Kapitel 12

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„Hast du Lust noch mit in den Aufenthaltsraum zu kommen?", fragte Jonas, nachdem wir unsere Tabletts abgeräumt hatten. „Klar, warum nicht?", antwortete ich. Schließlich war erst in zwei Stunden Nachtruhe und Lina und Elias würden vermutlich sowieso erst kurz davor wiederauftauchen. Die Familienessen der Frahnsteins dauerten meist mehrere Stunden, was vor allem auch an Emilia lag. Wir holten uns noch beide eine Cola an der Ausgabe und machten uns dann auf den Weg in den Aufenthaltsraum, der wie zu erwarten, noch gut von anderen Schülern besucht war. Wir fanden einen Platz auf zwei Sitzsäcken am Fenster und ließen uns hineinfallen. Ich zog meine Beine heran und setzte mich in den Schneidersitz, während Jonas seine Beine ausstreckte und sie auf die Heizung legte. „Warum warst du eigentlich bei Anita?", fragte Jonas, in die kurz entstandene Stille. „Wer ist Anita?" „Achso sorry, ich meine Frau Frahn. Ich kenne Elias Familie schon so lange, dass ich manchmal nicht daran denke sie beim Nachnamen zu benennen." Anita Frahn, ein schöner Name. Auf jeden Fall ein sehr jung klingender Name, der zu Frau Frahn passte. Sie musste ja mindestens schon Ende 30, Anfang 40 sein und so sah sie definitiv nicht aus. „Romy, du musst es mir nicht erzählen. Nur wenn du möchtest." „Ich vermute mal, dass du dir den Grund schon fast denken kannst." „Ist der Grund ca. 1.85 cm groß, hat schwarze Haare und verhält sich gelegentlich, wie ein Idiot." „Gelegentlich würde ich streichen, aber ja." Jonas grinste: „Er ist eigentlich ein echt netter Kerl, auch wenn er das gerade irgendwie nicht so draufhat." „Das weiß ich ja, anders habe ich ihn ja nicht kennengelernt, aber gerade geht er mir gehörig auf die Nerven." „Das glaub ich dir gern." „Hat er dir gesagt, was los ist?" „Nein, diesmal tatsächlich nicht, was genau betrachtet echt komisch ist. Es gibt eigentlich nichts, was wir nicht voneinander wissen. Oh man, wie sich das anhört, aber du verstehst bestimmt was ich meine." „Ja, verstehe ich.", antwortete ich und lächelte Jonas an. „Ich denke das pendelt sich wieder ein, lass ihn sich ein bisschen die Hörner abstoßen und dann wird er schon wieder der Alte." „Wenn du das sagst, glaub ich dir mal, du kennst ihn schließlich besser, als ich." 

„Romy, darf ich dich noch was fragen?" „Klar, wenn es nichts mit den Frahnsteins zu tun hat." „Gewissermaßen schon, aber mit Lina, falls es das besser macht." „Oh ja, glaub mir, das macht es um Längen besser. Was gibt es?" „Hat sie mich mal erwähnt?" „Inwiefern Jonas? Ihr seid Freunde, seit Kindertagen. Sie erwähnt dich häufiger." „Ich meine...hat sie mich mal in einem nicht freundschaftlichen Kontext erwähnt." „Jetzt weiß ich wohin das Gespräch gehen soll. Ich kann dazu nur so viel sagen, dass du sie vielleicht einfach mal selbst darauf ansprechen solltest." „Ja klar, aber es würde mir leichter fallen, wenn ich wüsste, wie sie darüber denkt." „Das kannst du leider nur herausfinden, indem du sie fragst. Wir haben noch nicht wirklich über aktuelle Kerle gesprochen, aber ich denke du solltest es wenigstens versuchen." Er nickte. „Ihr habt nicht über aktuelle Kerle gesprochen? Was soll das denn heißen?" „Jonas, das geht dich nun wirklich nichts an." Ich lachte und warf ihn mit einem Kissen ab. Er fing es gekonnt auf und stimmte in mein Lachen ein. Als ich aufsah, bemerkte ich, dass der Raum sich, bis auf uns komplett gelehrt hatte. „Ist es schon so spät?", fragte ich Jonas, der das Kissen unter seinen Kopf geschoben hatte. „Nein das nicht, aber einige sind Streber und setzen sich jetzt noch für eine Stunde an den Schreibtisch, andere waren Pärchen, ich muss sicher nicht ausweiten was die tun und wieder andere waren wahrscheinlich einfach fertig und sind pennen gegangen." 

„Und was sind wir?" „Zwei Freunde, die auf zwei andere Freunde warten und jetzt dringend eine rauchen wollen." Er zog ein Päckchen aus seiner Hosentasche. „Lina mag nicht, wenn du rauchst." „Ich weiß, aber ich habe da im Moment so einen negativen Einfluss an der Backe." „Ich weiß wovon du redest.", antwortet ich und nahm die Zigarette, die er mir entgegenhielt. „Du weißt also, wovon ich rede." „Komm schon Jonas, lass den Quatsch und gib mir ein Feuer." Er zog die Augenbrauen nach oben, sagte aber nichts mehr und gab mir sein Feuerzeug. „Woher weißt du eigentlich, dass ich eigentlich nicht rauche?" „Die Frage macht ja Sinn. Lina hat es mir mehr oder weniger erzählt. Also eigentlich hat sie sich, darüber aufgeregt, dass plötzlich alle in ihre Freundeskreis rauchten." „Das kann ich verstehen. Raucher sind widerlich." Wir lachten und zogen beide an unserer Zigarette und hingen dabei einige Minuten unseren eigenen Gedanken hinterher. Lina hatte recht. Rauchen war wirklich unnötig und genau genommen ziemlich eklig. Ich würde es nach dieser Zigarette wieder sein lassen. Schließlich brauchte ich es ja nicht mal. Außerdem war Elias es nicht wert, mich provozieren zu lassen und Lina war es definitiv wert, es sein zu lassen. Nachdem wir fertig waren, setzten wir uns wieder hin und ließen das Fenster offen, damit der Geruch noch etwas abziehen konnte. Schlimm genug, dass wir im Schulgebäude geraucht hatten. Ich will gar nicht wissen, was passiert wäre, wenn wir erwischt worden wären. 

Von einfach war nie die Rede...Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt