Ich musste eingeschlafen sein, denn als ich wach wurde, war es draußen schon hell. Kaum hatte ich die Augen geöffnet, klopfte es. „Ja?", fragte ich verschlafen. Es war Elias: „Ich dachte ich wecke dich bevor meine Eltern wach werden. Sie könnten fragen stellen und Lina würde vielleicht Schwierigkeiten bekommen, weil du erklären müsstest, warum du hier geschlafen hast. Ich dachte du willst vielleicht mal nach ihr sehen." „Du hast recht. Danke." Ich stand auf und griff nach meiner Hose. Elias stand immer noch im Türrahmen. „Ist noch was?" „Äh nein, bis gleich beim Frühstück." Dann schloss er die Tür. Ich schüttelte den Kopf, zog mich an, machte das Bett und ging dann zu Linas Zimmer. Im Haus war noch alles still, was wohl auch daran lag, dass es gerade mal sieben Uhr war. Leise klopfte ich an die Tür meiner Freundin. Von drinnen hörte ich nur das mir schon bekannte Grummeln. Ich öffnete die Tür. „Lina?" Ein weiteres Grummeln. „Wie gehts dir?" „Lass mich schlafen." „Würde ich ja gerne, aber deine Eltern werden bald aufstehen und uns zum Frühstück holen." „Ich hab keinen Hunger." „Und was sage ich, warum du keinen Hunger hast?" „Ist mir egal." „Lina, das ist nicht gerade hilfreich." „Ist ja gut. Tut mir leid. Ich bin müde und hab Kopfschmerzen. Aber ich muss es ja nicht an dir auslassen." Sie rappelte sich auf und verzog kurz das Gesicht. „Du solltest vielleicht nicht gegenüber von deinen Eltern sitzen.", griff ich unbewusst den Scherz ihres Bruders auf. „Jetzt übernimmst du schon seine Witze?", fragte sie und zog eine Augenbraue nach oben, was sie wieder kurz das Gesicht verziehen ließ.
Ich verdrehte die Augen und hielt ihr die Wasserflasche, die neben mir gestanden hatte, hin. Sie nahm einen großen Schluck. „Hast du bei Elias geschlafen?" „Was? Wie kommst du denn darauf?" „Naja, du hast vorhin geklopft, also hast du nicht hier geschlafen und ich dachte, ihr habt die Chance genutzt, da gestern Abend keiner etwas mitbekommen hätte." „Wir haben gar nichts genutzt. Dein Bruder hatte gestern im Club schon seinen Spaß." „Was mit wem? Das hast du gar nicht erzählt." „Weil es nichts zum Erzählen gibt. Da war ein Mädchen, Mila, er fand sie gut und sie haben auf dem Flur Richtung Toilette rumgemacht." „Arsch." „Lina!" „Was denn?" „Alles ist gut. Er kann tun und lassen, was er will." „Aber..." „Nichts aber und jetzt lass uns das Thema wechseln. Du solltest unter die Dusche, bevor deine Eltern wach werden." Ich scheuchte sie aus dem Bett, drückte ihr Klamotten in die Hand und schob sie schwerfällig zum Bad. „Den Rest schaff ich. Danke Mama.", sagte Lina sarkastisch und verschloss die Tür. Ich grinste. Ich war froh, dass sie heute Morgen nicht mehr so schlimm aussah, wie noch vor einigen Stunden, als ihr Bruder sie ins Bett gebracht hatte. Zurück in Linas Zimmer wechselte ich von meinen Sachen in bequeme Klamotten, schminkte mich ab und band meine Locken nach oben. Sie waren in letzten Monaten ein Stück gewachsen und blieben nun so gut wie alle im Haargummi. Mit einem kurzen Blick in den Spiegel, machte ich mich mit meiner Zahnbürste in der Hand auf den Weg in das Gäste-WC, um auf Toilette zu gehen und meine Zähne zu putzen. Ich war kaum fertig, da klopfte es an der Tür. „Warum sind denn heute Morgen so früh schon alle wach und die Toiletten besetzt?", hörte ich Emilias genervte Stimme von draußen. Ich schloss die Tür auf: „Entschuldige. Ich bin fertig." „Na endlich.". kam es von ihr und sie drängelte sich an mir vorbei.
Ich verdrehte die Augen und machte mich wieder auf den Weg zu Linas Zimmer, die wohl noch unter der Dusche stand. Als ich gerade an Elias Tür vorbeilaufen wollte, öffnete sich diese und er zog mich am Handgelenk in sein Zimmer. Ohne meinem Protest zu beachten, schloss er die Tür wieder, drückte mich leicht dagegen und band mich in einen fordernden Kuss ein. Für einige Sekunden setzte mein Gehirn aus und ich erwiderte den Kuss, dann schoss der Gedanke an Mila in meinen Kopf und ich schob ihn ruckartig von mir weg. „Was soll das?" „Gott Romy, ich merke doch an deiner Reaktion, dass du das auch willst." „Du interpretierst da was falsch." „Ach wirklich?" „Ja wirklich." „Du weißt, dass du lügst." „Woher willst du das denn bitte wissen?" „Ich spüre doch, wie du reagierst?" „Elias, das ist doch keine Begründung. Wir sind doch keine Tiere und handeln nach Instinkten." „Warum nicht?" Irgendwie sah er verzweifelt aus, was ich nicht verstand. Es ging hier doch um nichts. Ich bedeutete ihm rein gar nichts. Er verlor nichts, wenn ich seinem Vorhaben nicht zustimmte. „Die Frage meinst du doch nicht ernst? Würden wir nur nach unseren Instinkten handeln, würde die Welt im Chaos versinken." „Du sollst ja nicht nur nach deinen Instinkten handeln. Nur...nur..." „Nur was?" „Nur bei mir. Bitte." „Du bist verrückt!" „Von mir aus, nenn es wie du willst, aber ich kann den gestrigen Morgen nicht mehr vergessen, Ich denke ständig daran. Du machst mich verrückt. Du läufst hier in deinen kurzen Klamotten herum..." Weiter kam er nicht. „Ach, jetzt ist es meine Schuld? Du weißt, dass das eine geläufige Ausrede von Männern ist. Du bist einfach nur ein blöder Idiot. Wie kann man so oberflächlich sein? Ich bin doch kein Gegenstand." „Achso du bist kein Gegenstand? Du empfindest doch genauso wenig für mich und fällst genauso über mich her." Wir funkelten uns an. Was tat ich hier nur? Warum ließ ich mich überhaupt auf diesen Quatsch ein? Ich sollte einfach klar nein sagen und gehen. Aber irgendwas hatte er an sich, dass mich immer wieder daran hinderte. „Ich hab eine Idee.", brachte er hervor, nachdem einige Minuten keiner von uns etwas gesagt hatte. „Du hast eine Idee? Na, da bin ich gespannt."
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Von einfach war nie die Rede...
Teen FictionRomy ist 17 und wohnt mit ihrem großen Bruder und ihrem Vater zusammen, bis ihr Vater eine Entscheidung trifft, die den weiteren Verlauf ihres alltäglichen Lebens verändert... Sie findet neue Freunde... Stellt sich neuen Herausforderungen... Und ler...