Sprachlos. Genau das war ich. „… du… das… es war… alles richtig…“ Das war alles, was ich herausbekam. Meine Mutter schien wieder zu sich zu kommen und lächelte ihn nett, aber mit ihrem ‚Das-ist-mir-jetzt-unangenehm-Lächeln‘, an. „Möchtest du vielleicht rein kommen? Tasse Kaffee?“ Sie versuchte mal wieder freundlich zu sein, aber ich konnte spüren, wie unangenehm es tatsächlich für sie war. Natürlich trug sie den Ring nicht mehr. Das weckte alles Erinnerungen. „Ich bevorzuge Tee, danke.“ Mit diesen Worten trat er über die Türschwelle.
Jetzt fiel es mir endlich wieder ein. Das war er heute Mittag! Er mussste nach drinnen geschleppt werden. Als er seinen Mantel auszog und an die, schon stehende Garderobe hing, beobachtete ich ihn nochmal genauer. Er sah nicht verkartert aus, auch Schrammen hatte er nicht… „Was willst du mich fragen?“ Er sah mir direkt ins Gesicht und riss mich aus meinen Gedanken. Seine Augen hatte eine merkwürdige Farbe, eine bei der man nicht wusste, was es jetzt genau war. Was wollte ich ihn fragen? „Ehm… warst du das heute Mittag? Ich hab dich gesehen, wie du ins Haus geschleppt wurdest.“ Als ich es ausgesprochen hatte, bereute ich es direkt wieder. Sein Blick wurde etwas finsterer. Durch seine markanten Wangenknochen kamen seine ganzen Gesichtszüge deutlich besser zur Geltung. „Kreislaufprobleme.“ Er antwortete ganz ruhig und lächelte mich an, bevor er meiner Mutter in die Küche folgte und sich an den runden Tisch setzte.
Eigentlich war dort für Harry, Mom und mich gedeckt, aber Harry hatte sich in ihrem Zimmer verschanzt. „Und… Ehm. Wie lange wohnt ihr schon hier… Sherlock?“ Sie stellte ihm den Tee hin und setzte sich, während ich noch an der Tür stand. Ich war misstrauisch. Natürlich war ich das. Kreislaufprobleme, wers glaubt. „5 Jahre diesen Sommer.“ Ich setzte mich mit an den Tisch und versuchte irgendetwie an dem Gespräch teil zu haben. „Ich wohne dort zusammen mit meinem älteren Bruder Mycroft und meinen Eltern. Und Rotbart unserem Hund.“ Smalltalk. Ich hasste Smalltalk. „John geht hier auf die Hudsonville higth in die 11. Klasse, vielleicht könnt ihr gemeinsam zur Schule laufen.“ Warum klang sie so begeistert? Sherlock, der seinen Tee allmählich ausgetrunken hatte nickte und stand auf. „Es war nett sich mit Ihnen zu unterhalten, vielleicht sehen wir uns morgen früh, oder John?“ Wie er mich ansah, so herausfordernd, aber gleichzeitig auch irgendwie süß. Süß. Ein sehr breit gefächertes Wort. „Klar, warum nicht. Mein Orientierungssinn ist sowieso nicht der Beste.“ Ich lächelte schief und begleitete ihn zur Tür.
Anhand der Tatsache, dass er fast einen Kopf größer war als ich, musste ich meinen Kopf ein Stück weit nach oben heben, um ihm in die Augen sehen zu können. Diese Farbe begeisterte mich. War es blau oder grau? Silber? Oder doch etwas grün? Er zog seinen Mantel an und ich öffnete ihm die Tür. „Ich bin hier kurz vor halb 8. Bis morgen.“ „Bis morgen.“ Ich versuchte so wenig Emotion wie möglich in dieses ‚bis morgen‘ zu stecken. Aber irgendwie hörte es sich wie eine Mischung aus Vorfreude, Neugier und Skepsis an, die ich zusammengewürfelt hatte…
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Addicted to love - a Teenlock story
FanfictionAls John, dessen Vater vor einem Monat im Afghanistan Krieg gefallen war, mit seiner Mutter und Schwester nach London direkt gegenüber der Holmes' einzieht, wird der Junkie und hochfunktionale Soziopath auf ihn aufmerksam...