Kapitel 18 ÷÷÷

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Die Party. Alle sprachen nur noch von der Party. Dabei war es Donnerstag. Die Jungs aus unserer Klasse unterhielten sich darüber, mit wem sie hingingen, die Mädels unterhielten sich darüber, was sie anziehen sollten. Sogar das Rugby Team machte Vorbereitungen. „Hey John." Jemand mit kurzen schwarzen Haaren kam auf mich zu. Er war aus meinem Team. „Hast du Lust bei der Party bei uns zu sitzen? Das Team ist da jedes Jahr zusammen. Schade, wenn die Tradition nicht aufrecht erhalten wird oder?" Er legte seinen Arm über meine Schulter. Sherlock hatte mich bereits gefragt. Aber ich wollte auch nicht außen vor sein. Immerhin brachte es das Team zusammen, wenn man gemeinsam etwas unternahm. Aber Sherlock. Es ging um Sherlock. „Jungs. Ich kann nicht. Mich hat schon jemand gefragt." Ich befreite mich aus dem ungemütlichen Griff meines Kollegen und blickte aufgesetzt traurig drein. „Komm schon man, wir sind ein Team. Du gehörst jetzt dazu." Ich schüttelte den Kopf. „Nein. Sorry. Aber wir sehen uns ja da." Damit war das Gespräch und das Training beendet.

Ich ging vom Platz und lief heute allein nach Hause. Ich hatte Sherlock gesagt, dass er nicht jedes Mal dabei sein musste, wenn ich Training hatte. Das verstand er.
Ich beschloss heute nach Hause zu joggen. Das tat ich lange nicht mehr. Es machte meine Kopf frei. Also sonst. Ich dachte an die Party. Und an das letzte Mal, das ich feiern war.

Der Abend hatte ganz lustig angefangen. Alle hatten Spaß und amüsierten sich. Doch leider hatte ich meinen Pegel nie ganz im Griff. Im einen Moment war ich Stock nüchtern, im nächsten lag ich irgendwo im Feld und musste von einem früheren Kumpel nach Hause gefahren werden.

Zu Hause beim Abendessen beschloss ich meiner Mutter und Harry von Der Party die anstand zu erzählen. Das ich zusammen mit Sherlock hinging versuchte ich gekonnt weg zu lassen. „John... weißt du noch? Das letzte..." Ich verdrehte die Augen. „... Mal als ich feiern gegangen bin... ja ich kann mich dran erinnern." Harry meldete sich zu Wort. „Haha. Das bezweifle ich." Sie hatte den Mund voll und lachte gleichzeitig. „Ich geh ja nicht allein hin..." Jetzt spielte ich also die ‚Ich-bin-ja-nicht-allein-Karte'. Wie dämlich. „Mit wem gehst du hin?" „Sherlock." Beide sahen mich verwirrt an. „Sherlock... unser Nachbar?" Ich wurde lauter. „Ja verdammt. Sherlock Holmes hat mich gefragt, ob ich mit ihm hingehe und ich habe zugesagt." Ich konnte diesen schelmischen Blick meiner Schwester im Nacken förmlich spüren. „Ich bin nicht schwul!" So versuchte ich die Situationen etwas zu entschärfen. Doch, ob es die Wahrheit war, wusste ich selbst nicht. Vielleicht war ich schwul. Ich hatte noch nie Interesse an einem Mädchen. Vielleicht war ich bi. Könnte ja sein. Jedenfalls war Sherlock tatsächlich attraktiv. Aber warum dachte ich da so drüber nach?

Freitag waren alle ziemlich aufgewühlt. Je länger Sherlock und ich Zeit mit einander verbrachten, desto stärker hatte ich das Gefühl, dass es richtig war. Seine Nähe tat mir gut. Und irgendwie war er in meiner Nähe anders. Die ganzen Emotionen, die er versteckte, wenn wir unter Leuten waren, zeigte er, wenn wir allein waren. Vielleicht war es mehr als Freundschaft?

Wir schrieben einander jeden Tag. Sobald sich unsere Wege trennten holten wir die Handys raus und schrieben einfach. Belanglose Dinge. Einfach nur, um zu wissen. Er ist da.

Am Tag der Party holte mich Sherlock von zu Hause ab. Er sah verdammt gut aus. Zum Glück war es dunkel, da konnte er nicht sehen, wie rot ich plötzlich wurde. Ich machte mich in seiner Nähe keine Gedanken mehr darüber, dass er ein Junge war wie ich. Ich genoss es einfach bei ihm zu sein.
„So... Lust auf ein bisschen Spaß Sherlock?" Ich schubbte ihn mit der Schulter. „Übertreiben wirs nicht John." Er lächelte zu mir herunter und legte seinen Arm um meine Schulter. Das Haus des Jungen der die Party schmiss war nur eine Straße weiter. Hatte also seine Vorteile. Was ich auch begrüßte, war die Tatsache dass ich die Wohnung bis morgen Nachmittag für mich allein hatte. Mom hatte Schicht und Harry war bei ihrer Freundin.

Als wir vor dem Haus standen war ich überrascht. Er hatte sogar einen Balkon. Draußen standen überall Jugendliche und rauchten. Wir waren eigentlich mit die letzten, die dort ankamen, daher wunderte es mich auch nicht, dass die Bude voll war. Stickige Luft strömte uns entgegen, als wir hineingingen. Mir wurde allein wegen des fehlenden Sauerstoffs schwindelig. „Nimm meine Hand." Ich streckte Sherlock meine Hand hin und er gab mir seine. Natürlich taten wir das nur, damit wir uns nicht im Getümmel verloren, doch ich hatte mich selten so wohl gefühlt, mich mit jemandem Händchen haltend durch einen Haufen Menschen zu drängeln.
Plötzlich wurden wir von jemandem angerempelt und verloren unsere Hände. Das flackernde Licht, die ganzen Menschen. Ich konnte ihn nicht mehr sehen. Die Musik war so laut, dass er mich anscheinend nicht rufen hörte. Da tippte mich jemand von hinten an. Erst dachte ich, er wäre es, doch nein. Es war der Junge aus meinem Team, der, so wie es aussah, schon ein ganzes Stück länger hier war als ich. „Joooohn... setz dich doch zu uns." Ich hatte gar keine Wahl, er zerrte mich einfach mit sich, während ich noch immer nach Sherlock ausschau hielt. Keine Chance.

Ich sah meine Teamkollegen auf einer versifften Couch sitzen und sich unterhalten, da drückte man mir ein Bier in die Hand. Wenn ich schonmal da war, konnte ich mich auch kurz mit ihnen unterhalten. Schließlich wollten wir Spaß haben.

Jedenfalls kam eins zum anderen und wie ich nun mal war, wenn ich anfing zu trinken fiel es mir schwer aufzuhören, dass sich um mich herum alles drehte. Ich hatte die Zeit vollkommen vergessen. Sherlock. Ich sollte ihn suchen gehen... und da setzte der Filmriss ein...

Addicted to love - a Teenlock story Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt