Kapitel 26

14 0 0
                                    

Am nächsten Morgen klopfte es laut an unserer Tür. „Seid ihr Mädchen wach? In einer halben Stunde gibt es Frühstück.", rief Marco von draußen und klopfte erneut, nachdem er weder von Lina noch von mir eine Antwort bekommen hatte. „Wir haben verstanden.", grummelte Lina verschlafen und etwas patzig. „Melina (ich hatte glaube noch nie jemanden Linas vollen Namen sagen hören), keiner kann etwas für euren Alkoholkonsum, also reiß dich zusammen." Mit diesen Worten schien er sich wieder von unserer Tür zu entfernen, denn kurze Zeit später hörte ich ihn an der nächsten klopfen. 

„Muss er so laut sein?", murmelte ich und vergrub mein Gesicht noch tiefer in den Kissen, damit meine Augen bloß kein Sonnenlicht abbekommen würden. „Kopfweh?", flüsterte Lina. „Kopfweh ist kein Ausdruck. Es fühlt sich an, als würde jemand in meinem Kopf Salsa tanzen.", stöhnte ich. Meine Freundin brummelte zustimmend. „Können wir nicht einfach hierbleiben?", fragte ich. „Das geht nicht. Meine Eltern sitzen sicher schon am Tisch und warten darauf uns für gestern Abend zur Rede zu stellen." „Mit dieser Aussicht, sollten wir erst recht hierbleiben." „Glaub mir nichts lieber als das, aber da müssen wir durch.", stöhnte Lina und stand auf, um ein paar Schritte zu gehen, nur um sich dann direkt wieder in ihren Sessel fallen zu lassen. „Läuft ja prima.", grinste ich sie von ihrem Bett aus an. „Versuch du das erst Mal, ohne dir den Alkohol nochmal durch den Kopf gehen zu lassen." „Du müsstest mittlerweile wissen, dass ich keine Probleme mit dem Magen bekommen, wenn ich Alkohol getrunken habe." Ich schwang zur Bestätigung etwas zu schnell meine Beine aus dem Bett und ein Schmerz durchzuckte meinen ganzen Körper. „Tja, jeder hat da wohl seine Art.", grinste Lina und ich warf sie mit einem Kissen ab, bevor ich mich dann endgültig aufrappelte, um mich anzuziehen. 

Lina und ich hatten es nach zehn Minuten geschafft wenigstens etwas passabel auszusehen und machten uns auf den Weg zum Esstisch. Dort saßen allerdings nicht, wie erwartet Anita und Marco, sondern Emilia und Elias, der mindestens genauso fertig aussah, wie seine Schwester und ich. Marco stand am Herd mit einem Pfannenwender in der Hand. „Da seid ihr ja. Wer von euch möchte ein Spiegelei?" „Oh ja bitte.", sagte ich freudig. Ich merkte erst bei dem Geruch, wie hungrig ich war. „Bloß nicht.", stammelte meine Freundin und verzog leicht das Gesicht. „Wo ist eigentlich Mum?", schob sie dann hinterher. „Mutter ist etwas unpässlich.", antwortete Emilia für ihren Vater. Innerlich prustete ich los, warum benutzte dieses Mädchen nur immer so komische Wörter? „Emilia sag doch wie es ist. Mum katert. Sie hat zu viel Sekt getrunken." „Elias...", setzte Marco an, aber Lina unterbrach ihn: „Was? Und sie darf liegen bleiben? Warum müssen wir denn bitte aufstehen?" „Keiner hat euch auftragen so viel zu trinken.", mischte sich jetzt wieder ihre Schwester ein. „Dich hat keiner...", wollte Lina kontern, wurde jetzt aber von ihrem Stiefvater unterbrochen: „Genug! Eure Mutter ist volljährig und alt genug, um zu entscheiden was sie tut. Ihr nicht und ihr hattet eine klare Anweisung. Ich halte euch schon keinen Vortrag also setzt euch jetzt bitte hin." 

Meine Freundin ließ sich stöhnend auf ihren Platz fallen und auch ich setzte mich. Marco kam mit der Pfanne zum Tisch und setzte sich zu uns. „Wir haben unseren Flug umgebucht und fliegen morgen Vormittag zurück. Eure Mutter und ich müssen schon früher zurück sein, weil es wohl einige Probleme bezüglich der Planung im Internat gibt. Bitte packt heute Abend schon eure Sachen, damit es morgen nicht allzu lange dauert und wir den Flug nicht verpassen.", sagte er mitleidig, nachdem er die Spiegeleier auf allen außer Linas Teller verteilt hatte. „Das ist schade.", antwortete ich ihm, weil scheinbar niemand sonst es für nötig hielt zu reagieren. „Und bestimmt scheiß-teuer.", meldete sich jetzt Elias zu Wort. „Elias! Keine Schimpfwörter am Frühstückstisch bitte." Direkt schlich sich ein beklemmendes Gefühl bei mir ein. „Ich kann ihnen das Geld zurückzahlen, es dauert ein bisschen, aber das würde schon gehen.", sagte ich an Emilias Vater gewandt. „Nein Romina, das musst du nicht. Wir hatten eine Rücktrittsversicherung für die Flugtickets und die neuen waren nur minimal teurer. Mach dir also bitte keine Sorgen." 

Von einfach war nie die Rede...Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt