Von einfach war nie die Rede...

Kapitel 30

„Ladies first.", sagte Hannes und hielt mir die Flasche hin. Ich füllte unsere Gläser und überlegte fieberhaft, welche Vermutung ich aufstellen sollte. Ich entschied mich für die naheliegendste: „Du hast schon mit mehr als sieben Frauen geschlafen." Ich hielt vor Anspannung die Luft an. „Nein, es waren vier Frauen und ein Kerl. Somit ist deine Aussage doppelt falsch. Die Anzahl und das Geschlecht stimmen nicht." „Ein Kerl?", fragte ich perplex und die anderen grinsten breit, sogar Elias rang sich ein kleines Grinsen ab. „Jap, ich hatte vor einem Jahr mal eine „Ausprobier-Phase" und sie war wirklich nett. Doppelt falsch, heißt eigentlich zwei Shots, aber ich will mal nicht so sein, bevor ich dich gleich ins Bett tragen muss." Ich brauchte einen Moment, um zu registrieren, dass Hannes etwas mit einem anderen Jungen gehabt hatte und es offensichtlich erneut tun würde, konnte meine Verwunderung aber gut verstecken und antwortete: „Nein, Regeln sind Regeln." Ich nahm die beiden Gläser, trank sie und unterdrückte es, mich wegen des Geschmack zu schütteln. 

„Du gefällst mir immer besser.", schmunzelte er und füllte die Gläser erneut auf. Elias stand auf. „Wo willst du hin?", fragte Luna. „Rauchen.", gab Lias zurück. „Vergiss es, keiner geht bevor das Spiel zu Ende ist. Rauch hier drinnen, machen wir doch eh schon die ganze Zeit.", kommandierte Gina und schob ihn zurück zu seinem Platz. Er ließ sich wiederwillig fallen und zündete seine Zigarette an. „Okay Romy, du hast noch nie vor mir spontan einen Jungen geküsst, den du eigentlich kaum kennst." Direkt schoss mir Lias und unser erster Kuss in den Kopf. „Sorry, trink." Er grinste, als hätte er mit dieser Antwort gerechnet und trank seinen Shot. Ich füllte sein Glas.

 „Du machst mehr als viermal die Woche Sport.", sagte ich dann. „Richtig.", grinste er und trank seinen Shot. So spielten wir weiter und die Fragen wurden etwas harmloser. Nach der vorletzten Runde hatte Hannes sechs Shots und ich sieben, da er einmal und ich zweimal hatte doppelt trinken müssen. Langsam spürte ich den Alkohol, schließlich hatte ich vor dem Spiel schon den Piccolo und zwei Gin Tonic getrunken. „Du bist dran Süße, letzte Runde, such dir eine gute Frage aus." Die anderen, um uns herum, waren schon seit einigen Runden still und verfolgten gespannt unser Spiel. „Du traust dich nicht mich nochmal so zu küssen, wie eben.", stellte ich meine Vermutung auf, ohne groß darüber nachzudenken. Hannes grinste und küsste mich nochmal. Wieder versank ich kurz in dem Kuss und löste mich dann von dem attraktiven Kerl, um meinen Shot zu trinken. 

Ich spürte Elias Blick auf mir, ignorierte ihn aber. Hannes füllte mein Glas. „Du würdest die Party gerne abbrechen und mit mir das Zimmer verlassen." Ich kicherte: „Trink." „Schade man kann es ja mal versuchen. Trink mit mir, dein Glas muss schließlich auch leer werden." Ich nickte und wir kippten den Inhalt der Gläser hinunter. „Tja Romy, das war ein Fehler.", schloss Lina und lachte. „Was wieso?", fragte ich verwirrt. „Hättest du Hannes alleine trinken lassen, hättest du gewonnen, so steht es unentschieden.", erklärte meine Freundin. „Was hätte ich bekommen, wenn ich gewonnen hätte?" „Nichts.", antwortete jetzt Charlie und lachte. Man merkte ihm an, dass er mittlerweile auch einiges getrunken hatte und offener wurde. „Dann hab ich ja nichts verloren und mit unentschieden kann ich leben." 

„Jetzt lasst uns noch schnell ein paar Runden Flaschen drehen spielen, bevor Rafa den Unterhalter spielen muss, wenn die anderen kommen.", bestimmte Luna und Hannes räumte die Gläser beiseite und setzte sich wieder neben mich. Ich schnappte mir die Flasche und sie stoppte, wie sollte es anders sein bei Lias. „Pflicht.", kam es wie aus der Pistole geschossen. „Klar, dass du nicht Wahrheit nimmst, ehrlich sein ist ja nicht so deine Stärke.", zischte ich. Einige in der Runde sogen die Luft ein, während Elias mir nur sein Badboy-Grinsen zuwarf. Auf Grund des Alkohol schoss direkt die Hitze durch meinen Körper und die Erinnerung an seinen Körper, ganz nah an meinem Körper schoss in meinen Kopf. „Küss mich.", kam es aus meinem Mund, obwohl ich das eigentlich nicht hatte laut aussprechen wollen. Doch bevor ich meine Aussage revidieren konnte, lehnte sich Lias zu mir herüber und küsste mich. Diesmal übernahm ich die Offensive, nicht wie vorhin bei Hannes und band ihn in einen Zungenkuss. Die Tatsache, dass ich an einem Abend mit zwei Kerlen knutschte, ließ mein angetrunkener Kopf, scheinbar außer Acht.