Kapitel 19

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Kaum hatte ich mich ins Bett gelegt und unter der Decke verkrochen, ging die Tür auf und Lina betrat mit einem Tablett das Zimmer. Sie grinste, als sie mich unter dem Deckenberg sah. „Es sind 30 Grad draußen, Romy." „Das ist mir bewusst, ich gehe hier drunter ein, aber ich dachte, falls deine Eltern nochmal nach mir sehen sollten." „Verstehe, bevor auffällt, dass du eigentlich nur meinen Bruder vernaschen willst." „Lina!", sagte ich vorwurfsvoll. „Ach komm schon. Rausreden und auf scheinheilig machen, bringt jetzt wirklich nichts mehr. Ich wurde eingeweiht, falls du das Vergessen hast." Meine Freundin ließ sich am Fußende auf die Matratze fallen. „Und jetzt erklär mir mal bitte, warum du dem nur wenig intelligenten und ziemlich Testosteron gesteuerten Vorschlag meines Bruders zugestimmt hast, bevor ich meine Sachen packen muss und mit Kopfschmerzen den ganzen Tag meine Stiefschwester ertragen muss." „Wäre es sehr verrückt, wenn ich sage, dass ich keine Ahnung habe, was mich da geritten hat?" „Schon ein wenig, wenn man bedenkt, was für einen Aufwand wir gerade betrieben haben." „Du hast ja recht. Ich hab keine Ahnung, wie er das macht. Er nutzt einfach aus, dass er so eine Wirkung auf mich hat und er weiß, dass er gut ist, in dem was er tut." „Romy! Keine Details bitte. Ich will wirklich nicht wissen, was Elias in diesem Punkt, gut kann." „Tut mir leid. Du hast doch gefragt.", gab ich verzweifelt zurück. „Stimmt. Und du bist dir sicher, dass du nichts für ihn empfindest?" „Ja, das habe ich dir doch schon hundert Mal gesagt." „Ja, und ich werde dich noch weitere hundert Mal fragen, um sicher zu gehen, dass du nicht verletzt wirst. Ihr seid da was eingegangen, was andere Leute, so wie zum Beispiel Mila gestern, nicht ausschließt. Elias wird das nicht lassen. Das muss dir bewusst sein. Und du bist meiner Meinung nach niemand, die sich so schnell mit jemandem einlässt...außer vielleicht mit meinem Bruder." „Lina!" „Sorry." „Schon gut, mit Lias hast du ja recht, aber mir ist es egal, was er mit anderen macht. Wir ziehen das heute durch und ich hoffe, dass sich die Sache dann erledigt hat." Lina stand auf und schaute mich kritisch an: „Na, wenn du das sagst. Die Frage ist nur, warum du ihn Lias nennst, wenn da so gar keine Gefühle im Spiel sind." „Das ist nur, weil Jonas den Namen die ganze Zeit benutzt." „Jonas ist aber gerade nicht hier." 

Mit diesen Worten wandte meine Freundin sich um und verließ das Zimmer. „Du weißt, dass das Quatsch ist.", rief ich ihr noch hinterher, bekam aber keine Antwort mehr. Ich ließ mich zurück in die Kissen fallen, schnappte mir einen Keks von dem Teller auf dem Tablett und knabberte darauf herum. Direkt fing mein Magen an zu grummeln. Ich hatte natürlich nur so getan, als ob ich keinen Hunger hätte und es war zu erwarten, dass mein Magen sich beschweren würde. Ich rollte mit den Augen und aß innerhalb weniger Minuten die restlichen drei Kekse auf dem Teller auf, als es klopfte. „Ja?", fragte ich und Anita kam herein. „Oh du hattest wohl doch Hunger? Das freut mich, dann geht es dir bestimmt schnell wieder besser. Soll ich dir noch Kekse bringen?", fragte sie freundlich. „Nein danke, ich glaube das reicht erstmal." Doofe Kuh, schimpfte mein Magen und ich hustete, um das Grummeln zu übertönen. „Okay, wir gehen dann jetzt los. Ist es ok, dass Elias bei dir bleibt. Ich kann ihn auch mitnehmen und Lina kann hierbleiben?" „Nein, nein, schon ok.", antwortete ich etwas zu hastig und schob dann hinterher: „Ich meine, das ist schon ok. Es macht mir nichts aus, mit Elias hier zu sein (nichts ausmachen, war wohl die Untertreibung des Jahrhunderts). Ich werde sowieso die meiste Zeit schlafen, damit ich morgen wieder fit bin." Linas Mutter schaute kurz etwas verwirrt, ging dem Impuls nachzufragen glücklicherweise aber nicht nach und nickte. „Okay, dann ruh dich aus. Zum Abendessen sind wir alle wieder zurück. Vielleicht hast du dann ja mehr Hunger und Lust mit uns zu essen." „Ganz bestimmt." Ich lächelte Anita dankend an und sie verließ den Raum. 

Kurze Zeit später hörte ich die Haustür ins Schloss fallen. Schnell krabbelte ich unter dem Deckenberg hervor und machte mich auf den Weg zur Küche, um endlich etwas zu essen. Dort angekommen schnappte ich mir die Pfanne aus dem Abtropfgitter und zwei Eier aus dem Kühlschrank. Nachdem die Spiegeleier fertig waren, setzte ich mich mit der Pfanne auf einem Untersetzer und einem Brötchen auf die Barhocker am Tresen. „Wir haben auch Teller.", sagte Elias belustigt hinter mir. Ich zuckte kurz zusammen, weil es im Haus so still gewesen war, bevor er aufgetaucht war. „Das ist mir klar, aber ich habe so Hunger und konnte nicht mehr warten." „Du hättest Heute morgen auch nicht auf das Frühstück verzichten müssen, meine Eltern hätten dir vielleicht auch so geglaubt." „Ich habe meine Rolle gespielt." „Und das nicht besonders gut." „Wir sind hier und wir sind allein. Richtig?" Ich legte das letzte Stück Brötchen auf den Teller und wandte mich zu ihm um. Dabei stieß ich fast mit ihm zusammen, da er sehr nah hinter mir stand. „Richtig und dafür bin ich dir sehr dankbar.", flüsterte er und küsste mich. Doch ein Kuss reichte mir nicht. Ich schlang meine Arme um seinen Nacken und verweigerte ihm so die Möglichkeit sich wieder von mir zu lösen. Das wollte er scheinbar auch nie. 

Von einfach war nie die Rede...Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt