Kapitel 15 »« »« »«

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Als ich am nächsten Morgen aufwachte spürte ich zu aller erst die Schmerzen. Meine Schultasche lag noch immer so in der Ecke, wie ich sie gestern hingestellt hatte. John hatte mir die Salbe mitgegeben, also ging ich zu der Tasche, nahm die Salbe und meine Anziehsachen und verschwand ins Bad. Ich hatte das Gefühl, es sah schon besser aus, als gestern. Zumindest die Schürfwunden waren etwas abgeklungen. Auch die Einstiche auf meinem Unterarm sahen durch die Salbe meines Vaters besser aus. Ich trug sie großzügig auf alle wunden Stellen auf und zog anschließend heute wieder ein weißes Hemd darüber.

Mycroft hatte heute ein wichtiges Meeting. Aus seinem Job machte er manchmal ein riesiges Geheimnis. Wenn ich raten müsste, würde ich sagen, er arbeitet auf einen Posten beim Geheimdienst hin.

In der Küche stand mein Frühstück schon auf dem Tisch. Ein Zettel daneben.

Sherlock Liebling. Wir sind deine Eltern, bitte sprich mit uns, wenn dir was auf dem Herzen liegt. Wir machen uns Sorgen.
In Liebe Mama und Papa‘

Wann hatte ich sie zuletzt so genannt? Ich steckte den Zettel in meine Hosentasche. Damit beschäftige ich mich, wenn ich Zeit habe. Ich aß mein Frühstück und holte meinen Mantel und meine Tasche aus meinem Zimmer. Kurz dachte ich nach, ob es nicht vielleicht doch sinnvoll wäre eine Schmerztablette zu nehmen. Ich ging zu unserem Notfall Schrank, öffnete ihn und suchte nach Paracetamol. Als ich eine der kleinen Tabletten aus der Verpackung drückte stand plötzlich Mycroft hinter mir. Warum war er schon wach? „Schmerzen?“ Ich drehte mich um und sah in sein verschlafenes Gesicht. „Kümmer dich um deinen Scheiß.“ „Ich bin erleichtert, dass du nicht zur nächst besten Lösung in deinem Fall gegriffen hast Sherlock.“ Er klopfte mir auf meine Schulter, woraufhin ich wieder Luft durch meine Zähne einsog. „Oh… entschuldige.“ Selbst wenn er sich entschuldigte, klang es sarkastisch. „Lauft ihr heute wieder zusammen zur Schule?... Du und John?“ Wieder dieses Lächeln. „Ja, und ich verliere nur unnötig Zeit, wenn ich mit dir rede, jetzt geh irgendwo anders hin, aber nerv mich nicht.“ Und sowas am frühsten Morgen. Ich nahm mir ein Glas aus dem Schrank, füllte es mit Wasser auf und spühlte die Tablette runter.

John wartete bereits vor der Tür. „Hey, wie geht’s heute?“ Ich schloss die Tür. „Besser.“ Ich wollte nicht, dass er sich Sorgen um mich machte. In einer halben Stunde würde es mir ohnehin besser gehen. Trotzdem sah er mich ungläubig an. Vielleicht war ihm meine Antwort zu kurz. „Sherlock, wenn wir beste Freunde sein wollen, müssen wir einander die Wahrheit sagen.“ Er lief neben mir rückwärts her und lächelte ‚verschmitzt‘, so wie mein Bruder gestern. Dann ließ ich den Ausdruck den er verwendet hatte nochmal in meinem Kopf wiederholen ‚beste Freunde‘. Noch nie hatte ich einen Freund, geschweige denn einen besten. Ein Lächeln machte sich in meinem Gesicht breit. „Es geht mir gut John.“ Seinen Blick versuchte ich zu meiden. Ich befürchtete, er konnte sehen, wann ich ihn anlog.

An der Schule angekommen wurden wir von so ziemlich allen Schülern angestarrt. Es musste sich herumgesprochen haben. John und ich sahen uns an, ohne ein Wort zu sagen. Die Blicke der anderen schienen uns beide zu durchbohren. Selten hatte ich mich so beobachtet gefühlt. Allerdings spürte ich nun endlich die Wirkung der Schmerztablette.

Im Klassenzimmer war es nicht besser. Niemand traute sich an uns beide heran. Doch kurz stockte mir der Atem, als Anderson, Jim, Sebastian und Sally den Raum betraten. Ein Blick von John in deren Richtung reichte aus, das sie sich umdrehten und setzten. „Watson John bitte zum Direktor. Ich wiederhole. John Watson zum Direktor.“ Verdammt. Wieder trafen sich unsere Blicke. „Viel Glück?“ Ich klopfte ihm auf die Schulter. „Steh mir bei.“ Lächelnd aber irgendwie unsicher stand er auf und ging aus dem Klassenzimmer, während alle ihm hinterher sahen, auch ich. Denn ich wusste, was auf ihn zukam.

Addicted to love - a Teenlock story Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt