinen Eltern gewesen, damals lebten sie noch und das Internat, damals noch Frahn, stand noch unter ihrer Obhut. Aber meinen Eltern merkte man das Alter langsam an und da ich die direkte Übernahme des Internat zu dem Zeitpunkt ablehnen musste, weil ich alleine mit zwei Kleinkindern war, haben sie Marco angestellt, als eine Art, nennen wir es Sekretär." Sie schmunzelte: „Wenn er wüsste, dass ich ihn so nenne. Mein Vater hatte mir ihn direkt vorgestellt und vorgeschlagen, dass wir das Internat zusammen leiten könnten, wenn sie mal nicht mehr da sein würden, da er auch eine kleine Tochter hatte, die versorgt werden musste. Am Anfang habe ich mich noch stark dagegen gewehrt. Kurz darauf wurde meine Mutter schwer krank und ein Jahr später starb sie. Also begannen mein Mann und ich fast automatisch meinem Vater unter die Arme zu greifen. Wir zogen mit den Kindern in das Internat, damals natürlich noch in getrennte Wohnungen und seitdem Tag arbeiteten wir zusammen, allerdings nicht nur in geschäftlichen Dingen, sondern auch mehr und mehr in Familienangelegenheiten und das, obwohl wir damals noch nicht zusammen gewesen waren. Drei Jahre später starb mein Vater überraschend und wir standen da mit einem Internat und drei kleinen Kindern. Du kannst dir vorstellen, wie überfordert wir am Anfang waren. Wann es richtig zwischen uns angefangen hat, kann ich dir gar nicht so genau sagen. Unsere Kinder sahen früh in dem jeweils anderen ein Ersatzelternteil und lange redeten wir nicht über das zwischen uns. Es dauerte nochmal fast ein Jahr, bis wir uns unsere Liebe gestanden. Das ist jetzt schon gut zehn Jahre her und auch, wenn es nicht immer einfach war, haben wir uns alle immer wieder zusammengerauft. Wir sind bestimmt keine perfekte Familie, aber es würde jeder für jeden einstehen. Da kann ich mir sicher sein." „Das können sie.", antwortete ich und wischte mir verstohlen eine kleine Träne aus dem Augenwinkel. Anita schien es nicht zu bemerken und wenn doch, sagte sie nichts. 

„Jetzt bin ich dran.", sagte sie und lächelte mich an. „Ja...ok." „Warum fragst du mich das, Romy?" „Die Frage ist mir so in den Kopf gekommen." „Du weißt, was ich ursprünglich studiert habe, oder?" „Du hast recht. Ich habe wegen meinem Dad gefragt. Meine Mutter ist einfach gegangen vor jetzt schon fast 14 Jahren und seitdem hatte er keine feste Freundin. Klar er hatte Dates und dergleichen, aber manchmal mache ich mir Sorgen, dass Mike und ich irgendwann beide ausziehen und er dann alleine dasitzt. Er hat einen sehr anstrengenden Job und er hat uns. Manchmal denke ich, dass es nicht fair ist, dass er allein ist." „Da hast du recht, Romina, alleine sein, ist nie fair, aber dein Vater hat euch und du kannst dir das jetzt vielleicht noch nicht vorstellen, aber Kinder sind für Eltern das wertvollste Gut auf der Welt." „Nicht für alle." Da war er wieder, der Gedanke an meine Erzeugerin. „Wie meinst du das?" „Ach nichts." „Romy, du kannst mit mir reden, das weißt du. Ich würde nie irgendwas, von dem was du mir erzählst weitersagen." „Ich weiß, es liegt auch nicht an Ihnen...äh dir. Ich kann einfach sehr schlecht vertrauen. Konnte ich noch nie gut." „Ich dränge dich nicht. Sieh es als Angebot meinerseits." „Haben sie gerade Zeit dafür?" „Ich habe immer Zeit. Jeder in meiner Familie ist alt genug, um sich eine Weile mit sich selbst zu beschäftigen." 

Von einfach war nie die Rede...Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt