„Das war wirklich ein schöner Tag, danke nochmal, dass du die Idee hattest mich mit zu nehmen.", bedankte ich mich bei meiner Freundin, während ich meine Haare zu einem Dutt band. „Nicht dafür, ich bin froh, dass du dabei bist.", gab Lina zurück und grinste. Ich grinste zurück, schlüpfte in eine bunte Stoffhose und ein bauchfreies, schwarzes Top und setzte mich dann auf Linas Bett, um zu warten bis sie fertig war. „Was habt ihr vorhin eigentlich getuschelt, du und Elias?" „Ich glaube das willst du nicht wissen." „Ich würde nicht fragen, wenn ich kein Interesse hätte." „Auch wieder wahr. Er hat mir ein Angebot gemacht." „Ein Angebot?" Lina sah verwirrt aus. „Ja, so habe ich auch geguckt und wahrscheinlich ist es genau das, was du gerade denkst." „Nicht dein Ernst?" Ihr Gesicht wechselte von verwirrt zu überrascht. „Und genau so hab ich auch reagiert, als ich es verstanden hatte." „Und stimmst du zu?" „Das ist jetzt nicht dein Ernst.", gab ich mit leicht geschocktem Unterton zurück. „Man wird ja noch fragen dürfen." „Nicht bei so einem Thema. Es ist frech von ihm, so was zu fragen, dein Bruder hat mich zum Objekt gemacht." „Ich gebe dir ja recht.", lenkte Lina direkt ein, „ich meine ja nur, weil du Freitag auch so geredet hast, wie er." „Richtig, aber das war nach einer halben Flasche Gin und wird nicht nochmal vorkommen." „Okay, ich wollte ja nur wissen, auf was ich mich einstellen muss." „Wieso du?", fragte ich verdattert. „Ich kann mir einfach nicht vorstellen, dass dieses Konzept der reinen Körperlichkeit funktioniert." Ich kicherte: „Du hörst dich wie ein Beziehungsratgeber an. Lina stimmte in mein Gekicher mit ein: „Schreib ich direkt auf meine Berufsliste."
Bevor ich auf ihre Aussage reagieren konnte, klopfte es an der Tür und als ich sie öffnete stand Elias davor: „Seid ihr soweit?" „Du holst uns ab? Du weißt, dass wir nur in die Küche müssen?", fragte Lina belustigt. „Mach dir keine Sorgen, Schwesterchen. Das ist kein Kavaliersakt, ich kann den Bericht unserer liebenswürdigen Schwester nur nicht allein ertragen." „Ausnahmsweise kann ich dich da mal verstehen.", stimmte ich zu und drückte mich an Elias vorbei in den Flur. Dabei berührten sich unsere Hände und er streifte kurz mit seinen Fingern über meinen Handrücken. Ich ignorierte die Geste, allerdings hatte meine Freundin sie beobachtet und grinste in sich hinein, während sie an ihrem Bruder vorbeilief. „Romy scheint euch positiv zu beeinflussen.", begrüßte uns Anita, nachdem wir uns gesetzt hatten. „Inwiefern?", fragte ich verwirrt. „Sagen wir es mal so, es gab noch nie einen Urlaub, in dem Elias und Lina mal pünktlich irgendwo waren. Weder zu Treffpunkten noch zum Essen und erst recht nicht nachts.", erklärte Herr Stein die Aussage seiner Frau die zustimmend lächelte. „Na, wenn es nur das ist. Also auch wenn ich sonst nicht sehr zuverlässig bin, pünktlich bin ich eigentlich immer oder ich komme gar nicht." Der letzte Teil des Satzes war mir herausgerutscht, ohne darüber nachzudenken. Innerlich schlug ich mir mit der flachen Hand an die Stirn. Jetzt sahen alle, bis auf Emilia, belustigt aus. „Und wie man bemerkt gehört Reden, ohne nachzudenken auch zu meinen Schwächen." „Das ist keine reine Schwäche, du bist ein ehrlicher und direkter Mensch. Jede Schwäche birgt eine Stärke." „Danke Herr Stein." „Gerne und nenn mich doch Marco, es ist komisch, wenn du jeden hier duzt und bei mir so förmlich bist."
„Sind wir dem Geplänkel jetzt durch?", fragte Emilia ungeduldig, bevor ich etwas erwidern konnte. „Emilia!", kam es jetzt von Anita. „Entschuldige Mutter, ich bin nur so gespannt, zu erzählen, was wir erlebt haben." „Das verstehe ich, aber deinen Vater und Romy so zu unterbrechen ist unhöflich." „Tut mir leid.", gab sie kleinlaut zurück. Diese Zurückhaltung schwand aber schnell, als sie endlich mit ihrer Erzählung beginnen konnte. Linas Schwester ratterte den ganzen Tagesablauf herunter, ohne einmal Luft zu holen oder zu fragen, wie unser Tag war. Es war mir schleierhaft, wie man das den ganzen Tag ertragen konnte, aber es war wohl, wie Anita gesagt hatte, Kinder sind für Eltern das wertvollste Gut und man tut im Normalfall alles, um sie glücklich zu machen. Ich lächelte stumm vor mich hin und bekam dafür einen fragenden Blick von meine Freundin, die ihren genervten Gesichtsausdruck kaum noch verbergen konnte. Ich schüttelte kaum merklich den Kopf, um ihr zu verdeutlichen, dass alles in Ordnung war und ich nicht den Verstand verloren hatte. Emilia redete das ganze Essen über. Irgendwann konnte ich ihr wirklich nicht mehr zuhören und meine Gedanken trifteten ab zu dem Angebot von Elias und dem Gespräch darüber mit Lina. War sie wirklich davon ausgegangen, dass ich dem zustimmen würde? Niemals würde ich so eine „Beziehung" mit jemandem führen und schon gar nicht mit jemandem, wie ihrem Bruder, der die Selbstüberzeugtheit mit Löffeln gegessen hatte. Auch wenn er gut aussah und wirklich toll küssen konnte, würde er sich dafür jemand anderen suchen müssen. Davon abgesehen, dass ich nach Tim und Sarah erstmal bedient war, fand ich es auch vollkommen absurd, dass er davon ausging, dass ich eine körperliche Beziehung zu ihm wollen würde. Ich wollte gar nichts von ihm, außer vielleicht...nein Stopp! Meine Gedanken schweiften zu weit ab.
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Von einfach war nie die Rede...
Teen FictionRomy ist 17 und wohnt mit ihrem großen Bruder und ihrem Vater zusammen, bis ihr Vater eine Entscheidung trifft, die den weiteren Verlauf ihres alltäglichen Lebens verändert... Sie findet neue Freunde... Stellt sich neuen Herausforderungen... Und ler...