Um zehn vor zehn machten wir uns auf den Weg und kamen zum Glück am Internatstor an, ohne einem Lehrer oder den Frahnsteins über den Weg zu laufen. „Ich weiß nicht, was schlimmer gewesen wäre. Emilia oder meine Eltern.", kicherte Lina, als wir das Schulgelände verlassen hatten. „Definitiv Emilia. Was seid ihr nur so kindisch, benehmt euch mal eurem Alter entsprechend.", imitierte ich ihre Stiefschwester und wir prusteten gleichzeitig los. An der Disco angekommen, wurden wir freudig von dem Türsteher begrüßt: „Hallo Lina, endlich kommst du mal wieder her. Ich dachte schon du wärst vernünftig geworden.", sagte er und umarmte Lina kurz. „Niemals", lachte Lina, „das ist Romy meine Freundin und Zimmergenossin, Romy, das ist John." Ich streckte John die Hand entgegen. Er nahm sie und grinste. Er sah gut aus. Groß, kurze braune Haare, blaue Augen und ein freches grinsen. Er musste aber sicher schon drei bis vier Jahre älter sein als wir. Was aber nichts daran änderte, dass er mir gefiel. „Schön dich kennenzulernen.", antwortete er an mich gewandt und nahm meine Hand, „vielleicht sehen wir uns nachher noch um Mitternacht ist Schichtwechsel." „Ich würde mich freuen.", antwortete ich und setzte ein hoffentlich charmantes Lächeln auf. „Habt ihr etwa gerade geflirtet?", fragte Lina, nachdem wir uns einen Platz an der Bar gesucht hatten. Der Club war schon gut besucht und wir hatten Glück zwei Hocker gefunden zu haben. „Ein bisschen vielleicht." „So kenne ich dich ja gar nicht, Romina." „Wärst du jetzt ein Kerl, würde ich sagen, du kennst so einige Seiten an mir nicht, aber das sollte ich vielleicht lieber nachher zu deinem heißen Türsteher-Freund sagen." Erneut lachten wir beide los.
„Na lass das mal nicht meinen Bruder erfahren." Normal hätte ich jetzt gegen die Aussage gewettert, aber da der Alkohol sich mehr und mehr in meinem Körper ausbreitete und so ein warmes Gefühl mitbrachte, grinste ich Lina nur schief an und bestellte uns zwei Gin Tonic. Lina war schneller und zahlte. „Danke.", schrie ich gegen die Musik an. Sie nickte, winkte ab und fragte: „Wen würdest du wählen?" „Was?", fragte ich, weil ich nur Bahnhof verstand. „Elias oder John." „Lina, entspann dich mal, ich bin ja nicht verliebt oder so." „Darum ging es mir auch gerade wirklich nicht." Ich sog gespielt geschockt die Luft ein: „Das beantworte ich nur, wenn du dich auch zwischen John und Jonas entscheidest." „Das ist nicht schwer...Jonas natürlich." „Hätte ich mir denken können." „Hättest du. Also?" „John ist wenigstens kein Arsch..." „Aber?", fragte Lina und zog eine Augenbraue nach oben. „Aber dein Bruder ist wirklich ein wirklich heißer Arsch." Hatte ich das gerade ehrlich gesagt? „Naja, wenn du das sagst. Entscheide dich." „Rein äußerlich und darum geht es ja hier, vermutlich...Elias." „Was ist mit mir?", fragte eine raue Stimme hinter mir. Der hatte mir ja gerade noch gefehlt. „Deine Schwester hat mich gerade gefragt, wer der größte Arsch an unserer Schule ist und rate mal, was ich gesagt habe."
Mit diesen Worten leerte ich den Rest meines Longdrinks und zog Lina hinter mir her auf die Tanzfläche. Lina schüttelte nur grinsend den Kopf und ließ sich bereitwillig hinter mir herziehen. Während des Tanzen, spürte ich permanent seinen Blick auf mir. Mittlerweile, war auch Jonas angekommen und stand neben Elias, mit einem Bier in der Hand. Lina und ich ließen uns von den beiden nicht ablenken und tanzten und quatschten ausgelassen, bis wir irgendwann Durst bekamen. „Lass uns was trinken gehen.", brüllte ich meiner Freundin gegen die Musik entgegen. Sie nickte. „Hey Mädels.", begrüßte uns Jonas. Ich lächelte ihn nur kurz an, während Lina ihn direkt in ein Gespräch verwickelte. Ich bestellte zwei Shots und zwei Gin Tonic für Lina und mich. „Mach zwei Shots mehr und ein Bier dazu, Jan. Ich zahle.", meinte Elias neben mir, nachdem ich meine Bestellung aufgegeben hatte. Normal hätte ich mich gewehrt, aber heute Abend schien es mir egal zu sein. Sollte er doch zahlen, dann musste ich kein Geld ausgeben. „Wir wäre es mit einem, Danke?", hauchte er in mein Ohr. „Ich habe dich nicht darum gebeten und dieses Wort gehört doch sowieso nicht zu deinem Wortschatz." „Oh ist da jemand sauer, dass ich mich nicht für das gute Wort bei meiner Mutter bedankt habe." Er rückte noch näher an mich heran, so dass seine Brust meinen Arm berührte. Ich hatte das Gefühl mein Blut kochte, aber das lag sicher am Alkohol. Ich leerte ein Shotglas und wandte mich zu ihm, um etwas Abstand zwischen uns zu bringen. „Sauer? Das hättest du wohl gerne. Mir ist vollkommen egal, ob du dabei bist oder nicht. Ich bin einfach ein netter Mensch, was man von dir ja nicht gerade behaupten kann. „Ach wirklich, es ist dir egal?", flüsterte er, sodass ich es von seinen Lippen ablesen musste. „Und warum, passiert dann das." Er nahm seine Fingerspitzen und fuhr damit über meinen Arm, an der Stelle, an der er mich berührt hatte, entstand direkt eine leichte Gänsehaut. Zum Glück musste ich nicht antworten, da Lina und Jonas sich jetzt uns zu wandten. Ich blitzte ihn ein letztes Mal an, bevor ich Lina ihre Getränke in die Hand drückte.
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Von einfach war nie die Rede...
Teen FictionRomy ist 17 und wohnt mit ihrem großen Bruder und ihrem Vater zusammen, bis ihr Vater eine Entscheidung trifft, die den weiteren Verlauf ihres alltäglichen Lebens verändert... Sie findet neue Freunde... Stellt sich neuen Herausforderungen... Und ler...