Gerade als ich die letzte Kiste ausgeräumt hatte und sie zusammengeklappt unter dem Bett verstaut hatte, klopfte es. „Herein?", rief ich, weil ich gerade damit beschäftigt war Fotos an die Wand zu kleben. Als ich mich umdrehte, war ich überrascht. Nicht Lina stand vor mir, sondern Elias. Klar, warum hätte Lina auch klopfen sollen? Es war ja schließlich auch ihr Zimmer. „Hey Romy, ich soll dir von Lina sagen, dass sie in 15 Minuten unten in der Mensa auf dich wartet. Sie muss noch ein Gespräch mit unseren Eltern führen und kommt vorher nicht los, um dich abzuholen. Deshalb soll ich das übernehmen. Also eigentlich wollte Emilia dich abholen, aber ich dachte das erspar ich dir." „Ach und du bist das kleinere Übel?", fragte ich und zeigte mein schönstes Lächeln. Der Seitenhieb schien ihn nicht sonderlich zu interessieren: „Naja, ich kann mich ganz gut leiden. Davon muss ich dich wohl erst noch überzeugen." „Stimmt:", gab ich knapp zurück. „Ich muss noch kurz die Sachen ins Bad räumen, dann bin ich fertig und wir können los.", gab ich mich geschlagen und lief ins Badezimmer. Als ich zurückkam, begutachtete Elias gerade meine Fotos. „Hast du gefunden, was du suchst?", fragte ich ihn, als ich hinter ihm stand. „Nein. Ich sehe ein Bild von deinem Vater und deinem Bruder, schätze ich mal. Aber ich sehe kein Foto von Freunden oder deiner Mutter." Mit dieser Aussage versetzte er mir unwissentlich direkt zweimal einen Seitenhieb. „Können wir jetzt essen gehen?", fragte ich, um abzulenken. Er schien es zu bemerken, dass mir die Aussage nicht schmeckte und hakte zum Glück nicht weiter nach: „Ja klar, Lina wartet bestimmt schon und fragt sich was wir treiben." Bei dem Wort treiben, schoss mir ungewollt die Röte ins Gesicht. Super Romy, wie bei einem kleinen Kind. Wie hatte Mike gesagt? Reiß dich mal zusammen.
Glücklicherweise hatte Elias nichts bemerkt, da er bereits im Flur wartete. Ich nahm mein Handy vom Nachttisch und folgten ihm zur Mensa. Das Gebäude war wirklich wunderschön. Die Flure waren riesig und die hohen Decken, waren ebenso wie die Wände mit Holzleisten und -mustern überzogen. Der Boden war von schweren, dicken Teppichen bedeckt. Alles sah aus, als würde es aus einer anderen Zeit stammen. Als ich hereingekommen war, hatte ich auf All das gar nicht geachtet, aber jetzt wo ich mich wirklich umschauen konnte, beeindruckte mich der Innenarchitekt doch sehr. Mein Großvater, war Architekt und hat vor Jahren seine Firma gegründet die, die mein Vater nach seinem Tod übernommen hatte. Für ihn war es schwierig, sich für die Architektur zu begeistern, weil er ja eigentlich Koch werden wollte. Ich versuchte ihn bei der Umgewöhnung zu unterstützen, auch wenn ich selbst damals erst 14 war. Die Arbeit meines Großvaters hatte mich schon immer fasziniert und ich konnte meinem Dad tatsächlich dabei helfen, sich besser in den Job einzufinden. Das war über ein Jahr bevor es begann schwierig zu werden zwischen uns. Ich hatte keine Zeit weiter darüber nachzudenken. Wir waren an der Mensa angekommen und Lina begrüßte uns freudig: „Romy, Elias da seid ihr ja endlich. Ich dachte schon ihr wärt ohne mich rein, weil ich selbst 5 Minuten zu spät war." „Da hat Dad dir ja eine tolle Zimmergenossin ausgesucht. Genauso unorganisiert wie du und Elias zieht sie dabei auch noch mit rein.", mischte sich Emilia in das Gespräch ein. Ich schaute Lina an und sie verdrehte nur die Augen, ich musste grinsen, auch wenn ich es nicht in Ordnung fand, dass es meine Schuld sein sollte, dass Elias zu spät kam. Er hätte ja ohne mich losgehen können. Der reagierte gar nicht auf die Aussage von Emilia und lief zu ihrer Entrüstung einfach an ihr vorbei. Sie griff nach dem Arm des Mädchens, das neben ihr stand und stapfte Elias hinter her.
„Bitte sag uns, dass wir nicht mit ihr essen müssen.", sagte ich an Lina gewandt und schnaubte. Sie kicherte: „Eigentlich sieht mein Stiefvater es gerne, wenn wir zusammen essen, aber ich glaube wir können da mal eine Ausnahme machen." „Das hört sich doch gut an.", gab ich zurück und wir liefen los, um uns an der Ausgabe anzustellen. Es gab Pizza, dazu eine Schale Salat und als Nachtisch Obstsalat. Ich belud mein Tablett und sicherte mir direkt zwei Stücke von der Peperoni Pizza. Dann bahnte ich mir den Weg zu Lina, die bereits einen Tisch gesichert hatte, an dem auch Elias und ein anderer Junge, den ich noch nicht kannte, saßen. Hätte ich ihr sagen sollen, dass Elias nicht gerade meine zweite Wahl nach Emilia gewesen wäre? Ich ließ es bleiben, weil ich selbst merkte, wie bescheuert ich mich anstellte. Er war auch nur ein Kerl wie jeder andere und der Bruder einer potenziellen Freundin, also sollte ich mich zusammenreißen. Es ist ja nicht so, dass ich ihn gar nicht ausstehen konnte, er machte mich nur ein wenig nervös und dieses Gefühl konnte ich nicht einordnen. Ich setzte mich neben Lina. Sie wollte mich scheinbar gerade dem anderen Jungen vorstellen, als wer hätte es gedacht, Emilia an unserem Tisch auftauchte. Na die Rechnung hatten wir wohl ohne sie gemacht, denn sie setzte sich ganz selbstverständlich, mit ihrer Freundin neben Elias. Lina sah mich entschuldigend an ich zuckte die Schultern und wir grinsten.
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Von einfach war nie die Rede...
Teen FictionRomy ist 17 und wohnt mit ihrem großen Bruder und ihrem Vater zusammen, bis ihr Vater eine Entscheidung trifft, die den weiteren Verlauf ihres alltäglichen Lebens verändert... Sie findet neue Freunde... Stellt sich neuen Herausforderungen... Und ler...