Kapitel 25

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„Darf ich dich mal was fragen, Nick?", wandte ich mich an ihn, nachdem ich mein Glas erneut geleert hatte. „Klar." „Warst du schon mal verliebt?" „Wow, die Frage hätte ich jetzt nicht erwartet." „Welche denn sonst?" Der Alkohol war mir offensichtlich ein klein wenig zu Kopf gestiegen. „Ich dachte du fragst, ob ich mich ausziehen kann." Er grinste und ich boxte erneut seinen Arm. „Spaß beiseite. Ich war mal verliebt. Einmal so richtig und mit allem, was dazu gehört. Vor ca. zwei Jahren." „Und?" „Was und?" „Ist was daraus geworden?" 

„Nein, sie war dummerweise meine beste Freundin und mehr wollte sie auch nicht. Eine Woche später war sie mit einem meiner Kumpel zusammen. Als ich dann einige Monate später das Gymnasium wechselte, hab ich sie nicht mehr gesehen." „Das tut mir leid.", sagte ich und legte meinen Kopf auf seine Schulter. „Passt schon." Er grinste. „Was denn?" „Was muss ich sagen, damit du mein Trostpflaster sein willst?" „Nicholas! Ich hatte kurz ehrliches Mitleid." „Sorry, ich bin nicht so der Gefühlsmensch." „Das kenne ich zu gut." 

„Ach? Warst du schon mal verliebt?" „Ich habe bis ich vor Kurzem für einen Jungen geschwärmt, aber der hat dann meine beste Freundin gevögelt. Aber halb so wild. Sie sind beide Scheiße." „Jetzt verstehe ich das mit dem kompliziert." „Ach was, die sind Schnee von gestern. Wie fühlt es sich an?" „Romy, du wechselst zu schnell die Themen.", meinte Nick und lachte sein wunderschönes Lachen. Was? Nein Romina! Nicht wunderschön. Wir brauchen nicht noch mehr Verwirrung. „Also, was fühlt sich wie an?", brachte Nicholas hervor, nachdem er sich beruhigt hatte. „Du hast gesagt du warst schon verliebt, mit Allem, was dazu gehört? Wie fühlt sich das an?" „Ich hatte nicht gedacht, dass mein Abend so tiefgründig werden würde." „Oh...ähm...entschuldige. Wir müssen nicht darüber reden. Hätte ich keinen Alkohol getrunken, würde ich solche Fragen gar nicht stellen. Ich stehe nämlich auch nicht so auf Gefühle. Lass uns das Thema wechseln." „Ach was. Wenn wir schon die Hüllen fallen lassen." Ich kicherte bei seiner Anspielung. Blöder, blöder Gin.

„Es ist schwierig zu erklären und ich habe auch keine Ahnung, ob man das pauschalisieren kann. Es ist auch nicht nur ein Gefühl. Es sind tausend verschiedene. Alles ist intensiver. Freude, Wut, Enttäuschung...ganz egal. Man fühlt sich total überfordert. Genießt jede freie Minute bei der Person, aber vor allem macht es einem ne Scheiß-Angst. Nachdem ich Olivia, meine Gefühle gestanden hatte und sie sie nicht erwiderte, hat es sich, ohne schnulzig zu klingen, angefühlt als hätte sie mich verprügelt. Alles tut dir weh und du denkst, dass du dir das nie wieder antun wirst." „Deshalb bist du nicht so der Gefühlsmensch?", fragte ich wissend und er nickte. „Wir sind uns so ähnlich, Nicholas." „Warum stellst du mir so eine Frage? Wegen Elias?" „Ich weiß es nicht.", antwortete ich wohl das erste Mal seit Wochen, ehrlich auf die Frage, die meine Freundin schon mehrmals gestellt hatte. Blöder, blöder Gin. 

Als hätte Nick meine Gedanken gelesen, schenkte er uns ein vermutlich letztes Mal nach, da die Tonic Flaschen nun leer waren. „Du weißt es nicht?" „Gott, sag das bloß keinem...wie machst du das nur? Aber ja, ich weiß es nicht." „Ich kann gut zuhören und fülle die Menschen immer mit Gin ab, dann geht es eigentlich." Er lachte und fing sich erneut einen Schlag und ich stimmte in sein Lachen mit ein. „Hast du mal versucht es rauszufinden?" Wir hatten uns endlich beruhigt. „Wie es rauszufinden?" „Naja, hast du einen Vergleich zwischen ihm und jemand anderem ziehen können?" „Nein. Ich denke ich will es auch gar nicht wissen." „Sicher?" „Ja sicher. Ich hätte ja auch keine Vergleichsperson." „Hättest du schon..." Er rückte etwas näher und ein leichtes Hochgefühl beflügelte mich, wenn es auch nicht das gleiche Gefühl war, wie bei Lias. „Du musst das nicht tun.", flüsterte ich. „Vielleicht will ich es aber.", flüsterte auch Nick ganz nah an meinen Lippen. „Ok.", stimmte ich zu und er drückte sanft seine Lippen auf meine. Es fühlte sich toll an ihn zu küssen und ich genoss es, aber es war so ganz anders, wie mit dem Bruder meiner Freundin. So schnell es begonnen hatte, war es auch wieder vorbei und Nicholas löste sich von mir. Seine durchdringenden Augen nahmen meine gefangen. 

Von einfach war nie die Rede...Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt