Arabia:
Stillschweigend hatte sich meine Freundin neben mich gesetzt, gelächelt und meine Hand unauffällig genommen und der vorbeiziehenden Landschaft zugesehen. Eine weile beobachtete ich sie dabei und ertappte mich immer wieder selber, wie ich mir auf die Lippen biss oder genussvoll die Augen schloss. Diese junge Frau hatte etwas ansich, was ich nicht genauer in Worte fassen konnte. Doch sie faszinierte ich voll und ganz mit ihrer so vielseitigen und aufgeweckten Art. Man musste nur hinter die Fassade gucken. Viele hatten mir erzählt, als ich meinen Job in dieser Klasse begann, das sie eine der schlimmsten wäre. Grob, kalt, schroff und beleidigend. Doch das war alles eine Schale. Als wir uns das allererste mal trafen passierte irgendetwas zwischen uns beiden und machte uns unsere Verbundenheit schmerzlich bewusst, wie auch immer sie in dem Moment entstanden ist. Lächelnd seufzte ich und lehnte mich zurück. Silver tat es mir gleich, sah mir in die Augen und betrachtete nun auch mich eine Weile. Gott... diese Frau konnte einen Wahnsinnig machen, mit ihren rabenschwarzen Haaren, ihren Himmelblauen Augen und ihrer so unfassbar einzigartigen und berührenden Art. Ja, das war es... Auch meine Freundin lächelte.
Silver:
Bei Gelegenheit musste ich unbedingt mal mit ihr über dieses Thema reden, doch war weder jetzt der Zeitpunkt passend, noch das Gefühl das sich um uns herum auszubreiten schien. Wir genossen einfach die Zweisamkeit, redeten über das ein oder andere Erlebnis das wir zusammen verbracht hatten und betrachteten die Wolken am Himmel die von Stunde zu Stunde dunkler wurden, und sich schließlich in Nacht verwandelten. Den Busfahrer hatten wir bereits gewechselt und so fuhren wir die Nacht durch. Laut Arabia müssten wir heute Abend gegen 23 Uhr ankommen. Dann wäre erstmal die Aufteilung in die Zimmer und das besprechen für das Frühstück morgen früh. Ich lächelte bei dem Gedanken daran endlich aus diesem Bus aussteigen zu können, an die frische Luft und beim Anblick des nächtlichen Sternenhimmels eine Zigarette zu rauchen und Musik zu hören. Endlich wieder Zeit für mich. Arabia schien es nicht anders zu gehen, denn auch sie dachte an etwas, schien in Gedanken weit weg zu sein und strahlte förmlich über das ganze Gesicht. Wie schön das war.
Ich muss wohl eingeschlafen sein, denn irgendwann wurde ich sanft von einem leichten streichen über meine Wange geweckt, und kurz danach brüllte jemand durch den ganzen Bus wir sollten aussteigen. Also... angekommen! Endlich!!! Ich hatte Arabias Hand immer noch in meiner. Ich lächelte und stieg aus dem Bus. Dicht hinter mir gefolgt kamen Bea, Tamo, Arabia und leider Gottes auch Herr Holbertsen, der wie eine läufige Hündin hinter meiner Freundin her rannte und sich kaum noch einfing vor lauter sabbern. Die anderen Schüler tuschelten schon über die beiden und das versetzte mir jedes mal einen tiefen Stich in die Magengegend wenn mich jemand zu meiner Meinung bezüglich der beiden fragte. Sie schlossen wetten ab wer wen zuerst küssen würde, wann sie es bekannt geben würden und wann ihre Hochzeit wäre. Mir war übel. Nein, eine absolute Untertreibung. Mir war zum kotzen schlecht und im Moment wünschte ich mir zwei Dinge. Einen Baseball-Schläger mit dem ich Herrn Holbertsen verprügeln konnte und einen Eimer in den ich hineinreiern konnte. Leider stand mir beides nicht zur verfügung, also sah ich mir das ganze weiter an. "Irgendwann... irgendwann... verlass dich drauf!!!" murmelte ich leise vor mich hin. Als wir in der Pension angekommen waren und drinnen in einer Art riesieger Vorraum standen erklärten uns Herr Holbertsen und meine Freundin die Regeln. Ich stand gelangweilt abseits und spielte bereits mit einer Zigarette zwischen meinen Fingern. Wir gingen eine Treppe hoch zu den ersten Zimmern und dann noch eine zweite. Oben angekommen sagten die beiden nocheinmal etwas zu den Zimmern und deren Aufteilung. Da es bei den Jungs und bei den Mädchen ein Zimmer Zuwenig gab mussten sich wohl ein Junge und ein Mädchen anderweitig verteilen.
Arabia:
"So ihr lieben, hört mal. Da es für die Jungs und Mädchen hier leider jeweils ein Zimmer, beziehungsweise ein Bett jeweils zu wenig gibt, müssen wir die Aufteilung ändern. Es müsste ein Junge bei Herrn Holbertsen im Zimmer und eines der Mädchen bei mir schlafen. Ist das für jemanden von euch ein Problem?" liebevoll lächelte ich in die Runde. Maik neben mir begann auf einmal schief und blöde zu grinsen und zwinkerte den Schülern zu als er sagte:" Oooooder, wir machen eine Ausnahme und lassen einmal ein Mädchen und einen Jungen zusammen in einem Zimmer schlafen und wir beide teilen uns ein Zimmer!" beim letzten Teil seines Satzes schleckte er in meine Richtung. Alles in mir stellte sich auf und auf meinem ganzen Körper bildete sich eine Gänsehaut. Geschockt starrte ich ihn an. Als er näherkommen und mir einen Arm umlegen wollte tat ich entschieden einen Schritt von ihm weg und auf die Klasse zu. Fast schon verzweifelt rief ich:" So leid es mir tut, aber das war natürlich nur ein Witz. Hat jemand von euch keinen Partner mit dem er sich das Zimmer teilen kann?" Natürlich völlig unabsichtlich blickte ich einen Moment hoffnungsvoll zu Silver hinüber die Bea fragend ansah, dann auf ihr Handy starrte und zu grinsen begann. Ich lächelte erneut. Einer der Jungen meldete sich widerwillig. Tamo. Er blickte etwas gefühlslos zu Herrn Holbertsen und sah dann mich an. "Ist es Vorschrift das ein Junge bei einem Lehrer schlafen muss und nicht bei einer Lehrerin?" Silvers Kopf schnellte in die Höhe. Sie starrte zuerst mich an und bedachte dann Tamo mit einem Blick der jeden umbringen könnte, hätte ihr jemand in dem Moment in die Augen gesehen. Das klang weniger nach einer Frage als eher nach einem stillen Wunsch. "Nein, das tut mir leid. Schülerin zu Lehrerin und Schüler zu Lehrer, das ist nuneinmal so." Einen Moment wartete ich ab. "Hast du denn keinen Partner für ein Zimmer?" Tamo schüttelte fast schon traurig den Kopf.
"Okay Tamo, dann schläfst du bei mir im Zimmer. Meines ist ein Stockwerk weiter unten." Auch er schien wenig ermüst von dem ganzen zu sein. Tja, sein Pech. "Und wie sieht es bei den Mädchen aus? Jetzt geht bitte jeder in euer bereits mit eurer Partnerin ausgesuchtem Zimmer hinein. Wer bleibt übrig?" Als tatsächlich nur noch Silver alleine auf dem Flur stand hatte ich das Gefühl man könnte mein Herz bis in den Keller schlagen hören. "Gut... dann..." ich begann tatsächlich das stottern. Oh Gott!! "Gut, dann schläfst du bei mir im Zimmer!" Im Hintergrund ertönten wieder dämliche Pfiffe und einige unerkennbare Geräusche die einige Schüler machten und lustig wirken wollten. Bevor ich rot wurde erhob ich meine Stimme und rief:" Das sind alles Unterstellungen die ich so nicht dulde! Wer nicht sofort wieder nach hause geschickt werden möchte ist jetzt besser still! Beziehungen zwischen Schülern und Lehrern ist ein Vergehen! Das wisst ihr ja hoffentlich alle!" Damit drehte auch ich mich um und hörte nur noch wie Maik im Hintergrund rief:" Jetzt könnt ihr euch erstmal einrichten. Treffen ist in einer Stunde wieder unten im Empfangsbereich zum Abendessen, alles klar??" Ein raunen und murmeln ging durch die Menge und dann waren auch alle verschwunden und es wurde wieder leise auf dem Gang, bis auf Maik, der vor sich hin fluchte.
Im Zimmer angekommen setzte ich mich auf das Bett und wartete bis Silver ins Zimmer kam, die keine Minute später langsam die Tür öffnete, ihren Koffer neben meinen stellte und ich ansah.
DU LIEST GERADE
You next to me
RomanceSilver Crowds war bis jetzt, wo sie in der Abschlussklasse ist immer die eher laute, die sich nicht um die Gefühle anderer scherte, außer der ihrer besten Freundin Bea, die der die Schule egal war und sich nur auf positive Weise äußerte, wenn Sie me...