Kapitel 34

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„Romy, du musst jetzt endlich aufstehen! In einer halben Stunde geht dein Bus.", rief Lina in meinen sowieso kaum erholsamen Schlaf. Zu Antwort brummte ich nur verschlafen. „Keine Widerrede. Du wirst jetzt deinen Hintern aus dem Bett bewegen, an diesem verdammten Turnier teilnehmen und mich stolz machen.", forderte sie weiter. „Wow, hast du schonmal über eine Karriere als Motivationscouch nachgedacht?", murmelte ich und blieb stur in meinem warmen Bett liegen. Doch ich hatte die Rechnung, ohne meine Freundin gemacht. Mit einem schnellen Handgriff zog sie mir meine Decke weg und ich reagierte leider nicht schnell genug, um sie davon abzuhalten. 

„Lina, verdammt! Warum bist du eigentlich schon wach?" „Weil ich wusste, dass du mich heute Morgen brauchst und außerdem wollte ich dich zum Bus begleiten und mich verabschieden." „Wir sehen uns in vier Tagen wieder.", stellte ich nüchtern fest. „Vier Tage sind eine lange Zeit, wenn man sonst 24/7 aufeinanderhängt und jetzt geh ins Bad und beeil dich." Ich stöhnte, tat aber was mir aufgetragen wurde. Es war nicht so, dass ich mich nicht immer noch auf das Turnier freute, es war nur so, dass ich mich nicht darauf freute, die nächsten vier Tage und Nächte mit Elias zu verbringen, zumal ich mit Rafa und Mirko nicht gerade jemanden bei mir hatte, mit dem ich hätte darüber reden können. 

Lias und ich waren uns diese Woche kein einziges Mal über den Weg gelaufen und Lina hatte mir erzählt, dass er sich kaum zum Essen und so gut wie gar nicht zum Unterricht hatte blicken lassen. Ich seufzte, schob meine Gedanken beiseite, packte meine Sachen in meinen Kulturbeutel und tapste ins Zimmer, bevor meine Zimmergenossin noch die Tür eintreten würde. „Da bist du ja endlich.", begrüßte sie mich ungeduldig, nahm mir meine Sachen aus der Hand, verstaute sie in meinem Koffer und befahl mir meine Schuhe und meine Jacke anzuziehen. Ich nickte brav und fühlte mich langsam wirklich, wie ein dreijähriges kleines Kind. Dazu kam noch, dass Lina mich meinen Koffer nicht selbst tragen ließ, sondern ihn selbst die große Treppe hinunterschleppte. Mit der anderen Hand hielt sie mich an meinem Handgelenk fest. „Hast du eigentlich Angst, dass ich wegrenne?", fragte ich belustigt. „Du musst die nächsten vier Tage mit drei Kerlen verbringen, darunter mein Bruder, ich würde es sogar verstehen, wenn du wegrennen würdest." Da hatte sie vermutlich recht. Ich nickte nur verständnisvoll und ließ mich von ihr die restlichen Treppen nach unten ziehen. 

„Romina, da sind Sie ja endlich, ihre Teamkollegen sitzen schon im Bus. Sie sind fünf Minuten zu spät, seien Sie froh, dass wir nicht schon weg sind.", schimpfte Frau Liebermann schon von Weitem. „Marita, wir hatten das doch schon geklärt.", sagte Marco, der zwischen Frau Liebermann und seiner Frau stand. „In Ordnung, du hast ja Recht. Romina, ich sehe Sie in fünf Minuten am Bus." Ich nickte nur und schaute ihr hinterher, wie sie davonlief. „Elias hat immer erzählt, wie streng sie ist. Jetzt glaub ich ihm.", lachte Anita. „Wir brauchen das.", gab ich nur zurück, um Frau Liebermann in Schutz zu nehmen. „Das glaub ich gerne. Lina verabschiedest du dich bitte von Romy und gehst dich dann noch von deinem Bruder verabschieden? Er würde sich sicher freuen.", sagte Anita an ihre Tochter gewandt. „Okay. Romy, melde dich, wenn du da bist und falls sonst irgendwas sein sollte. Ertrink bitte nicht und bitte sorg dafür, dass du und Elias in ganzen Stücken am Turnier teilnehmt. Ich vermisse dich jetzt schon." „Alles klar, Mama.", lachte ich und schloss sie in die Arme. „Ich vermisse dich auch, jetzt schon.", flüsterte ich in ihr Ohr und sie umarmte mich noch fester, was mir bestätigte, wie sehr sie sich über diesen Satz freute. 

Dann verschwand meine Freundin durch die Tür. „Romina, wir wünschen dir viel Erfolg und freuen uns schon darauf auch dir beim Turnier am Donnerstag zuschauen zu dürfen.", sagte Marco und legte unbeholfen seine Hand auf meine Schulter. Anita nahm mich herzlich in die Arme und wünschte mir ebenfalls viel Spaß und Erfolg. Ich winkte den beiden und machte mich endlich auf den Weg zum Bus, bevor dieser doch noch ohne mich losfuhr. Frau Liebermann wartete ungeduldig an der Tür: „Es ist viertel nach sieben Frau Schneider. Geben sie ihre Tasche dem Busfahrer und steigen sie endlich ein." Ich nickte endschuldigend und tat, was sie sagte. 

Von einfach war nie die Rede...Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt