"Wo ist sein Fahrrad?“ Mycroft sah mich verstört an. „Was hat das mit seinem Aufenthaltsort zu tun?“ „Hat er sein Fahrrad genommen, weiß ich wen ich fragen muss, um ihn zu finden.“ „Ja sein Fahrrad fehlt.“ Ich lächelte. Sherlock hatte einen entscheidenden Fehler gemacht. Er wollte nicht gefunden werden. Dann hätte er mir nicht sagen dürfen, dass er ein Obdachlosennetzwerk besaß.
„Willst du mitkommen, oder soll ich das allein machen?“ „Ich hab ein Auto, wir fahren.“ Er stand auf und holte die Autoschlüssel.
„Wohin?“ „In die Stadt, ich muss mit jemandem reden.“ Er fuhr los. Sobald wir an der ersten Ampelkreuzung standen erkannte ich jemanden, der unter einer Brücke saß und bettelte. „Lass mich hier raus und warte.“ Er stellte keine Fragen, das war gut. Ich sprang aus dem Wagen und rannte über die Straße zu dem Obdachlosen. „Hey!“ Es war eine Frau und sie schaute mich skeptisch an. „Hey?“ „Kennst du… Sherlock?“ Ich sah es in ihrem Blick, sie wusste genau, von wem ich sprach. „Nein tut mir leid, noch nie von ihm gehört.“ Ich hockte mich zu ihr nach unten und sah ihr genau in die Augen. „Er ist mein Freund und er ist in Gefahr.“ Sie schloss die Augen. „Ich kann dir nur sagen, wo du den findest, der es weiß… such am besten in der Bakerstreet… das alte Gebäude…sag dem, der dort auf Matte 3 liegt, du suchst Shezzar… “ Ich holte 5€ aus meiner Tasche und drückte sie ihr in die Hand. „Mehr habe ich nicht dabei. Ich danke dir.“ Mit einem Lächeln verabschiedete ich mich und stieg wieder in das Auto von Mycroft, der auf mich gewartet hatte. „Und?“ „Bakerstreet.“ Er runzelte die Stirn. „Aber da ist er nicht.“ „Da ist jemand, der vielleicht weiß, wo er ist.“ „Aber ich hab sie dort alle schon gefragt.“ „Nach wem hast du gefragt?“ Ich konnte förmlich hören, wie er seine Augen verdrehte. „Na nach Sherlock!“ Ich lachte. „Dieser Mistkerl hat einen Code Namen.“ „Wenn Sherlock Holmes nicht gefunden werden will, wird er nicht gefunden.“ Ich sah zu ihm rüber. „Es sei denn, man ist John Watson.“ Mycroft schmunzelte.
„Was läuft da eigentlich zwischen euch beiden?“ Ich wurde rot. „Wir sind zusammen… also das denke ich…“ Er jubelte triumphierend. „HA! GEWONNEN GREG!“ „Wer ist Greg?“ „Mein Verlobter.“ Ich lachte. „Was ist so lustig?“
Die Tatsache, dass man zwei Kinder auf die Welt brachte, die sich in das jeweilig gleiche Geschlecht verliebten war extrem gering. Und dann fiel mir meine Schwester ein. Wie blöd war ich eigentlich? „Ich habe mit ihm gewettet. Er sagte, ihr wärt nur Freunde und ich sagte ihr wärt mehr. Gewonnen.“Als wir an der Bakerstreet ankamen stieg ich wieder allein aus. Mycroft kannten die schon, ich war ein neues Gesicht.
Als ich zur Tür rein kam sah ich sie auf der Treppe sitzen. Ich lief an ihnen vorbei und suchte nach Matte 3. Tatsächlich waren sie beschriftet. Ein relativ kleiner Mann saß dort und setzte sich gerade den nächsten Schuss. „Hey. Weißt du wo ich Shezzar finde?“ Er sah zu mir hoch. „Warum willst du das wissen?“ Wenn ich jetzt zugab, dass ich sein Freund war, würde er mich sicher nicht sagen, wo er sich aufhielt. „Er schuldet mir einen Gefallen.“ „Aha. Du findest ihn am Hafen. Da ist eine Bar. Dort im Keller. Aber du weißt es nicht von mir.“ Dankend nickte ich ihm zu und ging wieder nach draußen.
Gott hatte es dort gestunken. Ich wollte gat nicht an die Matratzen denken, auf denen die liegen mussten.Zurück im Auto sah mich Mycroft gespannt an. „Fahr zum Hafen. Wir gehen an der Promenade entlang.“ Er startete den Motor und fuhr los. Ich malte mir inzwischen die schlimmsten Scenarien aus. Wie wir ihn auffinden würden. Positiv denken.
Er stellte sein Auto ab und gemeinsam gingen wir jede Bar ab. Plötzlich fiel mir auf, dass Mycroft einen Regenschirm dabei hatte. Es sah nicht ansatzweise nach Regen aus. „Man weiß ja nie.“ Er hatte meinen Blick anscheinend bemerkt und antwortete ohne, dass ich fragen musste.
In jeder Bar fragte ich nach, ob Shezzar da war. Ob sie Sherlock gesehen hätten. Doch niemand konnte uns helfen.
Sherlock war bekannt dafür Dinge zu sehen, die andere nicht sahen. Wir mussten auf Details achten. In den nächsten Bars achtete ich auf die kleinsten Dinge. Auf die Leute, die dort saßen, wie sie aussahen. Was sie anhatten. Aus welcher Berufsgruppe sie stammen konnten. Alles sah normal aus. Bis ich in eine andere Bar kam.
Ich sah dunkle Augenringe, einen Gürtel und die Hintertür zum Keller war verdeckt. Hier waren wir richtig. „Das ist sie Mycroft. Er sagte, er wäre im Keller.“ Ich trat vor ihn und ging zum Barkeeper. „Sherlock Holmes. Wo ist er.“ Ich sagte das ohne einen Ausdruck von Angst oder Sorge. Ich sagte es kalt und stumpf. „Verschwindet, ihr habt hier nichts zu suchen.“ Ich ging einen Schritt hinter den Tresen. „Tatsächlich haben wir hier etwas zu suchen, und das befindet sich hinter dieser Tür. Aufmachen. Sofort.“ Mein Geduldsfaden war am reißen. „Geht wieder.“ Er zog ein Messer, doch das schüchterte mich in keiner Weise ein. Es bestätigte mich nur, dass Sherlock hier war. „Mach diese Tür auf!“ Ich hebelte seinen Arm, schlug ihm das Messer aus der Hand und stellte ihn an die Wand, während ich nicht aufhörte seinen Arm zu hebeln. „Vergiss es!“ Da kam Mycroft und stellte sich an die Seite, in der sein Gesicht war. Aus seinem Schirm zog er plötzlich eine Art Schwert, was er ihm nun an den Hals hielt. „OK ok Ich sperre sie auf…“ Langsam ließ ich ihn los und er sperrte die Tür auf. Mycroft wollte schon vor mir hineinstürzen. Doch ich hielt ihn fest. „Lass mich das machen.“ Wieder Willen ließ er mich gehen.Die Treppe war aus Holz. Irgendwie vertraute ich den Balken nicht. Sie sahen so morsch aus. Als ich in den Raum kam sah ich überall Leute, die entweder schliefen oder ihren nächsten Schuss vorbereiten. Ich ging an jedem vorbei. Ganz hinten in der Ecke lag er. Sherlock. Ich sah mir seinen Unterarm an. Er sah schrecklich aus. Eine Träne rollte von meiner Wange. „Sherlock. Hey… Sherlock. Ich bin’s.“ Ich strich ihm durch die Haare, die ihm schweißnass am Kopf klebten. Es brach mir das Herz ihn so zu sehen. Ich kontrollierte seinen Puls, die Atmung. Alles war vorhanden, er war nur bewusstlos. Ich sprach ihn lauter an und zwickte ihn auf dem Handrücken. „Jo… John?“ Endlich, eine Reaktion. „Ja! Sherlock Ich bin hier! Ich bring dich nach Hause.“ Er öffnete die Augen und sah mir entgegen. Ganz wach war er noch nicht. Die tiefen dunklen Augenringe und seine rot unterlaufenen Augen schockierten mich. Er sah furchtbar aus. „Komm, ich helfe dir.“ Er atmete tief aus und biss die Zähne zusammen. „Was...wie hast du…“ „Obdachlosennetzwerk." Er schmunzelte. „Du Bastard hast dich einfach Shezzar genannt!“ Ich legte meinen Arm um ihn und zog ihn hoch. „Myc!“ Sherlock warf mir einen vorwurfsvollen Blick zu. „Du hast ihn mitgebracht?!“ „Natürlich hab ich das. Er hat ein Auto, das ging deutlich schneller.“ Ich bedeutete Mycroft die Klappe zu halten und seinem Bruder diesmal keine Vorwürfe zu machen, sondern nur dabei zu helfen ihn in sein Auto zu bekommen.
Es war gar nicht so leicht Sherlock zu stützen. Er kippte immer wieder zur Seite. Ohne Mycroft hätte ich es nicht geschafft.Endlich am Auto angekommen hieften wir ihn auf den Rücksitz. Er schnallte sich selbst an. Das war viel Wert. „John?“ Als ich einstieg griff er von hinten nach meiner Hand. Ich gab sie ihm nach hinten. „Es… tut mir leid.“ Ich ließ sie wieder los und er lehnte sich wieder an. „Mach dir am besten keine Sorgen John, er hat das schon oft durch. Wo ich einmal dabei bin. Sherlock? Sherlock. Hast du deine Liste?“ Was meinte er damit? Welche Liste? Sherlock kramte in seinem Mantel und zog ein Blatt Papier heraus, das er Mycroft in die Hand drückte bevor dieser losfuhr.
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Addicted to love - a Teenlock story
FanfictionAls John, dessen Vater vor einem Monat im Afghanistan Krieg gefallen war, mit seiner Mutter und Schwester nach London direkt gegenüber der Holmes' einzieht, wird der Junkie und hochfunktionale Soziopath auf ihn aufmerksam...