Irgendwie war ich enttäuscht, als er ging. Er gab mir so ein komisches Gefühl. Ein gutes.
Ich ging in die Küche und beschloss meine Mutter angemessen zu begrüßen. Als ich auf sie zukahm war sie erst irritiert, dann aber glücklich und nahm mich in den Arm. „Wie war der erste Tag?“ Ich wollte ihr eigentlich nicht erzählen, was heute vorgefallen war. „Es war in Ordnung…“ Sie machte das große Licht an und sah mir erschrocken ins Gesicht, dann auf die Handknöchel. Die hatte ich noch nicht gesäubert. Mist. „Hast du dich wieder geprügelt?“ Sie hörte sich an, als würde sie mir eine Predigt halten wollen.
Es war wahr. Ich hatte in meiner alten Schule öfter mal die eine oder andere Auseinandersetzung. Aber nur, weil ich mich oder jemand anderen verteidigen wollte. In der Grundschule wurde ich oft gehänselt. Meine Mutter schickte mich dann zum Selbstverteidigungskurs, wo ich lernte mich und andere zu beschützen. Von da an ließ ich mir nichts mehr gefallen.
„Er hat angefangen…“ Was für eine Entschuldigung. „Ich habe Sherlock und mich verteidigt, mehr nicht. Es ist alles in bester Ordnung.“ Schon besser. Ihr Blick wurde weicher und sie deutete nach oben. „Wasch dir das Blut von den Knöcheln und benutz die Salbe.“ Was ich Sherlock nicht erzählen konnte war, dass ich mich so gut auskannte, wie man eine Wunde reinigt, weil ich es oft genug an mir selbst machen musste.
Ich ging ins Bad und kümmerte mich um die wunden Stellen, als Harry unten zur Tür rein kam. Sie sprach von ‚Clara‘ und sie wären zusammen. So aufgewühlt und glücklich hatte ich sie selten erlebt. Meine Mutter reagierte gelassen auf die Tatsache, das ihre Tochter mit einem Mädchen zusammen war und ich hörte sie ihr unten gratulieren und sie wünschte ihr und Clara das Beste.
Ich ging aus dem Bad und Harry kam die Treppe hoch. Direkt fiel sie mir in den Arm und ich lächelte ihr zu. „Freu mich für dich“ war das einzige was ich heraus bekam. Ich war einfach verwirrt. Sie hatte nie von ihr gesprochen. Das könnte aber auch daran liegen, dass sie eher ein verschlossener Mensch war.
Dieser Abend war noch recht ruhig, ich erzählte von meinem Tag und ließ dabei den brutalen Teil aus, Harry erzählte von ihr und Clara und Mom von ihrem ersten Arbeitstag. Direkt vermisste ich Dad. Zum ersten Mal seit Monaten saßen wir alle zusammen und unterhielten uns. Ich hatte es vermisst, ohne das zu wissen.
Nach dem Essen ging ich in mein Zimmer und legte mich ins Bett. Bei den Holmes‘ brannte das Licht noch. Ich hatte meine Lampe bereits ausgeschalten und lag nun mit meinem Handy im Bett. Auf einmal poppte eine Nachricht auf. ‚Hey‘. Sie war von Sherlock. Ich lächelte in mich hinein. Als ich seinen Chat öffnete und eine Nachricht verfasste war dieses merkwürdige Gefühl wieder da.
‚Geht es dir besser?‘ - J
‚Ja, ist schon in Ordnung, wie geht’s den Knöcheln? ;)‘ - SH
Ich musste schmunzeln.
‚Blendend, hast du mal drüber nachgedacht, wie es den anderen wohl geht? XD‘ - J
‚Ach stimmt, womöglich kommen sie morgen nicht zur Schule, weil sie Angst vor dir bekommen haben XD‘ - SH
‚Kann ich mir gut vorstellen. Was haben deine Eltern gesagt? :/‘ - J
‚Das Übliche. Lass uns nicht drüber reden. Du hättest sehen müssen, wie sie mich angesehen haben.‘ - SH
Hätte ich das lieber nicht gefragt.
‚Meine Mutter war auch kurz erschrocken, und wieder kurz davor mir eine Predigt zu halten. :/‘-J
‚Wieder? Ich wusste, dass es nicht deine erste ernste Auseinandersetzung war. Willst du darüber reden?‘-SH
Um ehrlich zu sein, würde es gut tun, es jemandem anzuvertrauen, der nicht zu meiner Familie gehörte.
‚Ich musste oft mich selbst und andere verteidigen und hatte Unterricht in Selbstverteidigung. Natürlich ließ ich mir von da an nichts mehr gefallen.‘-J
‚Hat man gesehen, du hast das sehr gekonnt geregelt, wenn man das so bezeichnen kann. War beeindruckt.‘-SH
Wow, Sherlock Holmes war beeindruckt von mir. Ich lächelte.
‚Das fandest du beeindruckend?! XD‘-J
‚Als was würdest du es denn bezeichnen?! XD‘-SH
‚Brutal? Gefährlich? Bescheuert? XD‘-J
‚gute Nacht John. Bis morgen‘-SH
‚gute Nacht.‘-J
Es machte mich glücklich mit ihm zu schreiben, sonst hasste ich es zu chatten. Insgesamt das ganze Kommunizieren über das Handy fühlte sich nicht echt an. Aber Sherlock gab mir ein Gefühl, das ich nicht beschrieben konnte. Ich wusste nicht, ob es Freundschaft war, oder vielleicht doch mehr? Aber ich war nicht schwul. Also ich hatte nie das Gefühl ich wäre es. Aber ich bekam diesen Jungen einfach nicht aus dem Kopf.
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Addicted to love - a Teenlock story
FanfictionAls John, dessen Vater vor einem Monat im Afghanistan Krieg gefallen war, mit seiner Mutter und Schwester nach London direkt gegenüber der Holmes' einzieht, wird der Junkie und hochfunktionale Soziopath auf ihn aufmerksam...