Kapitel 27

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„Können wir reden?", fragt er mich flüsternd. „Ich wüsste nicht, was es zu reden gibt.", antworte ich mit Nachdruck. „Ist das dein letztes Wort?" „Elias...ich..." Er kommt näher und nimmt meine Hand in seine. „Du hast mir nie die Möglichkeit gegeben, es zu erklären." „Du warst ein Arsch." „Ich weiß und es tut mir leid.", wispert er und drückt seine Lippen sanft auf meine...

„Romy? Bist du wach?", rüttelte mich die leise Stimme meiner Freundin aus dem Schlaf. „Ja.", flüsterte ich immer noch etwas benommen von meinem Traum. Als würde Elias je auf mich zukommen und sich entschuldigen. Er war zu arrogant und leider zu attraktiv, um je auf diese Art und Weise Gefühle zu zeigen, zumal er deutlich gemacht hatte, dass er nichts für mich empfand. Ich war auch nur eine von vielen für ihn, wenn er auch immer behauptet hatte, dass es zwischen uns anders gewesen war. Ich schluckte schwer. „Alles ok?", fragte Lina, setzte sich auf und berührte leicht meinen Arm. „Alles gut, mach dir keine Sorgen. Ich werde nicht mehr so ausrasten, das gestern war eine einmalige Situation. Tut mir leid, dass du das ertragen musstest." „So ein Quatsch. Ich habe dir doch gesagt, dass es ok ist." „Wird trotzdem nicht mehr passieren.", wies ich sie etwas schroff ab, rappelte mich auf und begann mich umzuziehen. Lina seufzte leise und tat es mir dann nach. 

Wir packten die restlichen Sachen zusammen, nachdem wir im Badezimmer waren, stellten unsere Taschen in den Flur und machten uns auf den Weg zum Frühstück. Es war gerade mal sieben Uhr und sogar Emilia, die verschlafen am Tisch saß, sah man heute Morgen ausnahmsweise mal an, dass sie auch nur ein Mensch war. „Guten Morgen.", flötete Anita, die ihren Kater offensichtlich erfolgreich überstanden hatte. Marco lächelte uns beide an und sogar von seiner Tochter erhielten wir ein kurzes Nicken. Nur Elias starrte weiter auf seinen Teller, als würde sein Leben davon abhängen. Sollte mir recht sein, was er kann, konnte ich schon lange. 

„Morgen.", gab ich gespielt lächelnd als Antwort und ließ mich neben Lina an den Tisch fallen, die sich direkt auf meinen Platz neben Elias gesetzt hatte. Anita kam zu uns und stellte eine Karaffe Orangensaft auf den Tisch, bevor sie sich auch setzte. „Habt ihr gut geschlafen?", fragte sie uns, schaute dabei, aber vor allem mich durchdringend an. „Alles super.", gab ich zurück. Und auch wenn ich in ihrem Blick sah, dass sie mir kein Wort glaubte, sagte sie nichts und sprach jetzt an alle gewandt: „Nach dem Frühstück schaut ihr bitte nochmal eure Zimmer und auch das Gästezimmer durch, damit wir auch wirklich nichts vergessen. Um acht Uhr treffen wir uns draußen am Auto. Der Flug geht um Zehn und wir müssen mindestens eine Stunde früher am Flughafen sein. Wir kommen Freitagmorgen bzw. Mittag auf Frahnstein an. Euer Vater und ich müssen dann direkt ins Büro, ihr dürft das Wochenende und die letzte Woche der Ferien prinzipiell gestalten wie ihr wollt. Romy, du kannst auch gerne noch ein paar Tage nach Hause fahren, bevor der Unterricht wieder los geht." Lina und Emilia nickten, ich zuckte mit den Schultern, weil ich selbst noch nicht wusste, ob ich nach Hause wollte (mein Bruder würde direkt bemerken, dass etwas mit mir nicht stimmte) und Elias regierte gar nicht. 

Danach aßen wir alle schweigend zu Ende. Die Stimmung war auf dem Tiefpunkt und vermutlich war es schlau, dass der Urlaub frühzeitig enden würde. Auch wenn ich das angenehme Klima und die Sonne, zurück im verregneten Deutschland vermissen würde, hatte mir Bali nichts als Ärger und verletzte Gefühle eingebracht. Natürlich hatte ich auch schöne Erlebnisse mit Lina sammeln können und Nick kennenzulernen gehörte auf jeden Fall auch zu der Pro-Liste, aber alles, was mit dem Kerl zusammenhing, der immer noch wie gebannt auf seinen Teller starrte, würde ich am liebsten vergessen. Nachdem auch Lina ihren Teller geleert hatte streiften wir nochmal durch ihr Zimmer und das Gästezimmer, bevor dann alle um acht Uhr im beladenen Van saßen. Die halbe Stunde Fahrt verlief schweigend und nicht mal Linas Eltern wagten den Versuch ein Gespräch anzufangen. Am Flughafen angekommen, gaben wir unser Gepäck auf und Lina und ich ließen uns dann auf zwei Plätze in einer Stuhlgruppe fallen. Emilia setzte sich mit einem Buch auf eine Bank, etwas entfernt von uns und Lias, nein Elias, ließ sich uns gegenüber fallen erneut, ohne einen von uns eines Blickes zu würdigen. Er setzte seine Kopfhörer auf, zog seine Kapuze tiefer und schloss die Augen. Ich konnte nicht anders, als ihn für diesen Moment anzustarren, löste dann aber meinen Blick, als Marco zu uns kam. 

Von einfach war nie die Rede...Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt