Kapitel 6

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Der erste Monat auf Frahnstein verflog wie im Flug. Ich schaffte es in den ersten beiden Wochen meine Unterschriften in Mathe bei Frau Klein zu sammeln und hatte mit Elias zusammen Mathenachhilfe bei ihr angenommen. Wir hatten es in meinem ersten Monat auf dem Internat geschafft von einer 5 auf eine 3- zu rutschen, was auf jeden Fall ein Anfang war. Auch in Englisch hatte ich in dem ersten Test mit tagelangem Lernen und Unterstützung von Jonas, der den E-Kurs in Englisch besuchte, eine glatte drei geschafft und Lina hatte ich geholfen in Deutsch immerhin von ihrer 5 auf eine 4 zu rutschen. Außerdem hatte ich in den dreien tatsächlich gute Freunde gefunden. Ich war noch vorsichtig und Lina und Jonas wussten auch immer noch nichts von meiner Mum. Elias hatte das Thema glücklicherweise nicht mehr angesprochen und wann auch immer Frau Frahn mich auf ihre Gesprächszeiten ansprach, lehnte ich dankend ab. An der Lesung von Herr Fitz hatte ich allerdings bereits viermal teilgenommen und ich war begeistert. Er war eigentlich ein Dozent und hielt nebenher noch Lesungen an Schulen, um Interessenten anzuwerben. Das Studium stand für mich zwar immer noch nicht auf dem Plan, aber seine Kurse waren wirklich spannend. Am Anfang begleiteten mich Lina, Jonas und Elias noch. Nach dem zweiten Termin gestanden mir Lina und Jonas, dass sich ihr Interesse in Grenzen hielt und ich lachte sie aus, weil ich mir das schon gedacht hatte. Nur Elias begleitete mich eisern zu den Lesungen, auch wenn ich manchmal das Gefühl hatte, dass es auch ihn nicht wirklich interessierte. Aber ich fragte nicht weiter nach, weil ich mich über Begleitung freute und er nicht denken sollte, dass ich ihn nicht dabeihaben wollte. Tatsächlich hatten wir uns auch angefreundet, trotz der Tatsache, dass ich am Anfang ihm gegenüber kritisch war. Die Situation mit Emilia hatte sich beruhigt. Wir hielten uns mehr oder minder voneinander fern und wenn wir miteinander arbeiten mussten, konzentrierten wir uns darauf und nicht auf unsere Unstimmigkeiten, auch wenn es gelegentlich noch zu Streitereien zwischen uns kam. Sie saß nun höchstens noch einmal in der Woche beim Essen an unserem Tisch und auch da redeten wir kaum miteinander. Sarah hatte es ebenfalls irgendwann aufgegeben und sich seit zwei Wochen nicht mehr gemeldet, Lina hatte ich mittlerweile von ihr erzählt und sie freute sich für mich, als Sarah endlich Ruhe gab. Elias und ich wurden von der Trainerin, mit noch zwei anderen im Team angesprochen am Winterwettkampf im November teilzunehmen und freuten uns jetzt schon beide darauf, obwohl es noch fast zwei Monate hin waren. In der dritten Woche hatte ich einen Nebenjob für die Wochenenden in dem kleinen Café angenommen, das jetzt an Stelle der Eisdiele geöffnet hatte, weil die Temperaturen kaum noch über 15 Grad gingen. Deshalb war ich auch die letzten beiden Wochenenden nicht nach Hause gefahren, dieses Wochenende hatte Herr Lorsch mir freigegeben und ich würde heute Abend nach der Lesung von Mike abgeholt werden, da mein Dad noch auf Geschäftsreise war und erst Samstagmorgen zurückkommen würde. Jonas würde auch nach Hause fahren und Lina und Elias endlich mal wieder ein Wochenende mit der Familie verbringen, weil das in der letzten Zeit zu kurz gekommen war und außerdem noch einiges bezüglich des Bali-Urlaubs zu klären war (zumindest laut Emilia). 

Ich war gerade dabei meinen Rucksack für das Wochenende zu packen, als Lina ins Zimmer stürmte: „Gott sie macht mich noch wahnsinnig. Es ist nur ein einwöchiger Urlaub und sie tut, als würden wir ein Jahr auswandern. Unglaublich! Ich will doch nicht den ganzen Urlaub permanent mit der Familie verbringen, ich will auch mal feiern und entspannen und da will ich sie sicher nicht dabeihaben, da nehme ich lieber meine Mum oder meinen Stiefvater mit." „Emilia?", fragte ich und grinste wissend. „Ja und jetzt lach mich bloß nicht wieder aus. Ich verzweifle noch mit ihr. In Bali kann man so schön tanzen gehen und den nächsten Tag ganz entspannt am Strand liegen. Ich brauche keine Sideseeing-Tour." Tanzen gehen klang verlockend. Seit ich hier war, waren wir kein einziges Mal außerhalb des Internats gewesen, jetzt wo Lina es ansprach fehlte es mir auch ein bisschen. „Wir können ja nächstes Wochenende zusammen feiern und tanzen gehen. Ich habe Samstag sowieso frei.", bot ich versöhnlich an. „Das ist es Romy, du bist ein Genie." „Ähm danke. Erklärst du mir warum?" „Du kommst einfach mit." „Was? Wohin?" „Na nach Bali, wenn ich dich dabeihabe, muss ich mich auch um dich kümmern und kann nicht permanent das machen, was Emilia verlangt." „Ich weiß nicht Lina. Ich habe gar nicht genug Geld für so einen Urlaub." „Brauchst du ja auch nicht. Wir haben im Haus ein Gästezimmer für Unterkunft und Verpflegung ist also gesorgt, das einzige was du brauchst ist ein bisschen Taschengeld. Du hast zwei Wochenenden gearbeitet und Trinkgeld bekommen, das reicht sicher." Ich stöhnte. Ich hatte 250 Euro in meiner Spardose und hätte das gerne für einen Urlaub mit Lina ausgegeben, aber auf Kosten von anderen leben und Emilia den ganzen Urlaub ertragen, war nicht geplant. Außerdem war auch Elias dabei und auch wenn wir Freunde waren, war es manchmal noch komisch zwischen uns und auf Bali würden wir uns jeden Tag, fast 24 Stunden sehen. Das war zwar hier auch so, aber es war nicht so privat wie ein Urlaub. Jetzt war ich von meinen eigenen Gedanken verwirrt? „Romy, komm schon. Denk nicht so viel darüber nach. Das wird super." Da war ich mir nicht so sicher. „Na gut, aber nur wenn deine Eltern wirklich Safe damit sind. Ich will mich nicht aufdrängen.", gab ich mich dann doch geschlagen, schließlich war Bali als Reiseziel nicht zu verachten und alleine hätte ich da nie hingekonnt. Lina jubelte und erdrückte mich fast: „Danke Romy wirklich. Ich kläre alles ab und schreibe dir spätestens morgen, wenn alles geklärt ist. Ich denke wir sehen uns nachher nicht mehr, also viel Spaß zu Hause. Bis Sonntag." 

Von einfach war nie die Rede...Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt