Kapitel 28

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Gerade als ich meine Trainingshose angezogen hatte und dabei war in meinen Kapuzenpullover zu schlüpfen, stürmte Lina in unser Zimmer. „Du kannst dich direkt nochmal umziehen, Romy!", bestimmte sie euphorisch. „Was? Warum bist du schon hier? Wolltest du nicht essen gehen?", fragte ich verwirrt. „Ja schon, aber auf dem Weg dahin bin ich Rafael aus meinem Englisch-Kurs begegnet. Er ist auch einer der wenigen, der hiergeblieben ist in den Ferien und hat eine kleine Zusammenkunft im Kunstraum im Keller organisiert.", plapperte sie ohne Punkt und Komma. „Eine Zusammenkunft?" „Naja, eine kleine Party, aber darunter wird es nicht verbreitet, dass sollte die Info zu meinen Eltern oder anderen Lehrern gelangen, kein Verdacht geschöpft wird." 

„Aha." „Das ist alles?", fragte sie gespielt schockiert. „Lina, sei mir nicht böse, ich habe eigentlich keine Lust auf Party." „Wow, das aus deinem Mund." „Ich darf auch mal keine Lust zum Feiern haben." „So ein Quatsch. Du brauchst das.", antwortete sie bestimmend. „Aha.", gab ich erneut unbeeindruckt zurück. „Das sagtest du schon. Komm schon Romy, das wird Spaß machen und dich ablenken." „Dein Bruder geht doch sicher auch hin?", fragte ich verunsichert. „Na und? Ich weiß du hast kein Kunst belegt, aber hast du den Raum mal gesehen? Er ist nicht nur für den Unterricht, sondern auch für die, die Kunst studieren wollen. Er ist sicher über 40 Quadratmeter groß. Ist Elias in der einen Ecke, sind wir in der anderen. Wir gehen ihm einfach aus dem Weg. Bitte, bitte, bitte." 

Jetzt zog meine Freundin einen Schmollmund und ihre sowieso schon großen Augen wirkten für den Moment noch größer." Ich seufzte. „Na schön, aber wehe der Abend wird blöd.", gab ich mich geschlagen und schmiss meinen Pullover, den ich die ganze Zeit in der Hand gehalten hatte über die Lehne meines Schreibtischstuhls. Lina quiekte kurz laut auf und umarmte mich stürmisch. „Ich wusste, dass du es dir anders überlegen würdest." Ich grinste sie an und schob sie sanft von mir. 

„Okay. Wie viele Leute werden da sein?" „Kann ich nicht genau sagen. So um die 25 bis 30 Leute. Mehr sind glaub ich gerade nicht vor Ort und Rafael meinte er wollte niemanden von außen einladen, um nicht noch mehr Aufmerksamkeit zu erregen." „Das macht Sinn. Wie ist es mit Getränken und gibt es was zu essen?" „Hast du plötzlich doch Hunger?", lachte Lina. „Ein bisschen vielleicht und vor dem Alkohol sollte ich sowieso definitiv was essen. Ich hab seit Bali nichts mehr zu mir genommen." „Also Rafael hat gemeint er hätte sich um beides gekümmert. Er hat wohl irgendwie über die ganze Woche nach und nach alkoholische Getränke ins Internat geschafft. Außerdem hat er mit dem Pizzalieferanten vereinbart, dass er an die hintere Kellertür kommt und vorher anruft. Wir sollen wohl wenn wir runter gehen alle fünf Euro bezahlen, damit ein Teil der Kosten gedeckt ist. Denn Rest zahlen Herr und Frau Siebert." „Wer sind die denn? Und wie viel Alkohol und Pizza brauchen wir denn für 30 Personen?", fragte ich erstaunt. „Gott Romina, du und dein Planungs-Gen. Rafael heißt Siebert mit Nachnamen und er kommt nicht gerade aus einem armen Elternhaus. Und wegen der Menge mach dir mal keine Sorgen. Rafa schmeißt solche Partys schon seit Jahren. Er besorgt lieber etwas zu viel als etwas zu wenig. Vermutlich gibt es auch nicht nur Alkohol und essen." 

„Wie meinst du das?" „Bei den Kunst- und Musik-Cliquen, zu denen er gehört, gibt es wohl auch häufiger mal andere Substanzen." „Drogen?", fragte ich erstaunt. „Gras meistens.", flüsterte Lina, nachdem sie die Tür geschlossen hatte. „Hätte ich euch gar nicht zugetraut." „Bitte was?", fragte jetzt meine Freundin verwirrt. „Wenn man euren Flyer sieht, rechnet man nicht damit, dass Alkohol und andere Drogen hier überhaupt eine Rolle spielen. Es sieht alles so...brav und vornehm aus." „Romina, wie lange bist du jetzt hier?" „Vier Monate ca." „Richtig und was würdest du sagen, wie viele Leute, die du bisher kennengelernt hast, lassen sich in die Kategorie „brav" und „vornehm" einteilen?" Jetzt musste ich lachen. „Ja vermutlich hast du recht." „Habe ich und jetzt suchen wir uns etwas zum Anziehen aus und machen uns fertig." „Okay Chefin." 

Von einfach war nie die Rede...Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt