Kapitel 9

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...ich tue nichts was du nicht willst, du musst nur sagen, dass ich aufhören soll." Ich schaue, ohne etwas zu sagen in seine wunderschönen dunkelgrünen Augen. "Also? Soll ich aufhören?", fragt er nachdem ich eineWeile nichts gesagt hatte. „Nein.", hauche ich, als mich das schrille klingeln von meinem Wecker aus dem Traum reißt.

Nicht dein Ernst Romy, war der erste Gedanke, den ich mir an den Kopf warf, als ich die Augen öffnete. Ich hatte den Traum erneut geträumt und das innerhalb von drei Nächten, Elias hatte es, in dieser kurzen Zeit, geschafft sich in meine Träume zu schleichen. Innerhalb von drei Nächten, hatte ich meine Würde an mich selbst verloren. Und das allerschlimmste, ich hatte „Nein" gesagt. Ich hatte es zugelassen, dass alles Weitere, was passiert wäre, meiner Zustimmung unterlegen hätte. Gott, wie konnte ich auch nur daran denken, dass so etwas passieren könnte. „Morgen Romy, alles gut? Du siehst aus, als wäre dir der Teufel begegnet.", gähnte Lina und schaute mich neugierig an. „So in der Art. Hab schlecht geträumt.", gab ich zurück und schwang meine Beine aus dem Bett, um aufzustehen. Lina schaute mich mitleidig an und schwang dann ebenfalls ihre Beine aus dem Bett. Während sie Richtung Badezimmer lief, ging ich an meinen Kleiderschrank, um mich umzuziehen. Ich zog eine dunkelgraue Jeans und ein weißes T-Shirt an und band meine Haare nach oben. Als Lina, dem Anschein nach, wenigstens etwas wacher aus dem Bad torkelte, schlüpfte ich an ihr vorbei, um meine Zähne zu putzen und mich zu schminken. Zurück im Zimmer stand Lina nicht wie erwartet an ihrem Schreibtisch, um ihre Sachen für den heutigen Schultag zu packen, sondern lag in Jeans und Top wieder in ihrem Bett. Na immerhin, hatte sie es geschafft sich anzuziehen. „Jetzt komm schon, wir müssen zum Frühstück. Da gibt es auch Kaffee.", sagte ich und schupste sie sanft am Arm. Bei Kaffee hatte ich sie. Wir stopften noch unsere Sachen in unsere Schultaschen und machten uns dann auf den Weg in die Cafeteria. 

Dort angekommen winkte uns Jonas von einem Tisch aus, an dem, wer hätte es gedacht, auch ein mürrisch dreinblickender Elias saß. Lina winkte zurück und zog mich dann zur Ausgabe. Wir holten uns beide einen großen Kaffee und während Lina sich ein Müsli und ein Croissant auf ihr Tablett lud, schnappte ich mir Rührei, eine Scheibe Brot und einen O-Saft. Natürlich steuerten wir auf den Tisch der Jungs zu und mit einem kurzen „Morgen", lies ich mich auf den Platz zwischen Lina und Elias fallen. Was anderes blieb mir nicht übrig, da Lina sich bereits neben Jonas gesetzt hatte und es komisch wäre, wenn ich mich jetzt zwischen die beiden gesetzt hätte. Jonas grinste mich erwidernd an, während Elias mich weder eines Wortes noch eines Blickes würdigte. Na das, konnte ja was werden, heute war Montag, was bedeutet, dass Er und ich den ganzen Tag zusammen Unterricht hatten und praktischerweise saßen wir auch immer im Klassenzimmer nebeneinander und nur in einem Fach war Lina, als meine moralische Unterstützung dabei, auch wenn sie nicht wusste, dass ich sie dazu brauchte. „Alles okay?", fragte Lina nun ihren Bruder. „Klar, alles Bestens, was soll schon sein?", antwortete er gespielt gut gelaunt, „ich glaube mir ist nur der Appetit vergangen". Mit diesem Satz stand er auf, schnappte sein Tablett und lief Richtung Ausgang. „Okay...weißt du was mit ihm los ist, Jonas?" „Ich habe echt keine Ahnung, er ist schon seit gestern nach dem Frühstück so und immer, wenn ich ihn gefragt hab, was los sei, antwortete er mir ähnlich dämlich, wie dir gerade eben." „Oh, ich glaub ich habe mein Hausaufgabenbuch oben vergessen. Ich bin sowieso fertig. Ich hol es schnell und geh dann schon mal zu Mathe. Bis nachher in Englisch, Lina. Bis nachher zum Mittagessen, Jonas.", ratterte ich meine, in meinem Kopf vorbereitete Ansage runter und bevor einer der beiden etwas erwidern konnte, war ich auch schon davon aufgestanden und weggelaufen. 

Natürlich hatte ich nichts vergessen, aber irgendwie musste ich ja aus der Situation fliehen. Weil ich noch ungefähr 15 Minuten Zeit hatte, entschied ich mich im Café bei meinem Chef vorbeizuschauen, um mir einen zweiten Kaffee zu besorgen, da die Müdigkeit einfach nicht verschwinden wollte. Vielleicht liegt es daran, dass du nachts nicht schläfst, sondern dämliche Fast-Sex-Träume hast, warf ich mir mal wieder selbst vor, was idiotisch war, denn genau genommen hatte ich ja geschlafen. Da ich mich nach dem Bestellen noch kurz mit Herr Lorsch unterhalten hatte, war ich nun doch spät dran. Ich wünschte ihm noch schöne Ferien und rannte dann los, um noch pünktlich zu Mathe, zu kommen. Frau Klein mochte es nicht, wenn wir zu spät kamen. Gerade noch rechtzeitig, schlüpfte ich in die Klasse, bevor Frau Klein die Tür schließen wollte. „Na ich hoffe doch, dass du nicht wegen dem Kaffee in deiner Hand fast zu spät gekommen wärst, falls doch denk bitte wenigstens beim nächsten Mal daran, mir auch einen mitzubringen." Ich mochte diese Lehrerin echt gerne und das war das erste Mal, dass ich das von einer Mathelehrkraft behaupten konnte. „Und jetzt los auf deinen Platz." Ich nickte und setzte mich auf meinen Platz, auch wenn ich mich sichtlich unwohl fühlte, neben Elias, hatte ich keine andere Wahl, da wir den Klassensaal umgestellt hatten, so dass die Plätzeanzahl genau auf die Schüleranzahl angepasst war. Ich schaute immer wieder heimlich zu Elias, der die komplette Doppelstunde kein Wort mit mir redete. Am Ende der Stunden standen wir beide auf und packten unsere Sachen und ich schaute ihn wieder nur kurz an, aber er schien es zu bemerken: „Willst du vielleicht ein Foto machen, dann kannst du mich weiter anstarren, ohne mir dabei auf die Nerven zu gehen." Autsch, das war ein Schlag ins Gesicht. Er grinste mich arrogant an, bevor er sich umdrehte und den Saal verlies. So ein Arsch. Ja ich weiß, ich war auch nicht gerade ein Engel gewesen, aber ich hatten ihn nicht beleidigt. Was war denn bitte jetzt sein Problem.? Er führte sich ganz schön komisch auf, obwohl wir erst seit wenigen Wochen befreundet (oder so was Ähnliches) waren. Ich verließ ebenfalls den Saal, da in unserem Saal jetzt der Englisch E-Kurs stattfinden würde und unsere Klasse, deshalb ausnahmsweise in den Saal von Linas Klasse musste. 

Von einfach war nie die Rede...Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt