Kapitel 29

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„Können wir los?", fragte Lina und trank den letzten Schluck ihres Piccolos leer. Sie hatte die zwei kleinen Flaschen von Raphael bekommen, sie sollten als eine Art Einladung dienen. Meiner Meinung nach, auch ein Zeichen dafür, dass das Internat überwiegend die Oberschicht unterrichtete. Nicht, dass Mike, mein Vater und ich uns Gedanken, um Geld machen müssten, aber ich wurde bisher nie auf eine Party mit einem teuren Piccolo-Sekt eingeladen. Ich schmunzelte. „Romy, alles gut bei dir?" Ich schreckte aus meinen Gedanken. „Ja klar, alles gut. Lass uns gehen." 

Sie schaute etwas verwirrt, nahm aber trotzdem meine Hand, die ich ihr entgegenstreckte und ließ sich von mir aus dem Zimmer ziehen. „Warte Romy, wir nehmen nicht die Haupttreppe, viel zu riskant. Meine Eltern oder andere Lehrer könnten uns sehen." Jetzt schaute ich Lina verwirrt an: „Welche Treppe sollen wir denn sonst nehmen?" „Die Fluchttreppe." „Was? Welche Fluchttreppe?" Sie antwortete nicht, sondern zog jetzt mich hinter sich her, bis zu einer Tür am Ende des Flurs. Sie sah aus, wie eine normale Zimmertür, aber als meine Freundin sie öffnete, zeigt sich dahinter eine graue Steintreppe, mit identischen Wänden, vergleichbar mit einer Treppe in einem Parkhaus. „Warum kenne ich dieses Treppenhaus noch nicht?", fragte ich und ließ mich von Lina weiterziehen. „Seit du da bist, gab es keinen Grund sie zu benutzen." „Aha." 

Unten angekommen liefen wir durch die gleiche Tür, wie bei uns im Stockwerk und kamen direkt im Kellerflur heraus. „Hey, da seid ihr ja.", begrüßte uns der von mir benannte Surfer-Boy. „Hi Rafa.", gab Lina zurück und umarmte ihn. „Hallo ich bin Romy.", antwortete ich ebenfalls und streckte ihm meine Hand entgegen. Er nahm sie und zog mich in eine Umarmung, was mich so überraschte, dass ich mehr oder weniger in seine Arme stolperte. „Ich weiß.", flüsterte er, löste sich aus der Umarmung und schenkte mir ein breites Grinsen. „Cool.", gab ich nur zurück, weil mir nichts Besseres einfiel. 

Meine Freundin rettete mich und hielt Raphael einen 10 Euro-Schein hin: „Ich bezahle für Romy und mich." „So ein Quatsch, wie lange kennen wir uns jetzt? Ihr zahlt gar nichts.", winkte er ab und ging uns voraus durch die Tür hinter ihm. „Normal muss ich immer zahlen, danke Romy.", flüsterte sie in mein Ohr und hakte sich kichernd bei mir unter. Ich rollte mit den Augen und zog sie hinter mir her. 

Der Raum war wirklich riesig, mit eben so hohen Decken, wie auch in jedem anderen Raum im Internat. Allerdings war der Raum moderner, die Zierden an der Decken, die mich so begeisterten gab es hier nicht und jede Wand hatte eine andere Farbe und war behängt mit Gemälden und Fotos. In einer Ecke standen einige Skulpturen, die provisorisch mit einem Band vom Rest des Raumes getrennt wurden. In der gegenüberliegenden Ecke stand ein DJ-Pult, hinter dem ein Mädchen mit bunten Haaren stand und leise, aber dennoch dröhnende Bässe aus den Boxen spielen ließ. Sie kam mir bekannt vor, aber ich konnte nicht genau sagen, in welchem Kurs ich sie schon gesehen hatte. Neben der Tür, vor der wir immer noch standen, gab es eine Nische mit Sofas, Sitzsäcken und Stühlen, auf denen einige mir bekannte Gesichter saßen, an deren Namen ich mich aber beim besten Willen nicht erinnern konnte. Nur einen kannte ich, Elias. Er saß in der Ecke auf einem Sessel und rauchte. Der süßliche Geruch ließ darauf schließen, dass es keine Zigarette war. 

„Und fertig?", fragte Lina, die geduldig mein „Raum-Scannen" abgewartete hatte. Ich nickte. Doch bevor wir uns selbstständig auf den Weg zu der Sitzgruppe machen konnten, kam Raphael wieder zu uns und drückte jedem von uns ein Glas in die Hand. „Was ist das?", fragte ich und nahm das Glas entgegen. „Gin Tonic. Lina hat mir verraten, dass du das magst." „Danke.", sagte ich an ihn gewandt und warf Lina einen kurzen Blick zu. Sie grinste nur breit und schien sich ein Kichern zu verkneifen. „Kein Problem, wenn du noch was brauchst, lass es mich wissen. Komm ich stelle dir die Anderen vor." Jetzt hörte ich meine Freundin doch leise kichern, schenkte ihr aber keine Beachtung und lief ihm hinterher. 

Von einfach war nie die Rede...Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt