Von einfach war nie die Rede...

Kapitel 32

Der Rest der Ferien verging wie im Flug und auch in der ersten Woche Unterricht passiert nichts Spannendes. Die anderen hatten noch einige Male nachgehakt, aber außer mit Lina hatte ich mit niemandem mehr über Elias gesprochen. Nicholas hatte ein paar Mal nachgefragt, aber ich hielt es nicht für schlau mit ihm darüber zu reden. Da ich ihm immer nur sporadisch antwortete, ließ er es irgendwann sein und wir schrieben nur über andere Dinge, z.B. über das Schwimm-Turnier. Jonas verbrachte abwechselnd Zeit mit Lina und Elias, weshalb ich ihn wenig zu Gesicht bekam. Elias begegnete ich nur beim Schwimmen, aber wir redeten kaum. Zu viert hatten wir uns bisher nicht mehr getroffen, da die Stimmung zwischen Linas Bruder und mir einfach nicht mehr die Angenehmste für alle Beteiligten war. Entweder stritten wir uns oder drückten uns gegenseitig anstößige Sprüche. 

Eine Party hatte es bisher auch nicht mehr gegeben, denn auch wenn wir es alle versucht hatten zu verstecken, hatte Herr Mirlow beim letzten Kunst-Treffen, einige leere Bierflaschen hinter den Skulpturen entdeckt. Deshalb hatte Raphael die Feier am letzten Wochenende vor Unterrichts-Start abgesagt, weil er die nächste Zeit erst Mal vorsichtig sein wollte. Mike und meinem Vater hatte ich in einem langen Gespräch am Telefon erklärt, dass ich es nicht mehr schaffen würde, vor dem Turnier nach Hause zu kommen. Gerade Mike hatte sich nur schwer überreden lassen, mir nicht weiter auf die Nerven zu gehen und mich nach dem Telefonat, das wir zu dritt geführt hatten, noch mehrere Tage hintereinander angerufen. Ich hatte ihn meistens weggedrückt und eine Nachricht geschrieben oder war rangegangen und hatte seine Fragen abgewehrt und nicht beantwortet. Vor ein paar Tagen hatte er aufgegeben und meldete sich nur noch, um zu fragen wie es mir ging. 

Draußen wurde es zunehmend kälter, was vermutlich auch daran lag, dass nächste Woche der erste November war. Das Schwimm-Training band mich so sehr ein, dass ich sowieso kaum Zeit hatte, um Laufen zu gehen. Wegen dem fast täglichen Training hatte ich letzten Sonntag auch Herr Lorsch sagen müssen, dass ich jetzt erst wieder nach dem Turnier würde arbeiten können. Er hatte es freundlich wie immer abgenickt und mir viel Erfolg gewünscht, da er selbst leider nicht bei dem Turnier dabei sein konnte. Heute war Montag und Lina und ich hatten gerade den Unterricht hinter uns gebracht und uns in unserem Zimmer auf die Betten fallen lassen, als es klopfte. 

„Romina, Frau Liebermann hat für heute noch ein Training angesetzt. Wir sollen in die Halle kommen.", redete Elias ohne eine Begrüßung drauf los. „Warum?" „Weiß ich doch nicht, vielleicht bist du zu schlecht." „Eigentlich war das jetzt ein Eigentor, du musst ja schließlich auch in die Halle." Er zeigte mir kindisch, wie er war, seinen Mittelfinger und verschwand wieder. „Ihr seid unmöglich.", fing Lina ein Gespräch an, während ich mich umzog und mein Handtuch und mein Duschzeug zusammenpackte. „Er ist unmöglich.", gab ich nur zurück und schlüpfte in meine Trainingshose und den passenden Trainings-Pullover, den Elias und ich von Frau Liebermann bekommen hatten, weil es bei uns beiden schon sicher war, dass wir an dem Turnier teilnehmen würden. Neben uns sollten noch zwei weitere aus der Gruppe ausgewählt werden. „Wie du meinst." Ich warf ihr einen genervten Blick zu, verabschiedete mich mit einem „Bis später" und beeilte mich in die Halle zu kommen.

Glücklicherweise war ich nicht die letzte, zog meinen Anzug wieder aus, stopfte alles in meinen Spind und lief in die Halle. Frau Liebermann forderte uns auf uns auf die Bänke zu setzen und nicht, wie gewohnt direkt ins Wasser zu springen. „Schön, dass Sie alle es so schnell hierhergeschafft haben. Ich habe mich entschieden, wer neben Romina Schneider und Elias Frahn, noch am Turnier teilnehmen darf. Ich dachte ich sage es auch jetzt, damit Sie selbst entscheiden können, ob Sie heute trainieren oder nicht." Wir hatten Frau Liebermann schon so oft gebeten, uns zu duzen, aber irgendwie schien das nicht wirklich bei ihr anzukommen. „Also neben den eben genannten dürfen noch Raphael Siebert und Mirko Schmidt mit zum Turnier."